Hoesch in der NS-Zeit: Museum eröffnet neu gestalteten Dauerausstellungsbereich

Die neue Ausstellung im Hoesch-Museum stellten vor: (v.l.) Michael Dückershoff (Leiter des Hoesch-Museums), Marie Kim Juhl (Studentin Geschichte der Ruhr-Uni Bochum) und PD. Dr. Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums). | Foto: Schmitz
  • Die neue Ausstellung im Hoesch-Museum stellten vor: (v.l.) Michael Dückershoff (Leiter des Hoesch-Museums), Marie Kim Juhl (Studentin Geschichte der Ruhr-Uni Bochum) und PD. Dr. Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums).
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Das Hoesch-Museum bekommt einen neuen Bereich in seiner Dauerausstellung: Es geht um die Darstellung der Zeit des Nationalsozialismus. Rüstung, Zwangsarbeit, Zerstörung und die Biographie eines Täters sind die Themen, die das Hoesch-Museum neu recherchiert hat und nun dauerhaft präsentiert.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde Hoesch in den Dienst der Rüstung und des Aufbaus der kriegswichtigen Infrastruktur gestellt.

Auf der Hoesch-Westfalenhütte und beim Dortmund-Hörder Hüttenverein (DHHV) wurden kriegswichtige Produkte hergestellt, u.a. Panzergehäuse der Typen Panther und Tiger II, Panzermunition (DHHV), Geschützrohre und Panzerbleche.

Im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 60.000 Zwangsarbeiter in der Dortmunder Eisen- und Stahlindustrie eingesetzt. Im Dezember 1944 waren über ein Drittel der Arbeiter beim Hüttenwerk Hoesch Zwangsarbeiter. Beim Dortmund-Hörder Hüttenverein waren es sogar fast 39%.

Die Lebensumstände der Zwangsarbeiter variierten stark. Sie waren abhängig von ihrer Herkunft und davon, in welchem Betrieb sie untergebracht waren. Westeuropäische Zivilarbeiter (Franzosen, Holländer etc.) wurden in aller Regel besser als die sogenannten „Ostarbeiter“ behandelt.

In Dortmund starben viele Zwangsarbeiter. Die Lager waren kaum vor Bombenangriffen geschützt, Italiener und „Ostarbeiter“ wurden nicht in die Luftschutzbunker gelassen. Eine weitere häufige Todesursache war der Hunger. Mangelernährung führte zu einer größeren Anfälligkeit für Krankheiten, denen viele Menschen erlagen. Eine weitere Folge war fehlende Konzentration am Arbeitsplatz, welche wiederum schwere Unfälle verursachte.
Ein Großteil der Produktionsanlagen wurde durch Luftangriffe zerstört. Die regelmäßige Zerstörung von Zwangsarbeiterlagern führte zu der Suche nach immer neuen Unterbringungsmöglichkeiten. Neben Gaststätten wurde 1943 sogar der Hoeschpark als Lager genutzt.

Einer der Täter war Albert Ganzenmüller. Geboren wurde 1905. Nach seinem Diplom in Maschinenbau begann er eine Tätigkeit in der Reichsbahndirektion. Für seine Teilnahme am Hitlerputsch 1923 erhielt er den sog. „Blutorden“, 1931 trat er der NSDAP und der SA bei.
Während des Kriegs arbeitete er im besetzten Frankreich, Österreich und zuletzt in Poltawa. Dort übernahm er als Reichsbahn-Generalkommissar die Leitung der Haupteisenbahndirektion Ost.

Auf Albert Speers Empfehlung hin wurde er im Mai 1942 zum stellvertretenden Reichsbahn-Generaldirektor und Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium ernannt. Sofort wurde er maßgeblich in die Organisation der Deportationszüge eingebunden. Ganzenmüller gelang 1947 die Flucht nach Argentinien. Dort beriet er offiziell die Argentinischen Staatsbahnen. Sein Entnazifizierungsverfahren wurde eingestellt, 1955 reiste er endgültig nach Deutschland zurück. 1955 wurde er als Transportingenieur bei der Hoesch AG in Dortmund eingestellt.

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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