Karl May - Freund des Friedens

Karl May
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Jeder kennt Karl May, aber nur wenige sein Philosophisches Spätwerk, in dem er seine humanistische Lebensauffassung zum Ausdruck bringt.
Eindeutig Stellung bezieht er in den Büchern Ardistan und Dschinnistan.
Aus Band I stammt folgendes Zitat, welches seine Meinung eindrucksvoll in einem Dialog mit Marah Durimeh verdeutlicht.

"Wie man den Krieg führt,
das weiß jedermann;
wie man den Frieden führt,
das weiß kein Mensch.

Ihr habt stehende Heere für den Krieg,
die jährlich viele Milliarden kosten.
Wo habt ihr eure stehenden Heere für den Frieden,
die keinen einzigen Para kosten,
sondern Millionen einbringen würden ?"

Entnommen aus Karl Mays Reiseerzählungen - F.E.Fehsenfeld , Freiburg 1909 , S. 17

Angesichts vieler kriegerischer Auseinandersetzungen auf der Erde sind diese beiden Werke aktueller denn je. Literatur auch für die Leser, die Karl May bisher nur mit Indianern in Verbindung brachten.

Der alternde Karl May, ( damals 63 ) der vormals der Gesellschaft den Krieg erklärt hatte, war Pazifist und Sinnesbruder Bertha v. Suttners - der ersten Friedensnobelpreisträgerin.
Schon 1901 erschien der Band "Et in terra pax" und im Jahr 1904 unter dem deutschen Titel "Und Friede auf Erden"
Hier beschreibt Karl May den Krieg in seiner krassen Realität:

Krieg

"Es liegt vor mir ein weites Trümmerfeld, das sich vom Einst bis auf das Heut erstreckt:
Die Klagewüste einer Schattenwelt, die selbst den Mut des mutigsten erschreckt.
Und mitten in der Öde, blutig rot, getränkt von Krieg und Sieg, ein tiefer See;
da haust als Völkermord der Heldentod und badet sein Skelett im Menschenweh!"

Entnommen Lichte Höhen (1956–1997), S. 448

Bis heute eine realistische Darstellung des Krieges, mit der Karl May schon sehr früh, dem ihn hassenden deutschen Bürgertum, eine gewichtige Erkenntnis voraus hatte.

In Mays vielleicht bedeutendstem Roman, Ardistan und Dschinnistan schreibt er nicht nur obiges erstes Gedicht, sondern dort beschwört er in der Gestalt Mara Durimehs den Frieden:

"So weiß ich nun, was geschehen ist. Es war grad so und nicht anders vorauszusehen. Die Zeit dieser Menschen ist dahin. Sie verschwindet, wie die Sonne da vorn verschwunden ist und wie die letzten Farben des irdischen Himmels verschwinden werden.
Zwar kommt morgen ein neuer Tag, unaufhaltsam und unwiderstehlich, aber er ist ein ganz anderer Tag als der heutige. Die Erde sehnt sich nach Ruhe, die Menschheit nach Frieden, und die Geschichte will nicht mehr Taten der Gewalt und des Hasses, sondern Taten der Liebe verzeichnen. Sie beginnt, sich ihrer bisherigen rohen, blutigen Heldentümer zu schämen. Sie schmiedet neue, goldene und diamentene Reifen, um von nun an nur noch Helden der Wissenschaft und der Kunst, des wahren Glaubens und der edlen Menschlichkeit, der ehrlichen Arbeit und des begeisterten Bürgersinnes zu krönen. Die Gewalt herrsche nur noch heut, länger aber nicht. Es sei ihr nur noch diese eine Nacht vergönnt, die Seelen der Menschen zu erschrecken und zu quälen, ...."

