"Fokus auch auf andere lenken" // Grußwort von Brackels Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka

Unter anderem zeigte in 2015 auch das gelungene Sommerfest im Wickeder Flüchtlingsdorf Morgenstraße die funktionierende Willkommenskultur und ehrenamtliche Flüchtlingshilfe im Stadtbezirk Brackel. - Ein solches Engagement auch auf andere Bevölkerungsgruppen zu richten, regt Karl-Heinz Czierpka an. | Foto: Schmitz
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  • Unter anderem zeigte in 2015 auch das gelungene Sommerfest im Wickeder Flüchtlingsdorf Morgenstraße die funktionierende Willkommenskultur und ehrenamtliche Flüchtlingshilfe im Stadtbezirk Brackel. - Ein solches Engagement auch auf andere Bevölkerungsgruppen zu richten, regt Karl-Heinz Czierpka an.
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Per Grußwort zum Jahreswechsel hat sich heute (4.1.) auch Brackels Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka rückblickend und vorausschauend an die Ost-Anzeiger-Leser und die Bürger im Stadtbezirk Brackel gewendet:

Passend zum Wort des Jahres hat auch im Stadtbezirk Brackel das Thema Flüchtlinge 2015 eine herausragende Rolle gespielt. Die zeitraubende und kräftezehrende Strategie der ständigen Gesprächsbereitschaft hat eine hohe Akzeptanz auch bei (fast) allen direkten Anwohnern erreichen können. Dazu beigetragen hat sicher auch die große Kompetenz der AWO als Betreiberin und der Mitarbeiter vor Ort sowie die Bereitschaft vieler, über das normale Maß hinaus tätig zu werden.

So etwa wird die freundliche Begleitung durch die Kollegen der örtlichen Polizeiwache von allen als sehr wohltuend empfunden, lernen doch die Flüchtlinge, dass sich unsere Polizisten völlig von denen unterscheiden, die sie oft in ihren Herkunftsländern gefürchtet haben.

Und letztlich sind wir von Ausschreitungen in den Einrichtungen verschont geblieben, sicherlich auch den überschaubaren Größen der Einheiten geschuldet. Viel mehr als 300 Menschen sollten es an einem Ort nicht werden! „Im Dorf“ haben sich die Bewohner als unauffällige Menschen gezeigt – allen Befürchtungen und düsteren Prophezeiungen zum Trotz.

Natürlich wäre das alles ohne das große Engagement der Ehrenamtlichen kaum vorstellbar gewesen. Hier noch einmal vielen Dank an die zahllosen Helfer!

Und ein besonderer Dank geht an jene, die geduldig auf ihren Einsatz warten. Wenn mehr als 200 Menschen 50 Flüchtlinge betreuen wollen, wird das schwierig. Zumal wir im Stadtbezirk in enger Abstimmung mit der AWO einen ganz klaren Kurs fahren: Die Flüchtlinge erledigen alles selber, was sie selber machen können! Und das ist fast alles! Diese Menschen haben sich doch nicht aus dem Mittelalter zu uns gebeamt! Die haben vor ihrer Flucht ein ganz normales Leben geführt wie wir auch, in Gesellschaften, die mit der unsrigen durchaus vergleichbar sind. Und sie haben erfolgreich eine Flucht organisiert, eine Zeit durchlebt, die sehr viel Flexibilität und jede Menge Organisationstalent gefordert hat – die muss man nicht mehr an die Hand nehmen, um ihnen die Käsetheke zu zeigen.

Zum Glück werden für große Teile mittlerweile sogar die Sprachkurse bezahlt, so dass auch dort das Ehrenamt zurückgefahren werden kann. Vielleicht ist es eine gute Idee, den Fokus auch auf andere Bevölkerungsgruppen zu lenken, die unserer Hilfe bedürfen – wenn wir so ein großes Hilfsangebot für Obdachlose, Alleinerziehende, Alleinlebende und andere hinbekommen könnten, wäre der Gesellschaft enorm geholfen.

Dennoch werden wir auch für die Flüchtlingsarbeit weiterhin auf die Ehrenamtlichkeit angewiesen sein, denn es werden sicher noch mehr Menschen zu uns kommen, auch zu uns in den Stadtbezirk Brackel!

Fest steht, dass zu den beiden Flüchtlingsdörfern Morgenstraße (170 Menschen) und Haferfeldstraße (270 Menschen) weitere Übergangseinrichtungen im Stadtbezirk nötig sein werden, zumal die Haferfeldstraße Ende 2017 zurückgebaut werden muss, da hier dann die neue Sporthalle für die Geschwister-Scholl-Gesamtschule entsteht.

