Gefälschte Wahlplakate in Dortmund: Die Polizei ermittelt - eine Satire

Dieses Wahlplakat der Partei DIE PARTEI ist nicht gefälscht. Die Partei DIE PARTEI thematisiert den Pädophilie-Skandal der Grünen: "Grüne! Finger Weg von unseren Kindern. Ein Kind ist kein Touchscreen!" Steckt die Partei DIE PARTEI hinter den Nonsens-Wahlplakaten der anderen Parteien? | Foto: www.die-partei.de
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  • Dieses Wahlplakat der Partei DIE PARTEI ist nicht gefälscht. Die Partei DIE PARTEI thematisiert den Pädophilie-Skandal der Grünen: "Grüne! Finger Weg von unseren Kindern. Ein Kind ist kein Touchscreen!" Steckt die Partei DIE PARTEI hinter den Nonsens-Wahlplakaten der anderen Parteien?
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Das bereits Mitte August vom Internet-Nachrichtenmagazin für Deutschland gemeldete bundesweite Phänomen, dass die informativen und geistreichen Wahlplakate der fünf im Bundestag vertretenen Parteien CDU, SPD, FDP, Grüne und DIE LINKE von Unbekannten durch inhaltsleere Nonsens-Poster ersetzt wurden, hat nun auch wenige Tage vor der entscheidenden Abstimmung Dortmund erreicht.

Im Gegensatz zu den anderen bundesweiten Aktionen, die in der Regel bei Nacht und Nebel stattfanden, schlugen die Witzbolde in Dortmund am Mittwoch am helllichten Tage zwischen 12.00 und 18.00 Uhr zu. Sie hingen in mutmaßlich stundenlanger Arbeit die Plakate der Parteien ab und ersetzen diese -wie in vielen anderen Städten der Republik auch schon geschehen- durch eigene Plakate, deren Sinn sich aber leider gar nicht oder nur kaum erschließt.

Laut Polizei fehlt von den Tätern bis jetzt jede Spur

Der Sprecher der Dortmunder Polizei Keen Ausgang wertete die Handlungen als Straftat. "Das ist definitiv kein Kavaliersdelikt, wir werden nun verstärkt Streife fahren", so der Polizeisprecher. Vermutungen, dass die Täter Wahlkampf-Aktivisten des Dortmunder Kreisverbandes der Spaß-Partei "DIE PARTEI – Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiativen" seien, mochte Ausgang mit Hinweis auf den Ausgang der laufenden Ermittlungen nicht kommentieren. Der Kreisverbandsvorsitzende der Partei war für Lokalkompass.de nicht zu erreichen.

Kleinstpartei DIE PARTEI steht im Verdacht – was weiß Martin Sonneborn?

Die Kleinstpartei Die Partei des ehemaligen Chefredakteurs des Satire-Magazin „Titanic“ Martin Sonneborn wurde tatsächlich vom Bundeswahlleiter Präsident Roderich Egeler für die Bundestagswahl am 22. September 2013 zugelassen. Die Partei DIE PARTEI geriet in den Fokus der Fahnder, da sie bereits am Donnerstag, den 11. Juli 2013 ihre Mitglieder, deren Zahl bundesweit bei weniger als einer Million liegen soll, per Internet zum Erstellen von Wahlplakaten aufgefordert hat:
„Sommerzeit, Demagogiezeit! Alle PARTEI-Mitglieder sind jetzt gehalten, für den beginnenden Bundeswahlkampf plumpe, bauernfängerische Plakate übelster Machart zu entwerfen. Die populistischsten und marktschreierischsten Motive werden im Zwei-Wochen-Turnus auf der PARTEI-Seite veröffentlicht; der Sieger gewinnt ein Abendessen mit Martin Sonneborn, der schönen Kanzlerkandidatin Samira El Quassil und diversen Nassauern aus dem Bundesvorstand."

Nonsens-Wahlplakate zum Anschauen

Eine Auswahl der von der ungewöhnlichen Aktion betroffenen Wahlplakate aus dem gesamten Stadtgebiet Dortmund haben wir für unsere Leser hochgeladen.

