Ruud rockt Dortmund

Geboren 1943 in Utrecht:  Der Gastronom, DJ und Konzertveranstalter Ruud van Laar hat in Dortmund vieles auf die Beine gestellt. Besonders unter den Partygängern der 70er und 80er Jahre ist er ein alter Bekannter | Foto: privat
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  • Geboren 1943 in Utrecht: Der Gastronom, DJ und Konzertveranstalter Ruud van Laar hat in Dortmund vieles auf die Beine gestellt. Besonders unter den Partygängern der 70er und 80er Jahre ist er ein alter Bekannter
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Seit mehr als 40 Jahren ist der DJ und Konzertveranstalter Ruud van Laar in Dortmund und Umgegend unterwegs.

Mit Anfang 20 kam der gebürtige Niederländer ins Ruhrgebiet - und blieb hier hängen. Speziell in Dortmund ist er so etwas wie eine lebende Legende. „Ich bin aber auch umstritten in Dortmund, das weiß ich“, sagt er. Seit den späten 60ern hat er hier aufgelegt, hat Clubs und Kneipen auf- und wegen Geldmangel wieder zugemacht - rund hundert Mal.

„Ich hab mich immer bemüht zu arbeiten war früh selbstständig, habe aber auch früh die Segel streichen müssen.“ Schon 1971 kam der erste Offenbarungseid. Zwischen 1968 und 1981 hat Rudd van Laar fast jeden Abend in der Woche irgendwo aufgelegt, und auch heute ist er immer noch aktiv als DJ dabei.
„Ich versuche immer, den Job nicht als Arbeiter zu machen, habe immer probiert, Musik als Künstler umzusetzen und vor allem unbekannte Musik unter die Leute zu bringen.“

Ende der 60er, Anfang der 70er, hat van Laar für Konzerte unbekannte Bands und Künstler nach Dortmund geholt, die später Musikgeschichte machten: „ Kraftwerk habe ich so um 1970 herum mehrfach nach Dortmund geholt, unter anderem haben sie auf der Seebühne im Westfalenpark gespielt.“ 1974 war Genesis in der Stadt zu Gast.

„Dortmund war damals die heißeste Stadt in der Gegend, was Musik betrifft - und ich war der angesagteste DJ weit und breit.“ Nicht nur was Musik und Kneipen betrifft: „Es wurden viel Drogen gehandelt in der Stadt, und die Polizei hatte mich offenbar als Dealer in Verdacht. Ich habe aber nicht gedealt.“

Van Laar holte Supertramp in die Stadt, und Ozzie Osbourne mit Black Sabbath - vielleicht zur früh für den breiten Erfolg. „ich war immer ein Dropout, ein schwarzes Schaf. Ich hatte Lust, gegen den Strom zu schwimmen. Als Künstler willst du was Besonderes machen, willst wahr genommen werden.“

So gut er als DJ und Veranstalter auch wahrgenommen wurde - ein guter Geschäftsmann war Ruud van Laar nicht. „Als Selbstständiger bin ich immer nur gescheitert, bin immer wieder pleite gegangen, habe aber auch immer wieder neu angefangen.“ Rund hundert Konzepte hat er, allein und mit anderen, im Laufe seines Lebens auf die Beine gestellt, von langer Dauer war keines.
Auch aktuell mischt Ruud van Laar wider mit. Mit anderen zusammen hat er im Keller der Gesamtschule Gartenstadt den Blue Notez Club installiert. Dort spielten kürzlich die Grandmothers of Invention, die schon mit Frank Zappa auf der Bühne standen.

Als Discjockey ist van Laar noch immer sehr aktiv: „Ich bin wie ein guter alter Handwerker, ich werde immer besser, denn die Arbeit als DJ ist schwieriger als man glaubt. Es ist ein Spiel mit dem Kollektiv Publikum.“ Dabei sei das Auflegen bei einer privaten Gesellschaft noch das Einfachste: „Öffentlich auflegen machen ja eigentlich nur wenige DJs, die meisten werden für Hochzeiten oder Geburtstagesfeiern gebucht. Das ist eigentlich stinklangweilig.“

Ruud van Laar arbeitet mit Vinyl und CDs, und was er an Platten und CDs dabei hat, muss er immer im Blickfeld haben, muss sehen können, was er als nächstes auflegt. Rund 160000 Schallplatten hat er in seinem Archiv, und nochmal so viele CDs. „In den besten Zeiten konnte ich schon am Plattenrücken sehen, welche LP das ist, da bin ich dann eine oder anderthalb Minuten mit den Augen über die Plattenrücken geschweift und hatte das Passende. Man ist ein bisschen wie ein Regisseur an so einem Abend“, erklärt van Laar.

90 bis 100 Stücke spielt man an einem normalen Abend, und die wollen gut aufeinander angestimmt sein. „Manchmal gibt es so einen Aha-Effekt an einem Abend, dann geht ein Raunen durch die Leute.“ Und dann weiß er, dass er seinen Job gut gemacht hat. Der DJ sei keine menschgewordenen Jukebox, und wenn man zu viele Plattenwünsche der Gäste erfülle, könne man den Abend nicht mehr kontrollieren, so van Laar. „Die meisten, die sich bestimmte Titel wünschen, wollem dass andere zu ‚ihrer‘ Musik tanzen.“

Das führt auch schon mal zu Aggressionen - und zur duklen Seite eine speziellen Tätigkeit: „Ich bin zwar in Dortmund sehr bekannt, aber ich bin auch sehr umstritten. Früher war ich Alkoholiker, hab viel getrunken. Jetzt habe ich das im Griff.“

Aktuell kann man Ruud van Laar als DJ am 28. März auf dem Partyschiff Herr Walter ereleben. Dort legt er einmal im Monat seine All-Time-Favourites und unbekanntem Material auf. Das kann Musik aus allen möglichen Stilrichtungen sein, von Jazz bis zu den Stones. Privat hört Ruud van Laar zwar gerne Freejazz oder Improvisationen, zu Hause gibt es aber so gut wie keine Musik. „Musik so für den Hintergrund oder zum Entspannen mag ich nicht. Zu Hause ist Stille.“

Einmal im Monat ist van Laar auch in der Unnaer Lindenbrauerei zu Gast. „ Dort gibt es eine Ü-50-Party, bei der ich auflege. Da sind jeden Monat über 500 Menschen. So etwas würde in Dortmund nicht funktionieren. Die Dortmunder sind nicht besonders tanzwütig. Bei den Veranstaltungen hier und in Bochum kommen nur rund zehn bis 15 Prozent der Gäste aus der Stadt, der Rest kommt aus dem Umland.“ Die Ü-50-Disko ist immer am zweiten Samstag im Montag, der nächste Termin ist der 12. April.

Genug zu tun für einen DJ, der eigentlich schon im Rentenalter ist: „Gerade bei der Altersgruppe von Ende 40 bis über 60 gibt es einen sehr großen Bedarf an Veranstaltungen im Ruhrgebiet, da geht noch mehr!“

Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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