Fürst-Leopold-Allee: Ring frei

Auf einem originalen Lanz Bulldog rollte Bürgermeister Stockhoff als Kolonnenführer über die neue Fürst-Leopold-Allee. Fotos: Borgwardt
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Mit einer Oldtimerparade ist das neue Verkehrsnetz nördlich der Zeche Fürst Leopold feierlich eröffnet worden. Seit dem heutigen Mittag (19. November) ist die Straße nun offiziell für den Verkehr freigegeben. Für die 50 Hektar große Fläche beginnt nach der Erschließung nun ein neues Kapitel - jetzt werden Investoren gesucht.

"Mit der heutigen Freigabe endet ein wichtiger Bestandteil dieser Geschichte und ein neuer beginnt", erklärte Bürgermeister Tobias Stockhoff am Donnerstag. Die Kulisse konnte passender und eindrucksvoller kaum sein: Mit den gigantischen Zylindern der Dampffördermaschine im Rücken, läutete Stockhoff in der Schwarzen Maschinenhalle eine neue Epoche in der mittlerweile über 105jährigen Zechengeschichte ein. Nun, da das Verkehrswegenetz im neuen "Gewerbepark Hervest" steht, geht es an die weitere Vermarktung.

Besonderer Rasanz macht sich das Projekt dabei nicht verdächtig: Bereits 14 Jahre sind seit der Stilllegung der Schachtanlage ins Land gegangen, und lange Zeit fristete das Gelände ein eher tristes Dasein zwischen allmählichem Verfall und unsicherer Zukunft. Besonders dem Bergbauverein Dorsten ist es zu verdanken, dass die historischen Industrieanlagen weiterhin gepflegt wurden. Seit sieben Jahren kümmern sich die Freiwilligen ehrenamtlich um die mächtigen Dampfmaschinen aus der Kaiserzeit. Erst im März war die langjährige Arbeit des Bergbauvereins mit der Öffnung der Maschinenhalle für die Öffentlichkeit gekrönt worden.

So war es mehr als ein Symbol, dass Ulrich Wilke von der Arbeitsgruppe Dampfmaschine zu Beginn des Festaktes einmal die mächtigen Kolben anfahren ließ und auch die einleitenden Worte sprechen durfte. Er übergab das Wort an den Vorsitzenden der Geschäftsführung der RAG Montan Immobilien, Professor Dr. Hans-Peter Noll, welcher gleich eine Erklärung für den langen Zeitraum zwischen Stilllegung und Neubelebung der Zeche lieferte.

"Standortentwicklung dauert mitunter sehr lange", betonte Noll, "wir mussten dicke Bretter bohren, um wieder Leben auf die alte Zeche bringen zu können." Das von ihm vertretene Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, ehemalige Liegenschaften der RAG zu modernen Wirtschaftsstandorten zu entwickeln. Nach langen Verhandlungen und bürokratischen Hürden freute sich Noll, das Straßennetz als "wichtiges Stück Infrastruktur für diesen Standort" einweihen zu können.

Vermarktung ist der nächste Schritt

Nun geht es darum, die "50 Hektar Entwicklungsfläche", wie der RAG-Vertreter das Leopoldgelände beschrieb, an interessierte Investoren zu vermarkten. Dazu unterzeichneten Bürgermeister Stockhoff und Stadtbaurat Holger Lohse für die Stadt Dorsten, Hans-Peter Noll für die RAG Montan Immobilien, und Ralf Ehlert für die Prisma Immobilien GmbH eine Vermarktungsvereinbarung. Der künftige Gewerbepark soll dem Stadtteil Hervest neue wirtschaftliche Kraft verschaffen. Bürgermeister Tobias Stockhoff rechnet mit rund 500 Arbeitsplätzen, die auf dem alten Schachtgelände geschaffen werden könnten.

Schon jetzt hat sich einiges verändert: Neben der neuen Fürst-Leopold-Allee, die nun Hervest auch ohne Umweg über Nebenstraßen oder den Flaschenhals Gemeindedreieck mit der Wenge und damit mit den Nordgemeinden Wulfen, Lembeck und Deuten verbindet, ist der Landschaftspark Hervest als Freizeit- und Veranstaltungsfläche gestaltet worden. Als "ein Stadtteilpark mit einem 9.500 Quadratmeter großen Festplatz und einem für die Öffentlichkeit zugänglichen und erlebbaren Landschaftbauwerk" preist die RAG die neue Grünfläche an, die aus der Luft an eine Kombination aus Arena und Tafelberg erinnert.

Oldtimer rollen über die Allee

Um der Einweihung der neuen Straße den richtigen Flair zu verleihen, hatte sich die Stadt aus dem Bestand von Gisbert Suden einige klassische Nutzfahrzeuge geliehen, die seit den 1960er Jahren Kohle- und Materialtransporte an der Zeche Fürst Leopold durchgeführt hatten. Die mechanischen Lastenesel zeigten sich trotz ihres Alters im vollen Glanz, waren aber im Vergleich zum Kolonnenführer noch echte Jungspunde: Ein echter Lanz Bulldog aus der Vorkriegszeit erinnerte mit schnaubendem Motor an die Anfangszeiten der Zeche in Dorsten. Auf dem Trittbrett winkte Bürgermeister Stockhoff, der just in jenem Jahr sein Abitur gemacht hatte, als die Zeche stillgelegt wurde.

Die feierliche Prozession war übrigens noch im vollen Gange, als sich der erste Verkehrsteilnehmer nach der offiziellen Eröffnung über die Fürst-Leopold-Allee bewegte. Keinem Auto, keinem Motorrad, sondern einem Herrn auf einem Liegerad wurde diese Ehre zuteil. So kann man den Wandel von der industriellen Vergangenheit zur umweltfreundlichen Moderne schließlich auch symbolisieren.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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