Hilfe für Schwangere in Not - Babyklappe und vertrauliche Geburt

Die Babyklappe des Klinikums Dortmun ist an der  Wilhelmstraße. Wird ein Säugling hineingelegt, kann mit einem Stempelkissen ein Füßchen auf einen Zettel gestempelt und mitgenommen werden. Liegt ein Baby im Bettchen, klingelt kurz darauf eine Schelle eine Kinderkrankenschwester herbei, die sich um das Baby kümmert. | Foto: Schmitz
  • Die Babyklappe des Klinikums Dortmun ist an der Wilhelmstraße. Wird ein Säugling hineingelegt, kann mit einem Stempelkissen ein Füßchen auf einen Zettel gestempelt und mitgenommen werden. Liegt ein Baby im Bettchen, klingelt kurz darauf eine Schelle eine Kinderkrankenschwester herbei, die sich um das Baby kümmert.
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Immer wieder kommt es vor, dass schwangere Frauen in einer Notlage, aus welchen Gründen auch immer, ihre Schwangerschaft verbergen, das Kind heimlich zur Welt bringen und im schlimmsten Fall aussetzen. Jeder dieser Fälle ist einer zuviel.

Um das zu verhindern, gibt es verschiedene Hilfsangebote für Schwangere in Not. Die Möglichkeit, das Neugeborene in einer Babyklappe sicher und anonym abzulegen, gibt es in Deutschland seit dem Jahr 2000.

Auch in Dortmund gibt es eine Babyklappe. Sie ist am Kinderklinkikum in der Wilhelmstraße untergebracht. Kliniksprecher Marc Raschke dazu: " Die Babyklappe gibt es in Dortmund seit dem Jahr 2001. Seither kann man sagen, dass rund alle zwei Jahre ein Kind dort abgegeben wurde, insgesamt waren es sieben Kinder. Die Mutter hat die Möglichkeit, das Kind dort anonym und sicher abzulegen. An der Babyklappe liegen ein Stempelkissen und Karten - für einen letzten Fußabdruck vom Kind. Damit kann sich die Mutter im Zweifel dann auch „ausweisen“, wenn sie das Kind doch wieder zurück will. Entscheidet sich die Mutter nicht innerhalb von acht Wochen, dass Kind doch selbst großzuziehen, wird es an Adoptiveltern vermittelt. Keines der Babys, die dort abgelegt wurden, ist bislang wieder von der leiblichen Mutter zurückgeholt worden."

Daneben gibt es für Schwangere auch die Möglichkeit einer vertraulichen Geburt bei einer Hebamme oder in einem Krankenhaus. Das Dortmunder Klinikum bietet auch diese Möglichkeit an, die allerdings, so Raschke, noch nicht in Anspruch genommen wurde.

Seit dem  1. Mai 2014 können Frauen, die auch nach der psychosozialen Beratung ihre Anonymität nicht aufgeben möchten, den Weg der vertraulichen Geburt wählen.Im April 2015 gab das Bundesfamilienministerium bekannt, dass im ersten Jahr 95 Frauen die Möglichkeit zur vertraulichen Geburt genutzt hätten.

Bei der vertraulichen Geburt können Frauen können ihr Kind medizinisch sicher und vertraulich zur Welt bringen. Sie werden von einer Beraterin, die an die gesetzliche Schweigepflicht gebunden ist, beraten und begleitet: Vor und auch nach der Geburt, wenn sie es wünschen.

Die Mutter gibt ihre Identität nur einmalig gegenüber der Beraterin preis, die Ihre persönlichen Daten aufnimmt und dafür sorgt, dass diese in einem Umschlag, der beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben aufbewahrt wird, sicher hinterlegt werden. Mit 16 Jahren kann das Kind die Identität der Mutterund damit seine Herkunft erfahren, es sei denn, sie erwirkt gerichtlich eine weitere Anonymität.  www.geburt-vertraulich.de

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat das eine spezielle Hotline eingerichtet, an die sich Schwangere unter der Nummer 0800 40 40 020 kostenlos rund um die Uhr wenden können. Die Beratung ist mehrsprachig, bei Bedarf kann an eine der örtlichen Beratungsstellen weitervermittelt werden. Auch im Internet unter www.geburt-vertraulich.de gibt es weiterführende Infos.

Die Babyklappe:

Zwischen 2000 und 2009 sind in Deutschland etwa 80 Babyklappen entstanden. Laut Terre des Hommes wurden 2008 38 Kinder anderswo ausgesetzt, von denen acht lebend gefunden wurden.Bis Ende 2009 wurden an 98 Babyklappen und vergleichbaren Einrichtungen in Deutschland mindestens 209 Kinder abgegeben oder boten die Möglichkeit der anonymen Geburt. Bis Januar 2012 waren es bereits 278 abgelegte Kinder, 652 anonyme Geburten und 43 anonyme Übergaben.

Eine der ältesten „Babyklappen“ ist noch heute am Vatikanischen Hospital Santo Spirito sichtbar. Papst Innozenz III. ließ gegen Ende des 12. Jahrhunderts als erster verfügen, dass an den Pforten der Findelhäuser so genannte Drehladen (ital. Torno) angebracht wurden.
Das von der Zunft der Seidenweber im 14. Jahrhundert gestiftete Findelhaus „Ospedale degli Innocenti“ in Florenz besitzt einen drehbaren Holzzylinder („Ruota“), an dem bis 1875 Säuglinge anonym abgegeben werden konnten.

In Hamburg wurde im dortigen Waisenhaus 1709 eine Drehlade eingerichtet, ausdrücklich zur Verhütung von Kindesmord, die aber aufgrund des großen 'Erfolges' (mehr als 200 abgegebene Kinder in einem Jahr) 1714 wieder geschlossen wurde.

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Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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