Neue Ausstellung im Kunstbonbon: "Märländler Essenz" von Gudrun Kattke

Schneeweißchen und Schneerosenrot | Foto: Gudrun Kattke
  • Schneeweißchen und Schneerosenrot
  • Foto: Gudrun Kattke
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Am Samstag, den 09.04.2016 um 15.00 Uhr beginnt die Vernissage und es gibt ein "Extrabonbon" für die Anwesenden!



„Märländler Essenz“ - Gudrun Kattke

Marländler Essenz ist – richtig geraten – kein Magenbitter, sondern Gudrun Kattkes wunderschöne, teils rätselhafte Interpretation des Märchenlandes oder ähnlicher Gegenden.
Wir sehen „Schneeweißchen und Schneerosenrot“: Schicht um Schicht entsteigen sie etwas verschwommen und unwirklich aus dem Bild dem Betrachter entgegen und entsprechen so dem irritierten Gefühl „Moment mal – das hieß doch irgendwie anders...und worum ging es da noch mal?“ Dann sehen wir u.A.“Des Kaisers neue Kleider“ und erleben wieder dieses unklare Gefühl...der Kaiser ist fast transparent - weil aus Folie und Klebeband gefertigt. Das verleiht ihm eine Art Gespensterhaftigkeit, die allerdings durch die sehr männlichen Attribute sofort wieder zunichte gemacht wird. Und gerade dadurch, dass er nicht nur nackt ist, sondern nicht „nackig-rosa“, kommt in die Mär oder Parabel noch eine weitere Erkenntnis dazu: er ist noch nicht einmal als nackter Mensch so richtig erkennbar, sondern lediglich ein Schemen, ein „Fast-Nichts“...(Evtl. Ähnlichkeiten mit zeitgenössischen Regenten oder Staatsoberhäuptern sind rein zufällig und nicht beabsichtigt!) Und so geht es weiter im Märchenland: ist es jetzt nur die altbekannte Geschichte oder sind da noch andere Hinweise?
Noch dazu hat Gudrun Kattke sich frei gemacht von Einschränkungen wie zusammen „passenden“ Materialien, Bildern oder Objekten. Sie schichtet, stapelt, steckt, klebt, drahtet alles zusammen, was ihr in die Finger kommt und ihrer momentanen Vorstellung entspricht. So entstehen opulente Bilder, Collagen und Objekte, Installationen und dreidimensionale Stillleben, die den Betrachter irgendwie nicht loslassen. Selbst wenn sich manchmal keine fassbare Bedeutung ergeben wird – man kann sich auch in Betrachtung der Einzelteile ergehen, das Wiedererkennen genießen und den dadurch ausgelösten Gedankengängen folgen. Gerade durch die häufige Widersprüchlichkeit oder Unlogik mit der die einzelnen Teile zusammengefügt sind, erhält jedes Werk die volle Aufmerksamkeit.
Da die Künstlerin sich gerade bei Objekten oder Installationen überwiegend an Fundstücken bedient, die den Weg zu ihr finden, ist es das Eintauchen in eine frühere Welt oder die Welt der eigenen Kindheit. Und genau das will Gudrun Kattke damit erreichen: die „WeltErinnerung“! Mit ihrer schon fast archäologischen Vorgehensweise bezweckt sie die Darstellung des Gewesenen.
So wie Märchen, Fabeln und Sagen von einer Generation an die nächste weitergegeben wurden, so gibt sie die Erinnerung an Dinge und Ereignisse weiter, die früher unseren Alltag begleitet haben oder noch immer täglich präsent sind. Erzählt Geschichten in ihren Arbeiten und entführt den Betrachter in eine Art Märchenland...
„Märländler Essenz“: eine Essenz ist in der klassischen Philosophie das Wesen eines Dings. Und im Allgemeinen ist eine Essenz etwas Hochkonzentriertes, das man pur kaum genießen kann und das erst wohlschmeckend wird, wenn man es verdünnt. Aber Gudrun Kattke ist nicht die Künstlerin, die verdünnt und dann „Wohlschmeckendes“ serviert! Also wenden wir uns besser der philosophischen Deutung zu – das tut man bei Märchen ja auch, wenn man sie als Erwachsener noch mal liest oder hört. Und erschrickt bei den Grausamkeiten, die man da entdeckt und die man als Kind nicht als erschreckend empfunden hat. Und auch das ist „WeltErinnerung“: Altbekanntes und Überliefertes aus der Kindheit und Jugend noch einmal betrachten und reflektieren. Vielleicht sogar die bisherige Meinung, die man zu einigen Dingen oder Vorkommnissen hatte überdenken und ggf. anpassen? Und so die „WeltErinnerung“ ein bisschen besser machen?!
Gudrun Kattke ist schon als Kind eine Entdeckerin gewesen: in Alltagssituationen hat sie ihre „Schätze“ entdeckt und in einen ihr genehmen Kontext gestellt. Hat sich eine eigene kreative Kinderwelt erschaffen u.A. mit vom Schuster geschenkter „Beute“: Lederresten. Und so war es eigentlich völlig klar, dass sie sich der Kunst zuwandte.
Nach dem Studienabschluss 1998 trat sie 1999 dem Vestischen Künstlerbund bei, 2000 war die Aufnahme in die „Dortmunder Gruppe“ und seit 2011 ist sie Mitglied im Westdeutschen Künstlerbund. So bestückt sie seit vielen Jahren mit ihren Bildern, Objekten, Installationen und Performances Ausstellungen quer durch Deutschland über die Niederlande, Frankreich, Großbritannien bis nach Korea.

Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind, dann besuchen Sie doch die Vernissage am 09.04.2016 um 15.00 Uhr. Dann können Sie Gudrun Kattke „live“ erleben, denn es gibt eine Welturaufführung: „Märländler Gstanzl mit Gundl und dem Icki Bua“! Und eine Ukulele ist auch mit im Spiel...
Gudrun Kattke ist auch am 26.04. und am 03.05. im Kunstbonbon anwesend – falls jemand noch Fragen hat...

Die Ausstellung dauert bis Freitag den 13.05.2016 (wie passend für Märchen und Mythen)

Autor:

Karin Schmidt aus Dortmund-Süd

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