Trotz Doppelabi weniger Ausbildungsstellen

Mit einer Schultüte voll Kochbücher und Kochmesser und Süßem wurden die 38 neuen Auszubildenden in den Riepe Privat Hotels begrüßt. Sie erlernen in den fünf Betrieben der Familie Riepe wie Ringhotel Drees in den nächsten Jahren die Berufe Koch, Restaurant-fachmann/frau, Hotelfachmann/frau, Hotelkaufmann/frau und Fachkraft. Im Gegensatz zum Trend im Hotel- und Gaststättengewerb weniger Lehrstellen anzubieten, setzt Drees auf Ausbildung. | Foto: Schmitz
  • Mit einer Schultüte voll Kochbücher und Kochmesser und Süßem wurden die 38 neuen Auszubildenden in den Riepe Privat Hotels begrüßt. Sie erlernen in den fünf Betrieben der Familie Riepe wie Ringhotel Drees in den nächsten Jahren die Berufe Koch, Restaurant-fachmann/frau, Hotelfachmann/frau, Hotelkaufmann/frau und Fachkraft. Im Gegensatz zum Trend im Hotel- und Gaststättengewerb weniger Lehrstellen anzubieten, setzt Drees auf Ausbildung.
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Trotz aller Apelle mehr auszubilden, meldeten die Betriebe zum doppelten Abi-Jahrgang weniger Ausbildungsstellen bei der Agentur für Arbeit. 4884 Bewerber standen 3336 Lehrstellen gegenüber.

Der Ausbildungsmarkt in Dortmund präsentierte sich zurückhaltend. Große Sprünge blieben im Jahr des doppelten Abiturjahrgangs jedoch aus. Dennoch ist Ausbildung für viele Unternehmen ein fester Bestandteil ihrer Strategie zur Fachkräftesicherung. Die Bilanz des Ausbildungsjahres 2012/2013 stellten IHK, Handwerkskammer und Agentur für Arbeit gemeinsam vor.

Betriebe durch Finanzkrise verunsichert

Auf dem Arbeitsmarkt schlagen sich die Verunsicherung durch die Finanz-und Wirtschaftskrise und die Konjunkturflaute in zurückhaltenden Einstellungen nieder. Angesichts dieser anspruchsvollen Rahmenbedingungen hat sich der Dortmunder Ausbildungsmarkt dennoch einigermaßen robust gezeigt. Diese Bilanz zogen Michael Ifland, Geschäftsführer Berufliche Bildung der IHK, Angelika Weies, Geschäftsführerin der HWK Dortmund, und Astrid Neese, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund.

IHK zählt 90 Ausbilildungsverträge weniger

„Wir konnten zum 30. September zwar nicht ganz die sehr guten Eintragungszahlen des Vorjahres erreichen, sehen aber auch keine Anzeichen für eine Verfestigung eines negativen Trends beim Ausbildungsangebot“, zieht Michael Ifland ein Fazit. Von Januar bis September registrierte die IHK 5040 neue Verträge. Dies sind 1,8 Prozent oder 90 Verträge weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei konnte Dortmund im Vergleich zum Vorjahr sogar ein leichtes Plus von 0,7 Prozent auf 2935 Verträge verzeichnen. Bei der Analyse fällt auf, dass der Metall-und Elektrobereich ein Minus von 12 bis 15 Prozent bei den Lehrstellen ausweist, da 2011 und 2012 die Ausbildungsleistung stark ausgeweitet wurde. Insgesamt sieht Ifland das Überschreiten der 5000 Verträge als positives Ergebnis. Denn dies gelang von 1990 bis heute nur viermal.

IHK: Unternehmen müssen sich Strategien überlegen

Bei der IHK wurden lediglich 82 Verträge mehr eingetragen, bei denen der Schulabschluss Fachhoch- oder Hochschulreife angegeben war. „Vermutlich haben viele Abiturienten erst eine Alternative zur Aufnahme eines Studiums oder Beginn einer Ausbildung gewählt und sind deshalb nicht am Ausbildungsmarkt angekommen“, vermutet Ifland. Unternehmen könnten dadurch auch 2014 noch aus einem größeren Bewerberkreis zu wählen. Unumkehrbar ist allerdings die demografische Entwicklung. Ifland rät Unternehmen deshalb, sich bereits jetzt eine geeignete Strategie zur Gewinnung von Auszubildenden zu überlegen.
„Sinnvoll sind Partnerschaften mit Schulen. Dabei bindet man frühzeitig Schüler an sein Unternehmen und kann für sein Unternehmen und seine Berufe werben. Zusätzlich kann ein Unternehmen auch Gruppen wie Studienabbrecher in den Fokus zu nehmen. Diese bringen schon viel Erfahrung mit und die Ausbildung kann entsprechend verkürzt werden.“

