Der Pfarrer auf der Straße

Mittendrin in der Seelsorge: Daniel Schwarzmann bei den Vorbereitungen für das Frühstück für Obdachlose in der St. Gertrudis-Gemeinde. | Foto: Schmitz
3Bilder
  • Mittendrin in der Seelsorge: Daniel Schwarzmann bei den Vorbereitungen für das Frühstück für Obdachlose in der St. Gertrudis-Gemeinde.
  • Foto: Schmitz
  • hochgeladen von Lokalkompass Dortmund-City

Über lange Jahre war ungeklärt, wie es mit der Obdachlosen-Seelsorge in Dortmund weitergehen sollte. Dann kam Daniel Schwarzmann.

Vor vier Jahre sagte Alfos Wiegel, der Obdachlosen-Seelsorger in Dortmund: „ich werde bei euch bleiben, solange ich gesund bleibe, ich bin ja 76 Jahre alt geworden.“ Jetzt kann er sagen: „Ich werde bei euch bleiben, solange ich gesund bin, ich bin ja nun 80 Jahre alt.“

Einen kleinen Unterschied gibt es aber: Es gibt einen neuen Obdachlosen-Seelsorger, und zwar einen ganz jungen. 33 Jahre alt ist Daniel Schwarzmann, und er freut sich sehr, dass der Bischof in Paderborn mit ihm nun eine dauerhafte Lösung für die Betreuung der Obdachlosen gefunden hat.

„Schon meine Diplomarbeit habe ich über die Tafel in Dortmund geschrieben. Mein Pfarr-Examen behandelte das Thema ‚Armut in Dortmund. Schon zu Beginn meiner Priesterschaft hatte ich mir so eine Tätigkeit gewünscht. ich bin froh, dass Paderborn mir das ermöglicht.“
Möglicherweise hat auch der frische Wind, der seit Papst Franziskus durch die katholische Kirche weht, da mitgeholfen.

Nun ist Daniel Schwarzmann zur Hälfte für die Obdachlosen in Dortmund zuständig, in der anderes Hälfte seiner Arbeitszeit betreut er die Jugendarbeit in den sechs Gemeinden des Pastoralverbunds Nordstadt Ost.

Am 23. August wurde Schwarzmann in sein neues Amt eingeführt „das war ein richtig schönes Multi-Kulti-Pfarrfest.“ Jetzt steht der Alltag an: Die festen Termine werden weiter hinbestehen, so zum Beispiel die ‚Gastkirche‘: Einmal im Monat gibt es einen Gottesdienst und ein anschließendes Essen für Bedürftige in wechselnden Gotteshäusern, jeden zweiten Sonntag wird in einr ökumenischen Veranstaltung in katholischen und evangelischen Kirchen ein Frühstück angeboten. „Das gibt es schon seit 15 Jahren. Im Schnitt kommen so 60 bis 70 Leute, am Monatsende können es aber auch 150 sein, das ist schon heftig.“

Ein Großteil der Arbeit von Daniel Schwarzmann findet auf der Straße statt. „ich gehe zu den Menschen auf den Nordmarkt, oder gehe abends raus und gucke, wo die Leute zum Schlafen liegen.“

“Berührungsängste hat er dabei nicht: „Ich komme aus einer Schaustellerfamilie. Von daher bin ich es gewohnt, mich an verschiedenen Orten immer wieder neu zurechtzufinden und auf Menschen zuzugehen.“

Oft sind die ersten Schritte der seelsorgerische Arbeit aber eigentlich sozialarbeiterische: „Da muss man manchmal echt sortieren, wie kann man da Grund reinkriegen, in so ein Leben, das ist manchmal gar nicht so einfach. ich versuche einzuordnen, was da für eine Not ist.“

Die Aufnahme durch die Obdachlosen ist sehr gut, das Vertrauensverhältnis recht unproblematisch, man ist auf Augenhöhe. Schwarzmann ist keiner, der mit dem Jenseits droht, eher stellt er die Frage: Was gibt mir Richtung, was mache ich aus meinem Leben? „Es macht Sinn, Jesus Christus zu folgen, sich für humanistische Ziele einzusetzen, es macht keinen Sinn, auf der Straße herumzulungern.“
Und er ist einer, der der Richtung folgt, die der Papst vorgibt: Geht an die Ränder, zu den Menschen am Rande.

Dafür gibt es Erfolgsgeschichten, wenn er jemanden eine Wohnung besorgen oder eine Jobperspektive schafften konnte und so aus den Bruchstücken eines Lebens wieder etwas entsteht. Neben all den bewährten Angeboten hat Daniel Schwarzmann aber auch Neues vor: „Mit den Jungs grillen und Fußball gucken würde ich gerne. Viele sind sehr einsam und könnten so Gemeinschaft erfahren. Man muss das Wort Gottes praktisch umsetzen, wie eine Kopfschmerztablette, sonst bewirkt es nichts.“

PS: Mittlerweile hat Daniel Schwarzmann eine Aktion gestartet, um die Obdachlosen mit Schlafsäcken zu versorgen. Spenden (ein Schlafsack kostet etwa 30 Euro) können auf folgendes Konto eingezahlt werden: Gast-Haus e.V. IBAN: DE 90440501990021029270; BIC: DORTDE33XXX

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

6 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.