Flüchtiges Deutschland

Der Morgen graut Tag für Tag. Die Straßen sind bunt und die Meinungen schwarz oder weiß. Egal, ob die Sonne golden scheint oder eine dicke graue Wolkendecke sich über das Land legt, eins wird sich nie verändern, denn das, was uns ausmacht, sind menschliche Gefühle, die sowohl gut als auch schlecht sein können. Einige Gefühle verstärken gewisse Meinungen, andere verringern sie. Was ist gut, was ist schlecht? Welche Veränderung falsch, welche richtig? Was ich mich jedoch frage ist, leben wir die Veränderung oder schauen wir lediglich wie durch eine beschlagene Glasscheibe nach draußen, als seien wir nicht betroffen, unantastbar? In Sicherheit wiegend schauen wir hinaus, urteilen über gut oder schlecht, sind kurzsichtig, nicht weise. Wie ein kleines Kind drücken wir die Nase an der kalten Scheibe platt, um zu sehen, was draußen in der Kälte vor sich geht. Mit kindlichen Augen sehen wir die Welt, unfähig, die Kinderperspektive zu verlassen. Die Unschuld spricht aus uns. Nicht nur wir, die hinter der Glasscheibe sitzen, sehen nicht. Auch die festen Stiefel, mit ihren gezielten Schritten, lassen sich von der Masse tragen, ohne zu sehen, zu verstehen, wohin ihr Weg führt. Getrieben von eigener Angst, Selbstzweifel und daraus folgendem Hass wirken sie stark, selbstsicher und gewandt. Ein Resultat aus Verunsicherung, die umschlägt in eine Bewegung, die ihren Ausgang nicht kennt. Ihn nicht versteht. Ihre eigenen Worte entgleiten Ihnen, wachsen über ihre Köpfe, ohne dass sie diese halten können. Ein Kind, das mit einem Drachen spielt, den es nicht kontrollieren kann, das von den Füßen gerissen, in den Himmel gezerrt wird. Die Schnüre reißen, das Kind fällt. Und der Drachen? Der Drachen steigt weiter, bis er schließlich von Wind und Wetter zerfressen wird. Eine Bewegung ohne Zukunft. Und wir, die hinter der Scheibe sitzen, sehen hinaus, sagen nichts, fühlen nicht. Wir schließen unsere Augen, lassen unsere Finger über die beschlagene Glasscheibe fahren und träumen von Liebe, Hass, Friede und Unruhe. Etwas, das unser Dasein beendet oder beflügelt. Doch letzten Endes warten wir nur auf die Wiederholung desselben Filmes mit alternativen Ende. Wer etwas schubst, bringt etwas in Bewegung, ohne zu wissen, ob er es wieder anhalten kann.

Autor:

Viola Schleenkamp aus Dortmund-City

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