Gute Aussichten für das Dortmunder U - Besucherrekorde und frische Pläne

Fast 123 000 Besucher kamen 2014 ins Dortmunder U.
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Es rumort im Dortmunder U. Doch was hier gärt ist diesmal nicht Kritik, sondern ein gewisser Stolz der Kulturmacher auf ihr Publikum. Besonders jung und zahlreich sind - laut Jahresbilanz - die Besucher ins Zentrum für Kunst und Kreativ gekommen.

Knackige zehn Prozent mehr Besucher kamen im vergangenen Jahr für das Kunst- und Kulturprogramm in die ehemalige Union-Brauerei.
Es scheint so, als ob die Kunst im Turm nicht nur bei Kunstexperten, sondern mit 122 679 Gästen auch in der breiten Bevölkerung angekommen sein könnte. Seit der Gründung des Kunstzentrums im Dortmunder U 2010 ist es das erfolgreichste Jahr für den Kulturleuchtturm.
Besonders beliebt sind die Ausstellungen, Musik- und Kinoformate im Dortmunder U bei einem urbanen und jungem Publikum. Für Museen und Kunstzentren atypisch sind 70 Prozent der U-Besucher unter 50 Jahren. Publikumsmagnet waren dabei die Ausstellungen des Hartware MedienKunstVerein (HMKV) „Böse Clowns“, die allein 8 000 Besucher zog, und „His Masters Voice“ sowie die Fußball-Fotoausstellung „Regina Schmeken. Unter Spielern - Die Nationalmannschaft“ und „Arche Noah“ des Museum Ostwall (MO).

Besucherrekorde und junges Publikum

Es sind die Sonderausstellungen die fast 50 000 Menschen 2014 ins Dortmunder U lockten. Medienkunst zeigt sich beliebt. Das freut den Geschäftsführer der Kulturbetriebe Kurt Eichler: „Mit dem HMKV und seinen Sonderausstellungen haben wir ein deutschlandweites Alleinstellungsmerkmal“.
Gerade junge Menschen möchten die Kulturmalocher weiterhin in und an die oft gescholtene Landmarke einladen. Das Musikprogramm „Sommer am U“ wurde gut angenommen und wird dieses Jahr weitergeführt.„Damit tragen wir auch dem öffentlichen Wunsch Rechnung, mehr mit den Plätzen vor dem Dortmunder U zu machen“, erklärt Kurt Eichler, während sich Jasmin Vogel vom Marketing des Dortmunder U begeistert zeigt von der Akzeptanz des Dortmunder U in den sozialen Netzwerken. „Wir haben die meisten Interaktionen und Follower aller kulturellen Einrichtungen in Dortmund“ und verweist auf die Zahlen 2014, die sich allerdings aus allen Accounts der Institutionen im Dortmunder U zusammensetzen.
Digitales Leben ist vielmals auch Thema von Kinder- und Jugendworkshops auf der zweiten Etage des Dortmunder U, die der zweite große Publikumsrenner sind. Circa 38 000 junge Dortmunder haben 2014 am kulturellen Vermittlungsprogramm teilgenommen, darunter insgesamt 5000 Schulkinder in kostenfreien Workshops.
Die renommierte Sammlung des MO besuchten knapp 20 000 Besucher. MO-Direktor Prof. Dr. Kurt Wettengl betont, dass „das Dortmunder U nicht nur ein Ausstellungshaus ist, sondern auch ein Museum mit einem kulturellen Schatz und Gedächtnis“.

