Nachlese: DORTMUND IST BUNT vom 21.02. bis zum 02.03.2016

Gabriella Wollenhaupt, bekannte Autorin und Malerin, las mit ihrem Ehemann, Dr. Friedemann Grenz, Literaturwissenschaftler und freier Lektor, aus dem gemeinsamen Buch "Schöner Schlaf".
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  • Gabriella Wollenhaupt, bekannte Autorin und Malerin, las mit ihrem Ehemann, Dr. Friedemann Grenz, Literaturwissenschaftler und freier Lektor, aus dem gemeinsamen Buch "Schöner Schlaf".
  • hochgeladen von Jutta Geißler-Hehlke

Es ist viel geschrieben worden über die große Ausstellung von 13 Künstler*innen im Alten Museum am Ostwall. Experten und einige Leute mit Kunstverstand und Fachwissen haben sich geäußert und Kluges, Kennisreiches, Anerkennendes, aber auch Überhebliches, Herablassendes und (sorry) auch von Neid Angekränkeltes zu schreiben, zu tuscheln oder höhnisch heraus zu brüllen.

Hier bin ich, die einfache Besucherin aus Freude an Kunst, allerdings von keiner Kunstrichtung geprägt oder Fachkenntnis getrübt. Tja und nun sage ich völlig ungeschützt von Institutionen oder Interessensverbänden etwas durchaus Ketzerisches: Leute, mir hat gut es gefallen!!!!

Schon am Eingang der freundliche Empfang durch Sabine Schwalbert und Jürgen Heester vom Verein "Ostwall 7 bleibt", die ehrenamtlich mit anderen Vereinsmitgliedern und unter Beteiligung der Künstler*innen diese Ausstellung möglich gemacht haben, gefiel mir und stimmte mich heiter.

Die Vernissage mit überraschend mehr als 500 Besuchern sprengte schon den Rahmen. Mitglieder des Vereins und Künstler versuchten weitere Sitzgelegenheiten zu besorgen. Menschen saßen auf Treppen und beugten sich über die Balustraden der Wandelgänge

Die angenehm lockere Begrüßungsrede durch Sabine Schwalbert, der 1. Vorsitzenden von "Ostwall 7 bleibt" entspannte und das hinreißende Saxophonspiel vom Wim Wollner versetzte die Zuschauer in eine erwartungsvolle Stimmung. Ein weiteres Glanzlicht war die Einführungsrede von Friedrich Fuß, Bezirksbürgermeister der Innenstadt-West, der kenntnisreich und humorvoll mehrere Jahrhunderte Malerei mit Literatur und Poesie verband.

Der anschließende Rundgang durch die Ausstellungsräume gestaltete sich zu einem echten Erlebnis. Jeder Künstler, jede Künstlerin konnte einen Raum nach eigenem Ermessen gestalten.
Die Fotografinnen Cornelia Surhan und Karin Hessmann teilten sich harmonisch einen riesigen Saal.
Im Anhang finden sich Fotografien der ausgestellten Kunstwerke und ein link zum Katalog.
Mich als Laiin beeindruckte die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Ausstellenden und die Abstufungen der Eindringlichkeit in den Aussagen, den Farben und der Form der Darstellung.

Die Künstler*innen Beate Bach, Marlies Blauth, Bettina Brökelschen, Era Freidzon, Anette Göke, Tanja Moszyk, Franz Ott, Almut Rybarsch-Tarry, Silke Schulz, Rita-Maria Schwalgin, Cornelia Suhan, Karin Hessmann und Gabriela Wollenhaupt hielten sich während der Ausstellungszeit in ihren Räumen auf, beantworteten Fragen, luden zu Erfrischungen ein und plauderten mit den gut gelaunten, interessierten Besuchern.

Großen Respekt habe ich für die Kuratorin Bettina Brökelschen, der es gelungen ist, 13 sehr unterschiedliche Künstler zu einer viel beachteten gemeinsamen Ausstellung zu führen, ohne dass es untereinander zur Ehr- oder Körperverletzungen kam. Das ist eine Leistung, vor der jeder Galerist den Hut ziehen wird. Bettina Brökelschen, die selber Künstlerin ist, zeigt heitere Szenen der urbanen Sommerseligkeit, eine ungetrübte Liebe zu ihrer Stadt und den Menschen. Kunstvoll im Detail und mit hohem Wiedererkennungswert. Die fette, lebensechte, sabbernde Bulldogge will ich nicht weiter erwähnen. Man war versucht, klammheimlich ein Leckerchen aus der Tasche zu ziehen.

Der zweite Sonntag der Ausstellungszeit wartete mit einem besonderen Leckerbissen auf: Gabriella Wollenhaupt, bekannte Autorin und Malerin, las mit ihrem Ehemann, Dr. Friedemann Grenz, Literaturwissenschaftler und freier Lektor, aus dem gemeinsamen Buch "Schöner Schlaf". Die Handlung spielt zum Teil im Ostwallmuseum Dortmund und hat somit einen besonderen Bezug.
Die "Petersburger Hängung" der Bilder Wollenhaupts hat mich ziemlich beeindruckt, hinzu kommen ihre intensiven Farben und die Intimität der Gesichter. Die Verletzlichkeit und - Entschuldigung - die ausgelieferte Hässlichkeit des "Nacktmulls" berühren mich noch immer. Sind wir nicht alle "ein wenig Nacktmull"?

Aufrüttelnde Musik des großartigen "ZimmaOrkestra" (Wiebke Claussen: Akkordeon, Gesang *Ingo Debus: Windcontroller, div. elektronische Instrumente, Querflöte, Gesang* Lutz Debus: Kontrabass, Gesang* Adelheid Seehoff: Percussion* Jürgen Zerbes: Saxophone, Gesang) begleitete die Lesung mit Lidele, Klezmer und Jazz.

Die gesamte Ausstellung war ein Riesenerfolg. Zusätzliche Besuche lohnten sich auf jeden Fall. Sie bekam viel Zuspruch und Beachtung in den Medien, wobei durchaus auch kritische Fragen gestellt wurden:
Ja, es waren zu wenig Stühle da (wer einen kaufen möchte: der Verein nimmt noch Bestellungen entgegen), ......ja, es waren sehr viele unterschiedliche Künstler (Dortmund ist bunt = Vielfalt),......ja, es war etwas kühl (das Geld für die Heizung muss noch durch Spenden akquiriert werden).

Dank gebührt den Unterstützern und Spendern, die mit ihrem finanziellen Beitrag den Druck des ausnehmend schönen Katalogs und der eleganten Einladung ermöglichten. Auch zu erwähnen ist, dass Bettina Brökelschen das Layout und die Druckvorlage kostenlos erstellt hat.

Meine Meinung: Der Verein "Ostwall 7 bleibt" verdient ein dickes Dankeschön und Respekt für den Mut, die kluge Auswahl und die Energie, die es braucht, um eine solche Ausstellung auf den Weg zu bringen. Ich freue mich auf die hoffentlich baldige Fortsetzung.
Meine Kritik: Der Ausstellung hätte durchaus länger dauern können.

Text: Jutta Geißler-Hehlke

Autor:

Jutta Geißler-Hehlke aus Dortmund-City

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