Die Baumafia in Dortmund: Waren am U-Turm Schwarzarbeiter im Einsatz?

DIE LINKE möchte über den Erkenntnisstand der Stadtverwaltung zum Einsatz von Schwarzarbeitern im Rahmen des U-Turm-Umbaues informiert werden. | Foto: Stefanie Kleemann, Dortmund-Agentur, Stadt Dortmund
  • DIE LINKE möchte über den Erkenntnisstand der Stadtverwaltung zum Einsatz von Schwarzarbeitern im Rahmen des U-Turm-Umbaues informiert werden.
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Mit einer brisanten Anfrage zum Umbau des Dortmunder U-Turmes geht die Fraktion DIE LINKE in die Sitzung des Finanzausschusses am Donnerstag. DIE LINKE möchte nämlich über den Erkenntnisstand der Stadtverwaltung zum Einsatz von Schwarzarbeitern im Rahmen des U-Turm-Umbaues informiert werden.

Nach Informationen des WDR seien mehrere am Umbau des U-Turm beteiligte Firmen in den Fokus der Ermittler des Bundeskriminalamtes (Deckname scavo = ital. für „Baugrube“) geraten, weil sie Geschäfte mit der sogenannten sizilianischen Baumafia gemacht haben. Die durchaus renommierten Bauunternehmen kauften Scheinrechnungen von Strohmannfirmen, um damit in den eigenen Bilanzen tatsächlich nicht entstandene Kosten vorzutäuschen und so Steuern und Sozialabgaben zu sparen. Das erhaltene Bargeld nutzen die Firmeninhaber für eigene Zwecke, bezahlten eigenen Arbeitern einen zusätzlichen Schwarzlohn oder heuerten illegale Arbeiterkolonnen an.

Strohmannfirmen beim Bau des Dortmunder U

Gegen vier Tatverdächtige im Kölner Raum findet derzeit ein Prozess statt. Im Raum Dortmund / Witten sei aber eine weitere Gruppe der sizilianischen Mafia aktiv gewesen. Mehrere Unternehmen, die mit Strohmannfirmen Geschäfte abgeschlossen hatten, waren nach WDR-Informationen in Höhe von mehreren Millionen Euro beim Umbau des Dortmunder U-Turms beteiligt.

„Damit liegt der Verdacht nahe, dass es auch beim Umbau des U-Turmes zum Einsatz von Schwarzarbeitern gekommen sein könnte. Daher interessieren wir uns dafür, welche Informationen der Verwaltung zum jetzigen Zeitpunkt zu diesem Sachverhalt vorliegen, und warum die politischen Gremien bislang nicht informiert wurden. Es wäre aber auch denkbar, dass der Stadt von Bauunternehmen abgerechnete Leistungen der Strohmannfirmen in Rechnung gestellt wurden, die tatsächlich nie erbracht wurden. In diesem Falle müsste man sich mit der Frage eines Schadensersatzes befassen“, meint Utz Kowalewski, finanzpolitischer Sprecher der Ratsfraktion von DIE LINKE. Ob die gewaltigen Kostenexplosionen am U-Turm auch durch illegale Machenschaften zu Lasten der Allgemeinheit zustande kamen, ist daher noch unklar. Der WDR wird am 14. April zu den Aktivitäten der sizilianischen Baumafia in NRW einen Dokumentarfilm ausstrahlen.

Vorsicht Mafia – Wie kriminelle Banden Deutschland bedrohen: Ein Film von Marko Rösseler Panoramabild die story

Montag, 07. April 2014, 20.15 - 21.00 Uhr, ARD
Montag, 14. April 2014, 22.00 - 22.45 Uhr

Die italienische Mafia in Deutschland: Längst schon geht es nicht mehr nur um Drogen-, Menschen-, Waffenhandel oder Schutzgelderpressung. Die Mafia von heute ist subtiler, unsichtbarer geworden - und damit gefährlicher denn je.

Sie unterwandert ganze Bereiche der Gesellschaft, zum Beispiel die Bauwirtschaft. „In Deutschland kann die Mafia nahezu ungestört agieren“, sagt Roberto Scarpinato, Staatsanwalt und einer der wichtigsten Mafiajäger Italiens. Deutsche Ermittler geben ihm recht. die story begibt sich auf Spurensuche und recherchiert gemeinsam mit Kollegen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung und von SPIEGEL ONLINE.

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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