Neue Formate funktionieren

Mit „Jetzt helfe ich mir selbst“ wurde erstmals vom HMKV eine Ausstellung im Dortmunder U versucht, welche soziale Netzwerke selbst zum Gegenstand einer Kunstschau macht. 4 500 Besucher in einem relativ kurzen Ausstellungszeitraum von sieben Wochen sprechen für das Interesse am neuen Format.
Das Programm „Innovative Citizen“ rund um die Do-it-yourself-Kultur erwies sich ebenfalls erfolgreich, genauso wie diverse Fachtagungen und die Zusammenarbeit mit der landesweiten Wissenschaftsnacht.
Noch im Frühjahr 2015 möchte das Dortmunder U außerdem als digitales Museum und Kunstzentrum ein neues Publikum erschließen.
Internationale Aufmerksamkeit hat die Kunst im U vor allem in Frankreich durch die HMKV-Ausstellung „Böse Clowns“ durch den Kontext der Attacken von Maskierten auf die Zivilbevölkerung bekommen. Das Dortmunder U ist ansonsten auch als Symbol für den Strukturwandel der Region und für seine Programm und Kooperationen ein medial weitverbreitetes Thema - vom brasilianischen Playboy bis zu hin zu den internationalen Kunstfachmedien.
Zudem empfing das Kunstzentrum auch etliche internationale Gäste, wie John Law, den Mitbegründer des „Burning Man Festivals“ arbeitend an der Schnittstelle von Aktivismus, Pop und Widerstand.

Highlights 2015

Drei Sonderausstellungen versprechen dieses Jahr ein großes Publikum in die Kunsthallen über den Dächern der Stadt zu bringen.
„Meisterwerke im Dortmunder U“ organisiert aus der MO-Sammlung ein Bogen von der romantischen Malerei bis zur klassischen Moderne. Vom 15. Mai bis zum 9. August gibt es Werke von Caspar David Friedrich, Carl Spitzweg, August Macke, Franc Marc, Max Beckmann und weiteren Künstlern zu sehen. Kuratiert wird die Ausstellung von ehemaligen Dortmunder Bürgermeister Gerhard Langemeyer, der als ausgebildeter Kunsthistoriker beim Museum für Kunst und Kulturgeschichte tätig war und nach zwanzig Jahren sein Comeback als Kurator gibt.
Der „DEW21 Kunstpreis 2015“ wird vom 12. September bis 18. Oktober durch eine Ausstellung der teilnehmenden Künstler in der sechsten Etage des Dortmunder U begleitet.
Anlässlich des 500-jährigen Bestehens des deutschen Reinheitsgebots gibt es im Bierkühlschrank von damals eine Bier-Ausstellung unter dem Namen „Neu Gold“. Ab dem 27. November dürfen Besucher in der Ausstellung ihr eigenes Bier brauen und zeitgenössische Kunstwerke bestaunen, die sich auch kritisch dem Gerstensaft nähern. Dazu planen die Ausstellungsmacher Stefan Riekeles und Lena Tom Dieck („Proto Anime Cut“ im Dortmunder U, 2011) Aktionen im Stadtraum, eine Bierbar im Dortmunder U, einen historischen Rückblick auf Dortmund und sein gelbes Elixier, eine Biermesse sowie ein eigen gebrautes U-Bier in Kooperation mit einer bekannten Biermarke zu kostenfreien Verköstigung nach dem Ausstellungsbesuch.

Museum Ostwall

Das MO wendet sich mit dem Schulprojekt „Traumboot“ (25. September bis 1. November) nicht nur mit Milan Knizaks „A Boat For My Dreams“ dem Boot als Metapher für Träume und Leben zu, sondern auch dem Transportmittel als materialisierte Hoffnung für das Überleben von schutzsuchenden Flüchtlingen.
Außerdem akzentuiert das MO dieses Jahr Op-Art-Werke aus seiner Sammlung, baut den Fluxus-Schwerpunkt mit Werken von Al Hanson weiter aus und präsentiert vom 21. März bis 30. August Arbeiten systemkritischer Sowjet-Künstler aus den Sechzigern. Aktuelle Sounds des Region gibt es mit Florian Hüttners „Reviere um‘s U“, der Klangkunst aus seinen Aufnahmen im Unionviertel, zum Beispiel bei „Black Plastic“ und „Gasthaus statt Bank“ macht.
Spannend wird sicher auch eine „Ausstellung für Tiere“, die das MO für Mensch und eben Tiere auf dem Vorplatz der Dortmunder U vom 18. März bis 19. April bei freiem Eintritt organisiert.

