Ein Rettungs-Schiffchen macht als Seifenkiste das Rennen

Seifenkistenfahrer Theo Neuwald umringt von Freunden und Familie mit der in 300 Stunden selbst gebauten Sammelschiffchen-Seifenkiste. | Foto: DGzRS – Die Seenotretter
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  • Seifenkistenfahrer Theo Neuwald umringt von Freunden und Familie mit der in 300 Stunden selbst gebauten Sammelschiffchen-Seifenkiste.
  • Foto: DGzRS – Die Seenotretter
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Stürmisch ist es oft, wenn die Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) aufs Meer rausfahren, um Menschen aus Seenot zu befreien. Stürmisch war es auch für den zehnjährigen Theo Neuwald – allerdings nicht draußen auf See: In einer selbstgebauten Seifenkiste sauste der Dortmunder bei einem Rennen in Krefeld den Hügel hinunter. Die Form des Eigenbaus sorgte für reichlich Aufsehen: Er sieht aus wie ein Sammelschiffchen der Seenotretter – nur in groß.

"Die Erklärung dafür ist ganz einfach“, sagt Theo und lacht. „Schuld ist mein Opa.“ Als passionierter Segler und Förderer der Retter auf See beflügelte Großvater Eckhard Osterhage von klein auf Theos Fantasie.

Der Opa ist schuld

So ist es kein Wunder, dass Theo bei einem Aufsatzwettbewerb der Schulen zum Thema „Meine Zukunft“ nicht lange nachdenken musste, worum es in seinem Text gehen soll. „Ganz klar“, sagt er, „die Seenotretter.“ Und was genau will er werden? „Als Seenotretter auf dem Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede helfe ich beim Löschen einer brennenden Fähre.“

Rettungsschiff besucht

Dabei legte sich Theo so ins Zeug, dass er für seinen Aufsatz ausgezeichnet wurde. Was der Junge nicht ahnte: Sein Opa gab der DGzRS-Zentrale einen kleinen Wink. Die Seenotretter waren so von der Geschichte angetan, dass Theo und seine Familie bei einem Besuch auf Helgoland an Bord der Hermann Marwede durften.
„Das war super“, schwärmt er noch heute.
„Da konnte ich mir das Schiff von oben bis unten angucken. Alle waren total nett und haben sich viel Zeit für uns genommen.“ So viel Zeit, dass man an Bord gemütlich ins Plaudern kam. Die Mannschaft erzählte etwas über das Schiff. Theo erwähnte irgendwann das Seifenkistenrennen – und die Idee war geboren. „Der Vormann meinte, die Seifenkiste könnte doch aussehen wie ein Schiff der Seenotretter“, erzählt Theo. „Ich fand das sofort klasse.“

Wettlauf gegen die Zeit

Dass die Seifenkiste dann doch nicht wie ein Seenotrettungskreuzer aussehen konnte, stellte sich zu Hause schnell heraus. „Das war ziemlich kompliziert und hätte nur eine Kompromisslösung werden können“, sagt Vater Jürgen Neuwald. Die Lösung: das Sammelschiffchen. „Es hat dafür die perfekte Form.
Es ist schnittig, einfach aufgebaut und hat einen hohen Erkennungswert.“ Die gesamte Familie packte mit an. Ein Wettlauf gegen die Zeit begann: Bis zum Start des Seifenkistenrennens blieben nur noch wenige Wochen.

Baupläne im Internet gesucht

„Wir haben zunächst mal nach Bauplänen für Schiffe im Internet geguckt, wurden aber nicht fündig. Schließlich hat uns Theos Onkel Daniel Napolitano die symmetrische Spantenkonstruktion präzise entworfen. Dem Konstrukteur ging das leicht von der Hand. „Mit dem filigranen Spantengrüst steht und fällt ja die gesamte Statik und Optik des Schiffchens“, erzählt Jürgen Neuwald - ein Ingenieur.
„Außerdem konnten wir in der Tischlerei meines alten Klassenkameraden Olaf Engels arbeiten. Wir durften alle Geräte benutzen. Er ist selbst Segler und hat mitgeholfen.“ Auch Theos jüngerer Bruder Helge packte mit an.

300 Arbeitsstunden steckte die Familie in den Bau

Gut 300 Arbeitsstunden steckten Familie Neuwald und Co. in den Bau der Seenotretter-Seifenkiste. Baupläne aufstellen, Holz sägen und fräsen, Holzverbindungen nach Tischlerart herstellen statt Baumarktwinkel zu benutzen, eine richtige Beplankung befestigen und natürlich das Fahrwerk inklusive Lenkung und Fußbremse fest mit dem Korpus verbinden, zuletzt spachteln, lackieren und beschriften – drei volle Wochenenden waren die „Schiffbauer“ von morgens bis abends auf der Seifenkisten-Werft beschäftigt.

Körperlich am Ende, aber superstolz

„Am Ende“, sagt Jürgen Neuwald, „waren alle auch körperlich am Ende – aber superstolz.“
Und am Renntag klopfte Theos Herz bis zum Hals. „Die Startrampe war so richtig steil“, sagt er. „Und die Seifenkiste wurde echt schnell.“ Nur zwei Probeläufe waren erlaubt. Die Seifenkiste hat zum Glück Bremsen. „Benutzt hat er die beim eigentlichen Rennen allerdings weniger“, sagt Vater Jürgen und lacht. „Das Schiffchen hat aus optischen Gründen nur eine schmale Spurbreite und dabei einen relativ hohen Schwerpunkt.

Auf  zwei Rädern in die S-Kurve

Die scharfe S-Kurve auf der Hälfte der Strecke hat Theo auf zwei Rädern genommen. Ich dachte, ich guck’ nicht richtig.“
Auf der gut 500 Meter Strecke brauchte er nur 31 Sekunden und schaffte es auf den dritten Platz. „Klar bin ich stolz“, sagt der junge Seifenkistenpilot und erinnert sich gern an den Bau seines kleinen Flitzers. Ursprünglich wollte die Familie den Eigenbau nach dem Rennen meistbietend versteigern und das Geld der DGzRS spenden. Jetzt gibt es einen noch schöneren Plan. Jürgen Neuwald: „Wir übergeben die Seifenkiste der DGzRS als Dauerleihgabe. Eine Idee ist es, sie in in einem Info-Zentrum auszustellen." 

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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