„Gegen Ronaldo braucht man auch Glück“

In der Gruppenphase bezwang der BVB die „Königlichen“ aus Madrid zuhause mit 2:1 und holte im Rückspiel ein 2:2-Remis. Das würde dieses Mal den Einzug ins Finale bedeuten. | Foto: Schütze/Archiv
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  • In der Gruppenphase bezwang der BVB die „Königlichen“ aus Madrid zuhause mit 2:1 und holte im Rückspiel ein 2:2-Remis. Das würde dieses Mal den Einzug ins Finale bedeuten.
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Er spielte erst mit dem BVB gegen Real Madrid und später selbst für die „Königlichen“. Christoph Metzelder weiß, was die Borussia am Mittwochabend (24.4., 20.45 Uhr) im Halbfinale der Champions League erwartet - und wie der BVB die Startruppe um Cristiano Ronaldo wie schon in der Gruppenphase erneut schlagen kann.

Im Interview mit dem Stadt-Anzeiger spricht der heutige Schalker Christoph Metzelder über Ehrfurcht und Nervosität, Defensivarbeit und Fußballlust, Özil und Götze.

Lohn für eine tolle Saison

Sie haben selbst 2003 als junger Spieler in der Champions League mit dem BVB gegen Real Madrid gespielt. Welches Gefühl überwiegt in einer solchen Partie?
Metzelder: Zum einen ist es eine unglaubliche Motivation, auf diesem Niveau gegen einen solchen Gegner im Halbfinale anzutreten. Dieses Spiel ist für den BVB auch der Lohn für eine tolle Saison. Ich mag aber auch nicht mehr die Leute hören, die jetzt davon sprechen, diese Spiele könne man einfach nur genießen. Es geht hier um den Einzug ins Champions-League-Finale. Und wenn man so weit gekommen ist, dann möchte man das als Sportler auch unbedingt erreichen. Daher wird auch eine große Portion Nervosität dabei sein.

Einer der weltbesten Spieler

Geht man als junger Herausforderer auch mit Ehrfurcht in ein solches Spiel?
Metzelder: Natürlich weiß man, gegen wen man da antreten muss. Wer gegen Cristiano Ronaldo spielt, der weiß, dass er auf einen der weltbesten Spieler trifft. Er ist einer, der in jeder Sekunde in der Lage ist, einem Spiel mit einer Einzelaktion eine Wende zu geben. Da muss man vor allem als Defensivspieler immer hellwach sein und braucht auch ein bisschen Glück. Cristiano nimmt sich auch mal den Ball und haut ihn aus 40 Metern aufs Tor.

Der Faktor Bernabeu

Der BVB muss zuerst zuhause antreten - ein Nachteil?
Metzelder: Es ist sicher für Real ein Vorteil, dass sie das Rückspiel im Estadio Santiago Bernabéu austragen dürfen. Ich habe in meiner Zeit in Madrid selbst dort immer wieder Spiele erlebt, in denen die unmöglichsten Rückstände noch gedreht wurden. Da entsteht oft in den letzten 20 Minuten noch eine ganz spezielle Stimmung und Eigendynamik. Der Faktor Bernabéu ist in diesem Duell nicht zu unterschätzen.

Was kann der BVB dem entgegenstellen?
Metzelder: Es ist sicher die DNA von Real Madrid, offensiv zu spielen, auch wenn Mourinho das Gesamtgefüge etwas mehr in die Balance gebracht hat. Aber was die Defensivarbeit und die defensive Ausrichtung angeht, liegt der Vorteil bei Borussia Dortmund. Arbeit gegen den Ball hat auch sehr viel mit Demut, mit Unterordnung in den Mannschaftsverbund zu tun. Das defensive Spiel gegen den Ball wird ein großer Vorteil der Dortmunder sein.

Ein schnelles Spiel aufzwingen

Was müssen die Dortmunder noch beachten, um gegen Real eine Chance zu haben?
Metzelder: Real Madrid hat sich immer schwer getan gegen deutsche Mannschaften – vor allem in Deutschland. Man muss Madrid ein physisches, schnelles Spiel aufzwingen, sie in Zweikämpfe verwickeln und ihnen die Lust am Fußballspielen nehmen.

Cristiano Ronaldo ist der Mann im Mittelpunkt bei Real. Welche Rolle spielen die deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira?
Metzelder: Mesut Özil ist ein fantastischer Spieler, der sich in Madrid noch einmal unglaublich entwickelt hat. Da er in Sachen Torabschluss eher uneigennützig agiert, fällt er oft nicht ganz so auf wie etwa Cristiano Ronaldo. Für das Spiel von Real und das Kreieren von Torchancen aber ist Özil unglaublich wichtig. Sami Khedira ist so etwas wie die Lunge von Madrid. Er verrichtet nicht nur die defensiven Aufgaben, was angesichts der enormen Offensivkraft von Real aber absolut wichtig ist. Sondern er rückt auch immer wieder in zweiter Reihe mit nach vorne nach.

"BVB muss Schwachstelle nutzen"

Welcher BVB-Spieler genießt auf der anderen Seite bei Real den größten Respekt?
Metzelder: Mario Götze, Marco Reus, Robert Lewandwoski - das sind mit Sicherheit drei Spieler, die Real auf dem Schirm hat und die die Abwehr von Madrid intensiv beschäftigen werden. In einer sonst qualitativ hochwertig besetzten Mannschaft ist die Defensive immer die Schwachstelle bei Real. Das muss der BVB nutzen.
Die Erfahrung spricht klar für Real Madrid. Kann Borussia Dortmund das durch Enthusiasmus wettmachen?
Metzelder: Mit Sicherheit, das hat der BVB in den letzten Jahren unter Beweis gestellt, auch auf nationaler Ebene. Bei Borussia Dortmund wissen alle, dass sie in diesen Spielen zwei Mal eine herausragende Leistung abrufen müssen. Und dass man mit Faktoren wie Enthusiasmus und Leidenschaft auch eine Mannschaft schlagen kann, die mehr fußballerische Qualität mitbringt. Zumindest kann man sie damit ganz empfindlich ärgern.

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Autor:

Antje Geiß aus Dortmund-City

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