Hartware MedienKunstVerein

Der HMKV fährt ab dem 11. April mit Future-Retro-Maschinen in der Ausstellung „Das mechanische Corps - Auf den Spuren von Jules Verne“ schweres Gerät auf. Mit dabei ist der gewaltige Soundpanzer von Nik Nowak, der zwar martialisch einher kommt, aber mit dubbigen Klängen feuert. Außerdem gibt es Kunstwerke zu sehen, die zwischen Steampunk und anderen großteiligen Gegenentwürfen zum Jetzt arbeiten.
In der Ausstellung „Digitale Folklore“ geht es vom 25. Juli bis 27. September um populäre Bilder im Internet, die von User selber hergestellt wurden, wie die Ästhetik der 2014 allseits beliebten Katzenbilder in sozialen Netzwerken.
Das HMKV-Ausstellungsjahr schließt mit der Medienkunstschau „eigenvalue. Technologie als handelndes Subjekt“ (ab 31. Oktober).

Kulturelle Bildung, FH Dortmund, TU Dortmund und Kino im U

Einen Schwerpunkt legt die kulturelle Vermittlung im Dortmunder U auf das Medium Film. Schüler und Jugendliche sind auch ohne Anmeldung eingeladen in der zweiten Etage sich Tipps und Fähigkeiten abzuholen. Zur Zeit sind junge Dokumentarfilmer unter den Projektnamen „Young Dogs“ in Dortmund unterwegs, um sich dem Thema Heimat, zum Beispiel im Interview mit Flüchtlingen, zu nähern. Außerdem soll es in diesem Jahr einige Workshops rund um das Erstellen von PC-Spielen und Kunst mit Spielen geben.
Verschiedene Fakultäten der TU werden auch 2015 die Hochschuletage für Projekte und nachfolgende Ausstellung nutzen. Die FH plant einen Themenschwerpunkt auf Film in Zusammenarbeit mit Szenografie und strebt eine Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Schauspiel an.
Das Kino im U wird 2015 zum Austragungsort gleich mehrerer Filmfestivals. Das Frauenfilmfestival, das türkische Filmfestival und ein Festival des deutschen Amateurfilms gibt es neben den regulären Filmvorführungen am Donnerstag und Freitag zu erleben.

Herausforderungen

Eine halbe Million Besucher haben seit 2010 das Dortmunder U besucht. Zum fünfjährigen Jubiläum der Gründung des Kunst und Kulturzentrums wird in einer Diskussion am 28. Mai kritisch Rückschau gehalten. Am 30 Mai folgt dann ein Tag der offenen Tür mit Musik, Specials und einem großen Programm auf dem Platz vor dem Dortmunder U.
Dennoch gibt es noch Luft nach oben. So sieht es Kurt Eichler, der das Kunstzentrum gerne mit dem ZKM in Karlsruhe vergleicht. „Wir haben fast deren Zahlen, aber weniger Geld und nur sechs statt zwanzig technische Mitarbeiter. Da können wir natürlich nicht so eine hohe Schlagzahl gehen“, unterstreicht der Leiter der Kulturbetriebe die Herausforderungen in der Programmgestaltung.
Zum Thema Geld und Dortmunder U entgegnet Kurt Eichler, dass die Institutionen im Kunstzentrum für die Nutzung jährlich 4 Millionen ¤ an Miete an das städtische Sondervermögen zahlen müssen. „Damit ist schon mal fast die Hälfte der 10,2 Millionen ¤ vom Jahresetat weg. Dann fressen die Betriebskosten noch die Hälfte der restlichen sechs Millionen, so dass wir einen vergleichsweise geringen Etat für Sonderprogramme“, führt Eichler aus.
Barbara Wolf aus der Chefinnenetage des HMKV verfolgt 2015 die Idee, Bürger auf der Straße direkt nach ihrer Meinung zum Dortmunder U zu fragen, um so auch in Kontakt mit Nicht-Besuchern des U-Programms zu kommen und die Erfolgsgeschichte von gefragten Ausstellungen weiter schreiben zu können.
Das aktuelle Programm im Dortmunder U gibt es online unter http://www.dortmunder-u.de/.

Autor:

Steffen Korthals aus Kamen

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