Kunst mit der Kettensäge: Skulpturen von Bernd Moenikes stehen in ganz Brackel

Bildhauer Bernd Moenikes arbeitet in seinem Neuasselner Atelier mit ganz unterschiedlichen Materialien, hauptsächlich aber mit Holz. | Foto: Schmitz
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Er gehört zu den Künstlern, die in Brackel mit den meisten Werken im öffentlichen Raum vertreten sind: Bernd Moenikes setzt sich unter anderem mit dem Verhältnis der verschiedenen Weltreligionen auseinander.

Sein Atelier hat Moenikes im Kulturhaus Neuasseln am Budden­acker 9. Ursprünglich arbeitete Moenikes mit Stein. Marmor und Sandstein waren seine bevorzugten Materialien. Bei einem Aufenthalt im Wochenendhaus seiner Eltern entdeckte er aber zufällig einen Eichenstamm und eine Kettensäge. „Das war die Initialzündung“, sagt er. Seitdem macht er Kettensägenkunst.

Eines seiner bekanntesten Werke entstand aus der Kaisereiche, die bis 2011 am Brackeler Hellweg stand. Der Baum war nicht mehr sicher und musste gefällt werden. Darum gab es damals sogar einigen Ärger, weil einige Dortmunder Bürger nicht glauben wollten, dass der Baum gefällt werden musste. Sogar Drohbriefe an lokale Politiker gab es. „Der Befall war nicht im Bereich des Stammes, sondern in der Wurzel. Der Baum hätte auf die Kreuzung fallen können“, erinnert sich Moenikes.

Die evangelische Gemeinde sprach ihn im Vorfeld an und einigte sich mit ihm auf ein Konzept. „Die Astansätze habe ich bei der Skulptur ‚Zusammen‘ bewusst stehenlassen, damit es weiter einen Bezug zum ursprünglichen Baum gibt. Sowohl die evangelische als auch die katholische Gemeinde Brackel, die beide die Ökumene sehr bewusst leben, besitzen je eine Hälfte des Stammes“, erklärt der Künstler. Wer an dem 6,30 Meter hohen längsgeteilten Baumstamm am Doppel-Standort auf dem Clemens-Kirchplatz (siehe Titelfoto) und vor dem Arent-Rupe-Haus aufblickt, sieht jeweils eine Seite eines besonnenen Menschen. Zudem hat Moenikes aus den Ästen 100 Köpfe geschaffen. Die Werke kosteten jeweils 100 Euro und der Erlös ging zur Hälfte an die Gemeinden, zur Hälfte an den Künstler. „Es war eine große Leistung von den Gemeinden“, freut sich der Künstler darüber, dass alle verkauft wurden.

Moenikes kam früh mit künstlerischen Techniken in Berührung. „Mein Vater war Kunstlehrer, der aber auch etwa für Kirchen Kunstwerke anfertigte. Mit ihm habe ich oft Werkstätten besucht, in denen er sich seine Werkzeuge und Materialien besorgte“, erzählt er. Schon früh reifte in ihm der Wunsch, ebenfalls Künstler zu werden: „Mit sechs hatte ich meine erste Ausstellung mit Knetfiguren in der Küche meiner Eltern“, erinnert er sich schmunzelnd. Moenikes war immer an künstlerischen Prozessen interessiert und hat als Gymnasiast viel gemalt. Baumeister und Kandinsky zählten zu seinen Vorbildern.
Während des Studiums an der Uni Dortmund ging er bei einem Steinmetz in die Lehre, da er sich auch für plastisches Gestalten interessierte. „Ich habe dort 1981/82 meine Lehre als Geselle abgeschlossen und bekam bald die ersten Sonderaufträge, etwa ein großes irisches Kreuz, eine Madonna oder eine Vogeltränke mit allen möglichen Tieren.“

In Gelsenkirchen fertigte er unter anderem ein steinernes Relief an einem Haus in der Nikolaus-Groß-Straße an, das den Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und NS-Opfer Nikolaus Groß zeigt, und das vom damaligen Erzbischof eingeweiht wurde.

Moenikes‘ bevorzugtes Material ist Holz,aber auch nicht ausschließlich. Für ein Hotel in Gelsenkirchen hat er beispielsweise zwei Marmorstelen für den Eingangsbereich gestaltet. Und auch das Max-Planck-Institut in Dortmund besitzt eines seiner „steinernen“ Werke.

Weltreligionen in der Kommende

Auch die Kommende in Brackel nennt ein Werk des Künstlers ihr Eigen: Die Steinskulpturen-Gruppe „Weltreligionen“ und die Doppelskulptur „Paar“. Moenikes wurde Ende der 80er-Jahre gefragt, ob er etwas für den Garten anfertigen könne. „Da ich mich zu der Zeit viel mit dem Thema befasst habe, habe ich die fünf Weltreligionen mit ihren Symbolen auf Stelen dargestellt. Auf einem Sockel davor sitzt der ‚Nachdenker‘ in einem imaginären Kasten“, erklärt der Künstler. „Möglicherweise denkt er über den Sinn der Religionen nach“, gibt er einen Denkanreiz. Generell versucht er bei seinen Werken deutlich genug zu sein, um die Betrachter auf den von ihm gedachten Weg zu lenken.
Viele seiner Werke stehen in Dortmund - aber längst nicht alle. Von Flensburg bis Landshut hat Moenikes schon Aufträge erhalten. „Ich hab schon mal drei Meter große Figuren zum Güterbahnhof geschleppt“, erinnert sich „der Holzbildhauer mit der Kettensäge“, wie er auch genannt wird, schmunzelnd.

Zwerge tragen Turn- und Flüsterstange

Im Brackeler Clemens-Kindergarten steht auch ein Werk des Künstlers: Zwei Kobolde bzw. Zwerge tragen eine Turn- und Flüsterstange auf den Schultern. „Die Kinder hängen dort manchmal Basteleien auf“, freut sich Moenikes, im Zweitberuf Lehrer an einer Schule für geistig Behinderte in Brilon.

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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