Kinder entscheiden mit: Johanniter-Kita Lindenhorst führt Kinderparlament ein

Bei der Wahl des Kinderparlaments fleißig sind (v.l.) Luise, Johannes, Meyra, Kita-Leiterin Stephanie Göbel, Martin, Sonja Carstens vom Jugendamt, Sam und Erziherin Lara Schlüchtermann. | Foto: Schmitz
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  • Bei der Wahl des Kinderparlaments fleißig sind (v.l.) Luise, Johannes, Meyra, Kita-Leiterin Stephanie Göbel, Martin, Sonja Carstens vom Jugendamt, Sam und Erziherin Lara Schlüchtermann.
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„Die Welt gehört in Kinderhände“ singt schon Herbert Grönemeyer. Einen kleinen Schritt in diese Richtung geht nun die Johanniter-Kita in Lindenhorst, die ihre kleinen Besucher mit einem Kinderparlament an den täglichen Entscheidungen teilhaben lässt.

Für das Kinderparlament wählen die Kinder an der Lindenhorster Straße 232 ihre Sprecher, die bei den Sitzungen die Meinungen und Wünsche der anderen Kinder vertreten. Dabei spielen Rücksichtnahme, die Meinung anderer vertreten und gemeinsam Lösungen finden eine wichtige Rolle. Frühkindliche Bildung und lebenslanges Lernen sollen gefördert werden.

Vorbild für die Wahlen des Kinderparlaments ist die Einführung des Elternrates im vergangenen Oktober. „Die Kinder haben etwa die Wahlplakate gesehen“, sagt Yvonne Brandt, stellvertretende Einrichtungsleiterin und Projektleiterin. Solche Plakate gibt es jetzt auch für die Kinder, die alle in ihrer jeweiligen Gruppe zur Wahl stehen. Auf diesen stehen unter anderem ihre Hobbys und ihr Alter. Jedes Kind konnte in einer geheimen Wahl einen Muggelstein (Muggel ist ein Begriff aus der Buchreihe „Harry Potter“) in die Dose seines bevorzugten Kandidaten werfen. Ein bis zwei Vertreter (je nach Gruppengröße) werden so gewählt. „Aus jeder der fünf Altersgruppen ist jemand dabei“, freut sich Einrichtungsleiterin Stephanie Göbel.

Die Kita hat ein offenes pädagogisches Konzept. So können die Kinder ihre Spielbereiche und Spielpartner frei wählen. Der Elternrat unterstützt die Kita unter anderem bei Veranstaltungen, wie Mitglied Kristin Kootz erklärt. „Wir helfen, wo Hilfe gebraucht wird, und bringen uns mit Ideen ein“, sagt sie. Das Kinderparlament findet sie super. „Die Kinder sehen so, wie Politik funktioniert.“

Die Gruppensprecher werden nächste Woche ihre erste Sitzung haben. „Die Kinder kommen dann zu mir in die Sprechstunde und können mir erzählen, was sie und die anderen Kinder für Wünsche oder Probleme haben“, sagt Stephanie Göbel. „Sie lernen so, dass auch ihre Meinung gehört wird. Partizipation wird in unserer Einrichtung ganz großgeschrieben.“

Zwei der gewählten Kinder sind Hassan und Okan. Eine Stichwahl war nötig, da mehrere Kinder bis zu drei Steine bekommen hatten. Hassan freut sich und will die anderen Kinder im Morgenkreis fragen, was er vorbringen soll. Okan findet das Kinderparlament ebenfalls gut. „So können wir sagen, was wir möchten, oder wenn einer haut oder boxt.“

Friedhelm Sohn, Vorsitzender im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie, findet die frühkindliche Demokratieerziehung sehr gut. „Sie können so lernen, auch die Ideen der anderen zu vertreten. In der Schule und im Betrieb können sie später auch wählen.“ Grade in der heutigen Zeit, in der die Demokratie von manchen in Frage gestellt werde, sei dies sehr wichtig. In andere Kitas gibt es ähnliche Projekte, wie Sohn erzählt. „Dort können sie zum Beispiel bei einzelnen Projekten mitentscheiden.“ Sonja Carstens, Fachreferentin für Kinder- und Jugendförderung im Stadtbezirk Eving, findet ebenfalls, dass Kinder sich so früh wie möglich an der Demokratie beteiligen sollten. „Sie lernen so, sich später auch weiter zu engagieren.“

Das Kinderparlament ist Teil der Projektreihe „Wir entscheiden mit! – Politik in Kinderhände“, bei der die Kinder Schritt für Schritt an ein partizipatives Miteinander herangeführt werden. Auch in anderen Kindergärten in Hamm, Lünen und Bergkamen gibt es das Projekt. Einige werden bald ein Kinderparlament einrichten, andere haben ein Beschwerdemanagement oder diskutieren im Kindergarten mit Politikern.

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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