TV Fahndung nach dem Unfallverursacher von der A 31

Polizeihauptkommissar und Verkehrssicherheitsberater Christoph Becker zeigt die Metallscheibe, die für den schweren tödlichen Unfall auf der A 31 verantwortlich war.
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  • Polizeihauptkommissar und Verkehrssicherheitsberater Christoph Becker zeigt die Metallscheibe, die für den schweren tödlichen Unfall auf der A 31 verantwortlich war.
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Dorsten. Ladungssicherung geht alle an. Egal, ob Lkw, Transporter oder Auto, welche Folgen Versäumnisse haben, zeigt wohl deutlich der Verkehrsunfall vom 30. Juli auf der A 31, bei dem ein junger Mann starb.

Gemeinsam mit der VOX-Sendung „auto mobil“ (Ausstrahlung ist am Sonntag, 28. August, 17 Uhr – 18.15 Uhr) fahndet die Polizei in Münster jetzt nach dem Verursacher des Unfalls.

Rückblick:

Am Samstag, 30. Juli wurde ein 22-jähriger Fahrer eines Renault Clio während der Fahrt auf der A 31 in Richtung Bottrop von einem Metall-Teil getroffen, das wohl ein anderer Verkehrsteilnehmer verloren hatte und durch die Frontscheibe geflogen kam. Der Fahrer starb unmittelbar an seinen schweren Kopfverletzungen.Seine Beifahrerin versuchte den Wagen weiter zu lenken, was aber nicht gelang. Sie verlor die Kontrolle über den Wagen, der durch die Mittelschutzplanken in die Gegenrichtung flog. Die Beifahrerin und zwei weitere Insassen wurden schwer verletzt. Wir berichteten.

Doch wer hat die Stahlronde mit einem Durchmesser von 29,5 cm und einer Stärke von 0,8 cm, von der übrigens ein weiteres gleichgroßes Exemplar in unmittelbarer Nähe zur Unfallstelle gefunden wurde, verloren?

Die Polizei ermittelt seit dem Unfall in alle Richtungen „ Es handelt sich eindeutig um verloren gegangene Ladung. Möglich ist, dass der Verursacher ein Lkw- oder Transporterfahrer ist. Da die A 31 am Unfalltag aber auch von vielen Urlaubern befahren wurde, kann die Metallscheibe aber auch Teil eines Wohnwagengespanns gewesen sein. Reisende haben das Teil möglicherweise als Unterlegscheibe für das Abstellen eines Caravans mitgeführt“, erklärt Leitender Polizeidirektor Rudi Koriath von der Polizeidirektion in Münster. Um Aufschluss über die Herkunft und die mögliche Verwendung der mit einer Zinkschicht versehenen Stahlronde zu erlangen, wurde die Metallscheibe von Spezialisten untersucht. Ergebnis: Hinsichtlich ihrer Beschaffenheit weist sie keinerlei Auffälligkeiten auf. Zweifellos handelt es sich dabei allerdings um ein Abfallprodukt, das z. B. bei der Herstellung von Bauteilen, die in feuchter Umgebung oder draußen aufgestellt werden, anfällt. Vieles spricht für einen Lkw als Unfallverursacher. Ungeklärt ist auch, ob die Metallronden von einem vorherfahrenden Fahrzeug gefallen sind und dann in den Kleinwagen geschleudert wurden, oder ob sich der Unfallverursacher im Gegenverkehr befand und dort die Teile verloren hat. „Grundsätzlich ist beides möglich. Der Einschlagwinkel in der Frontscheibe ist jedoch ein klares Indiz dafür, dass die Metallscheibe aus großer Höhe gestürzt ist. Danach spricht vieles dafür, dass ein Lkw-Fahrer der Verursacher ist“, so Dipl.-Ing. Norbert Todt von der Dekra in Duisburg. Der Unfallanalytiker macht allerdings auch klar: „Egal, wer der Verursacher ist: Vom Verlust der Ladung hat er höchstwahrscheinlich nichts mitbekommen“. Selbst Todt kann sich in seiner langjährigen Laufbahn an keinen vergleichbaren Unfall erinnern, bei dem ein Autofahrer während der Fahrt erschlagen wurde: „Es sind geradezu schicksalhafte Komponenten eingetreten. Die Wahrscheinlichkeit, sechs richtige im Lotto zu haben, ist statistisch um ein
vielfaches höher“.

Die Zusammensetzung der Scheibe ist eine Art Fingerabdruck.

Die Polizei in Münster sucht nun fieberhaft nach Augenzeugen des Unfalls. Besonders wichtig ist für sie aber auch, zu erfahren, bei welchem Anlagenhersteller die runden Stahlronden als Abfallschrott angefallen sind. Eine besondere Spezifikation ist dabei, dass die Teile bereits vor der Weiterverarbeitung mit einer Zinkschicht versehen wurden. „Das ist vergleichsweise selten“, beschreibt Stefan Wieler von der Firma F+K Werkstoffprüfung und Labor GmbH in Wetter, bei der die Metallscheibe auf ihre Beschaffenheit hin untersucht wurde. Sollte es gelingen, den Anlagenhersteller festzustellen, gibt es eine große Chance, den
Unfallverursacher zu ermitteln. Wieler bei VOX: „Durch die exakte Zusammensetzung der Scheibe haben wir eine Art Fingerabdruck. Und wenn wir
den Hersteller kennen, kann höchstwahrscheinlich auch festgestellt werden,
wer den dort anfallenden Schrott abgeholt hat und somit der Verursacher des Unfalls ist“.

Allein 90 Unfälle durch Fehler bei der Ladungssicherung Rund 90 Verkehrsunfälle, ausgelöst durch den Verlust von Ladung bzw. mangelnde Ladungssicherung, ereigneten sich im letzten Jahr allein auf den Autobahnen im Bereich der Polizeidirektion Münster.

„Ursache dafür ist in den meisten Fällen, dass sich die Fahrer dafür nicht die notwendige Zeit nehmen und das Risiko völlig unterschätzen“, beschreibt Polizeihauptkommissar Christoph Becker von der Verkehrssicherheitsberatung der Polizei in Münster. „Vielen fehlen aber auch die passenden Zurrmittel. Oft haben auch die Chefs die Ernsthaftigkeit des Themas noch nicht erkannt, so dass man den Fahrern kaum Vorwürfe machen kann“. Es dauert nur wenige Minuten, bis bei einer Kontrolle der Autobahnpolizei ein Transporterfahrer durch einen besonders krassen Fall auffällt: Holzbohlen und Gerüststangen sind zwar mit einem Gurt umwickelt, doch würden sie schon bei der kleinsten Bremsung vom Anhänger fallen. Christoph Becker: „So ähnlich konnte es bei dem tödlichen Unfall auf der A 31 gewesen sein. Niemand macht das
absichtlich, aber die Folgen sind fatal!“
Weitere Informationen und Hinweise an die Polizei in Münster: Tel.: 0251/2750.

Autor:

Foto Bludau aus Dorsten

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