Die betroffenen Bundestagsparteien sind schwer empört

Der SPD-Parteivorsitzende Rabig zeigte sich entsetzt angesichts des „neuen“ SPD-Plakats „das WIR entscheidet“. “Als ob wir mit einem Slogan einer Leiharbeitsfirma werben würden.“ und "Das sieht ja aus wie in der Allianz-Arena von Bayern München", entrüstet sich der Sozialdemokrat. Sein CDU-Kollege und Ratsmitglied Assman schloss sich bezüglich der vermeintlichen CDU-Plakate mit einer schwäbischen Hausfrau an. „Als wollten wir, dass so eine Mutti Deutschland regiert.“, so der Christdemokrat. "Gemeinsam erfolgreich in der Küche oder wo?", ätzt er weiter. Auch die Liberalen sind gegenüber ihres Ersatz-Plakats mit einem senilen, alten Mann und dem Spruch „Keine neuen Steuern, keine neuen Schulden“ eher skeptisch. „Nur mit Ausgabenkürzungen kann man einen Staatshaushalt nicht sanieren“, resümiert ein namentlich nicht genanntes FDP-Mitglied erstaunlich einsichtig. „Von Griechenland ganz zu schweigen“, ergänzt das FDP-Ratsmitglied Redetsatt noch. „Eine unglaubliche anti-feministische Provokation stellt das Plakat mit der Verhunzung des Namens unserer Spitzenkandidatin da. Sie heißt nämlich gar nicht Mut“, ereifert sich die Grüne-Fraktionssprecherin Euter. Auch beim dem Plakat „Wir bringen neue Energie“ schüttelt sie empört den Kopf: „Geistloser geht es gar nicht. So was gehört verboten!“
Auch die Sprecherin der Bezirksgruppe der Partei DIE LINKE Nischel gefällt das gefakte LINKE-Plakat „Der Osten wählt rot. Klar!“ nicht. „Furchtbar! Das wäre ja fast wie früher. Nur hatten wir damals satte 90 Prozent statt der aktuellen 10 Prozent und das ganze ohne Wahlkampf.“

Parteienforscher Nym beklagt Langeweile des Bundestagswahlkampfes

Der Soziologe und Parteienforscher Arno Nym (48) vom gewerkschaftsnahen Institut Neue Soziale Marxwirtschaft (INSM) führt den ominösen Plakatetausch auf die Langeweile zurück, die derzeit den Bundestagswahlkampf bestimme. „Es scheint als würde das Ergebnis schon feststehen. Eine Wechselstimmung gibt es nicht wirklich. Selbst eine Auswechslung des Personals nach der Wahl erscheint unwahrscheinlich. Es fehlt eine eiserne Schnauze.“, analysiert der Fachmann Nym.
Die Kanzlerin betreibe eine „asymetrische Demobilisierung“, deren Ziel es ist, dass die Anhänger der Opposition noch weniger motiviert sind zur Wahl zu gehen, als die eigenen Leute. Laut aktuellen Umfragen reiche es eindeutig nicht für rot-grün. Für rot-rot-grün könnte es reichen, dies würde aber nicht ernsthaft angestrebt. Eher noch könnte es ganz knapp für schwarz-gelb reichen. Ansonsten für schwarz-rot oder erstmalig für schwarz-grün. „Frau Merkel wird Kanzlerin bleiben. Einen Politikwechsel wird es bei den letzten drei, also den wahrscheinlichsten Varianten, nicht geben.“, folgert Nym. Der Forscher fürchtet letztlich einen „undemokratischen, weichgespülten Bonapartismus“.

Tucholsky äußert sich in der aktuellen Weltbühne

Der Journalist Kurt Tucholsky (123) erklärte zu den kuriosen Vorfällen in Dortmund in der aktuellen Ausgabe der Wochenschrift „Die Weltbühne“ lapidar, „Satire darf alles.“ Die beiden Schriftsteller Theobald Tiger und Ignaz Wrobel schlossen sich dieser Einschätzung an.

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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