Minus 7,7 Prozent bei außerbetrieblicher Ausbildung

Bei der Handwerkskammer wurden in Dortmund 779 Ausbildungsverträge eingetragen. Dies ist ein Minus von 0,9 Prozent und in der außerbetrieblichen Ausbildung von Minus 7,7 Prozent. Bei außerbetrieblichen Trägern schlägt sich vor allem bei den Friseuren mit minus 31,30 Prozent und bei den Maler und Lackierern mit minus 18,37 Prozent nieder.

Hoffnung des Handwerks wurde enttäuscht

Die Hoffnung, mehr Abiturienten fürs Handwerk zu gewinnen, wurde enttäuscht. Doch die HWK rechnte noch mit Abiturienten, die nah dem Studienstart erkennen, dass sie eher praktisch begabt sind, im Handwerk eine berufliche Perspektive finden können.
„Auch solche, die einen nicht so guten Schulabschluss vorweisen, versuchen wir mit Beratern passgenau mit einem Betrieb zusammenzuführen“, so HWK-
Geschäftsführerin Angelika Weies. „Sofern Defizite bestehen, sind die Betriebe vielfach bereit, Nachhilfe zu organisieren.“ Ganz besondere Anstrengungen unternimmt die HWK, um Jugendliche mit Migrationshintergrund zu erreichen.
Das Handwerk sieht hier ein großes Potenzial, um dem befürchteten Fachkräftemangelbegegnen zu können.

4884 junge Dortmunder suchten Lehrstelle

Vom 1. Oktober 2012 bis 30. September 2013 meldeten sich bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit insgesamt 4.884 Bewerber für einen Ausbildungsplatz. Das sind 213 Jugendliche mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig meldeten die Unternehmen 3.336 Ausbildungsstellen. Das sind 97 Stellen weniger als zuvor.
166 Lehrstellen blieben unbesetzt. 213 Bewerber suchten Ende September noch einen Ausbildungsplatz (Vorjahr: 168).
Agentur-Chefin Astrid Neeses Fazit: „Der Ausbildungsmarkt ist spät gestartet. Es herrschte deutlich mehr Bewegung zum Ende des Ausbildungsjahres und wir bringen auch jetzt noch Jugendliche und Betriebe zusammen. Gemeinsam wird es uns gelingen, dass wir für jeden Jugendlichen, der leider ohne Ausbildungsstelle bleibt, eine Alternative haben.“

Begabten Azubi erkennt man nicht am Zeugnis

Nicht alle Arbeitgeber fanden ihre Wunsch-Bewerber, nicht alle Ausbildungsangebote trafen auf interessierte Jugendliche. „Man erkennt einen begabten Auszubildende
nicht zwangsläufig an einem guten Zeugnis“, fordert sie Arbeitgeber auf, weniger Berührungsängste zu haben und sich frühzeitig auf die zurückgehenden Schülerzahlen einzustellten.“

Wunschberufe

1. Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel
2. Medizinische/r Fachangestellte/r
3. Bürokaufmann/-frau
4. Verkäufer/in
5. KFZ-Mechatroniker/in
6. Industriekaufmann/frau
7. Fachlagerist/in
8. Friseur/in
9. Industriemechaniker/in
10. Maler/in und Lackierer/in

Top 10 der gemeldeten Stellen

1. Bürokaufmann/-frau
2. Kaufmann/-frau im Einzelhandel
3. Verkäufer/in
4. Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen
5. Bankkaufmann/-frau
6. Kaufmann/frau im Groß- und Außenhandel
7. Medizinische/r Fachangestellte/r
8. Friseur/in
9. Fachinformatiker/in Systemintegration
10. Kaufmann/Kauffrau für Bürokommunikation

Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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