Wohnraum in Wambel und in Wickede-West

Und wir brauchen Wohnungen, nicht nur für die Flüchtlinge, auch für die weiter wachsende Stadt. Daher werden 2016 die Bebauungspläne Niederstefeldweg und Wickede-West weiter verfolgt werden.

Viele weitere Maßnahmen stehen 2016 auf der Tagesordnung: Die KITA an der Langschedestraße kommt, ebenso wie der neue Netto-Markt im Einkaufszentrum an der Meylantstraße. Und der Stadtbezirk muss sich unbedingt um den Weiterbau der L663n kümmern, denn für viele Projekte im Norden der Stadt – Nordwärts lässt grüßen – ist die Verkehrsentlastung durch eine Anbindung des Hafens an die L663n von großer Bedeutung. Nur sollten wir im Osten dann gemeinsam dafür sorgen, dass wir nicht die Lkw-Suppe auslöffeln müssen, die uns die Gesamtstadt damit einbrockt. Ein Weiterbau in Richtung Unna und eine Anbindung an die B233 ist unbedingt nötig und auch für die Verkehrsströme aus und in unserem Stadtbezirk wichtig.

Toll, dass nun auch der Rat der Stadt Interesse am Radschnellweg Ruhr zeigt – hatte er doch der Initiative zunächst die kalte Schulter gezeigt. In der Vorlage war das schön zu sehen: Während überall im Ruhrgebiet die beteiligten Räte positiv reagierten, kam die einzige positive Dortmunder Stimme von der Bezirksvertretung Brackel.

Für uns ist jede Attraktivitätssteigerung des Radverkehrs ein wichtiger Punkt im Kampf gegen den immer stärker werdenden Autoverkehr. Daher beobachten wir auch mit Interesse die Initiativen im Bezirk Innenstadt-Ost zur Realisierung des Gartenstadt-Radweges, der Brackels Radweg-Magistrale kreuzt. Natürlich werden wir hier gemeinsam für eine gute Anknüpfung sorgen.

Denn die negativen Folgen des Autoverkehrs sorgen allenthalben für Ärger. Es wird zu schnell gefahren, Verbote missachtet und vor allem: Es wird völlig rücksichtslos geparkt! Überall häufen sich die Klagen über zugeparkte Geh- und Radwege. Menschen mit Rollatoren und Kinderwagen sowie die Radler sind die Leidtragenden.
Zwar wird das Parken auf dem Gehweg in Dortmund geduldet, doch die alte Regel, mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig zu stehen, wird pervertiert: Zwei Räder auf der Straße, das scheint die neue Devise zu sein. Die Folge sind schmale Rest-Gehwege, die Passanten, u.a. auch Schulkinder, auf die Straße zwingen! Hier werden wir für Änderungen sorgen müssen.

Gleiches gilt für den Zustand der Gehwege. Stets werden kaputte Straßen beklagt, der vielstimmige Chor der automobilen Gesellschaft schafft sich unbeirrt lauthals Gehör. Dabei sind marode Gehwege viel gefährlicher für die Benutzer, gleiches gilt für den Zustand mancher Radwege.

Ein weiteres Projekt wird kostenloses W-Lan im gesamten Stadtbezirk sein. Hier wird das Stadtbezirksmarketing aktiv werden und dabei helfen, im ersten Schritt entlang der Hellwegschiene für einen unkomplizierten Internet-Zugang zu sorgen. Die hochgejubelten HotSpots in Dortmunds City mit zeitraubender Anmeldung und hohen Kosten sind vorsintflutlich und einer Metropole unwürdig – hier überrascht Dortmund negativ, das kann der Stadtbezirk Brackel besser!

Grundsätzlich wird sich das Marketing neu aufstellen, die vom Rat gewollte engere Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung wird für einige Änderungen sorgen. So soll die Zusammenarbeit mit dem Brackeler Gewerbeverein intensiviert werden. Dies auch mit der Absicht, dass sich die Ergebnisse für den gesamten Stadtbezirk positiv auswirken werden.

Auf jeden Fall harren 2016 viele Probleme einer Lösung – die politische Arbeit wird eben nie langweilig und sie wird uns auch im Neuen Jahr wieder fordern. In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel Erfolg und ein gutes Händchen bei den absehbaren Schwierigkeiten.

Karl-Heinz Czierpka,
Bezirksbürgermeister des
Stadtbezirks Brackel

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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