Straßenumbau Barkenberg: Sparen statt Sanierung

Präsentierten die Umbaupläne: Volker Deutsch (l.) und Dietmar Koch (r.) vom Planungsrat, zusammen mit Hubert Steinkamp vom Tiefbauamt. Foto: Borgwardt
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  • Präsentierten die Umbaupläne: Volker Deutsch (l.) und Dietmar Koch (r.) vom Planungsrat, zusammen mit Hubert Steinkamp vom Tiefbauamt. Foto: Borgwardt
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In Wulfen-Barkenberg rollen bald die Bagger: Mit dem weitgehenden Abriss zweier Spuren der bisher vierstreifigen Maiberger Allee und der Marktallee sollen Unterhaltungskosten gespart werden. Bei einer Bürgerversammlung wurde das Konzept nun vorgestellt. Dabei blieben aber einige Fragen offen.

An den Gründen für den Abriss eines Großteils der Verkehrsfläche auf den beiden Ringabschnitten wurde bei der Besprechung am vergangenen Donnerstag kein Zweifel gelassen. "Von einer Sanierung können wir hier nicht sprechen", betonte Volker Deutsch vom Planungsrat der Stadt Dorsten, "Ziel ist es, Kosten zu sparen". Dazu biete sich die überdimensionierte Ringstraße in Barkenberg an, die einst für fünfzig- bis sechzigtausend Bewohner geplant worden war. Derzeit leben aber nur rund 8600 Menschen in dem Stadtteil, Tendenz weiter sinkend.

Der Startschuss fällt dabei vermutlich schon im Mai, wenn die Vergabe des Bauauftrages wie geplant im April erfolgen sollte. Die Bagger werden dabei zuerst im Norden der Neuen Stadt am Asphalt knabbern. Beginnend ab der Höhe Schwalbenstück, wo der Wittenberger Damm in Friedhofsrichtung zur Maiberger Allee wird, wird die Südspur bis zur Einmündung Dimker Allee komplett abgerissen. Die übriggebliebene Fahrspur, die im Moment noch bis zum Ausbauende am Friedhof führt, wird dann mittig geteilt und in eine einspurige Straße verwandelt werden. "Hier gilt dann durchgehend Tempo 50", erklärte Dietmar Koch, der als Mitglied des Planungsrates die Umbaupläne vorstellte.

Sobald der im Beamtendeutsch "Rückbau" genannte Abriss im Norden vollendet ist, rückt die Baukolonne zum noch fehlenden Teilstück im Süden vor. Beginnend ab der Höhe des Wohnzentrums arbeiten sich die Bagger dann nach Westen vor, bis sie schließlich an der Fritz-Eggeling-Allee zwischen Altwulfen und Barkenberg ankommen.

Hier wird es dann etwas komplizierter: Zwischen dem Möbelhaus und der Einmündung Kampstraße wird der Rest der Südtrasse abgetragen. Wer zukünftig vom Wulfener Markt in Richtung Marler Damm fahren will, rollt also über die ehemalige Nordbahn. Mit diesem Umbau endet auch die von vielen Bürgern als unheimlich empfundene Begegnungssituation an der spöttisch so genannten "Möbelhaus-Schikane". Hier rollen derzeit zwei Spuren gerade aufeinander zu, bis die Nordspur in einer scharfen Rechtskurve vor einigen Warnbarken abbiegt.

Zwischen der Kampstraße und der Polizei soll die räumliche Trennung der beiden Fahrspuren erhalten bleiben, allerdings werden Nord- und Südspur etwa um die Hälfte verengt. Westlich der Polizei vereinigen sich beide Spuren wieder und laufen dann auf der bisherigen Südtrasse der Marktallee weiter bis zur Fritz-Eggeling-Allee. Die nördliche Spur im Westabschnitt wird abgerissen.

Die Vorstellung der Pläne sorgte für Diskussionen. Während es an den Plänen im Norden der Gemeinde kaum Kritikpunkte gab, hatten die Bürger vor allem bei den Umbauplänen im Süden einige Anmerkungen einzubringen. Hier stellte sich schnell heraus, dass die von der Stadt angekündigten "Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes" (Pressesprecherin Lisa Bauckhorn) schnell an finanzielle oder planerische Grenzen stießen. Ein Kreisverkehr, der den Verkehr am Knotenpunkt zwischen Wulfener Markt und Polizei besser verteilen könnte, wurde aus Kostengründen abgelehnt. Besonders kritisch wurde die schon jetzt an Wochenenden und in den Abendstunden völlig unzureichende Parkplatzsituation bewertet, die viele Bürger zum Parken an der rechten Fahrbahnseite der Marktallee zwingt. Neue Abstellplätze, etwa durch eine Teilnutzung der freiwerdenden Asphaltfläche, sei "nicht vorgesehen", betonte Dietmar Koch: "Dadurch würden wir keine Unterhaltskosten sparen, wie es die Zielvorgabe erfordert". Laut Stadtplanung seien die Parkplätze im Westabschnitt ausreichend, eine eventuelle Überbelegung nicht Problem der Stadt. Die Busse sollen in diesem Abschnitt künftig im laufenden Verkehr halten, separate Buchten sind bisher nicht vorgesehen.

Wie denn die freiwerdenden Flächen genutzt werden sollten, war ebenfalls ein Thema, zu dem einige Bürger Nachfragen hatten. Die Antwort war bürokratisch kurz: "Extensive Begrünung", lautete das Stichwort. Da sich die meisten Anwesenden darunter nicht viel vorstellen konnten, lieferte Stadtplaner Koch die Erklärung direkt hinterher: "Die Flächen werden mit Magerrasen bepflanzt und zweimal im Jahr von der Stadt geschnitten". Im schon fertigen Teil des Wittenberger Dammes erfolge die Begrünung in den kommenden Wochen, in den neuen Umbauabschnitten jeweils nach der Fertigstellung.

Angesichts der knappen Kasse der Stadt nahmen die Bürger die Pläne zur Kenntnis, allerdings ohne Begeisterung. Manche hatten sich offenbar erhofft, dass im Zuge der Umbauten auch einige Verbesserungen angegangen würden. Aber Radwege oder neue Parkplätze hatten - auch aus finanziellen Gründen - im Konzept der Stadt keinen Platz.

Nun harren die Anwohner den Dingen, die da kommen mögen. Eine Bürgerin stellte noch die bange Frage: "Ich arbeite im Schichtdienst - kann ich darauf vertrauen, dass ich auch während des Umbaus zu jeder Zeit aus der Siedlung auf die Hauptstraße komme?" Die Antwort der Stadt war knapp: "Wir gehen davon aus."

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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