<i>Karl Mays Gesammelte Werke Band 32 - Ardistan und Dschinnistan II - 8. Kapitel - Nach der Grenze empor. S. 632- 633

Auch zu den Folgen der Kolonisationen, Landeroberungen und Besiedlungen fremder Erdteile hat der tief gläubige Christ May sein eigene Meinung.
In Old Shurehand II lässt er einen Mann namens Harbour sagen :

" Was versteht Ihr denn eigentlich unter Zivilisation und Christentum? Kennt Ihr beide so genau, wie es den Anschein hat, so sagt mir doch einmal, was sie dem roten Manne gebracht haben!

‚An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen‘, steht in der heiligen Schrift.
Nun zeigt mir gefälligst die Früchte, welche die Indsmen von den so sehr zivilisierten und christlichen weißen Gebern geschenkt bekommen haben!
Geht mir mit einer Zivilisation, die sich nur von Länderraub ernährt und nur im Blute watet!
Wir wollen da gar nicht etwa nur von der roten Rasse reden, o nein.
Schaut in alle Erdteile, mögen sie heißen, wie sie wollen! Wird da nicht überall und allerwärts grad von den Zivilisiertesten der Zivilisierten ein fortgesetzter Raub, ein gewalttätiger Länderdiebstahl ausgeführt, durch welchen Reiche gestürzt, Nationen vernichtet und Millionen und Abermillionen von Menschen um ihre angestammten Rechte betrogen werden?

Wenn Ihr ein guter Mensch seid, und der wollt Ihr doch gewiß wohl sein, so dürft Ihr Euer Urteil nicht nach der Ansicht der Eroberer richten, sondern nach den Meinungen und Gefühlen der Besiegten, der Unterdrückten, Unterjochten.

Und wenn Ihr mir da entgegnet, daß es Eroberer und Gründer von neuen Reichen gegeben habe, so lange die Erde Menschen trägt, so antworte ich:
Das waren Mazedonier, Griechen, Römer, Perser, Mongolen, Hunnen, also Heiden, die keinen Christus kannten, welcher als zweites, höchstes Gebot von uns verlangt: ‚Du sollst deinen Nebenmenschen lieben wie dich selbst!‘

Haben diese Heiden ihre blutigen Schwerter als mordgierige Menschenschnitter über den Erdkreis getragen, so gibt es für uns Christen eine ganz andere Art der Eroberung. ‚Ich bringe Euch den Frieden; ich lasse Euch meinen Frieden!‘ hat der Weltheiland gesagt; nun tragt als Christen diesen Frieden hin in alle Lande und hin zu allen Völkern! Steckt, wie Petrus, Eure Schwerter in die Scheide; Eure einzige Waffe soll nur die Liebe sein, und auf Eurem Banner darf man nur das Wort Versöhnung lesen.

Wie es einen Menschen gab, welcher die erste Mordwaffe erfand, so wird es dereinst, so wahr ein Himmel über uns ist, auch einen Menschen geben, der die letzte Waffe zwischen seinen Fäusten zerbricht. Wie lange aber soll es währen, bis dies geschieht?

Den Befehl dazu hat Christus schon vor nun fast zweitausend Jahren gegeben; sollen noch Jahrtausende verstreichen, ehe er in Erfüllung geht?

Ich wiederhole es noch einmal: Sprecht mir ja nicht von Eurer Zivilisation und von Eurem Christentum, so lange noch ein Tropfen Menschenblut durch Stahl und Eisen, durch Pulver und Blei vergossen wird! "

Entnommen aus Band 15 Karl Mays Gesammelte Werke, Kapitel 4 - Auf Harbours Farm - Ustad Verlag 1949 - Seite 167-169

Jahre später wird May noch deutlicher werden und lässt Kapitän Rafflay sagen :

Wisst Ihr nun, was wir Europäer unter zivilisieren verstehen? Es kann mir nicht beikommen, ein einzelnes Land, eine einzelne Nation anzuklagen.Aber ich klage die ganze sich "zivilisiert" nennende Menschheit an, daß sie trotz aller Religionen und trotz einer achttausendjährigen Weltgeschichte noch heutigen Tages nicht wissen will, daß dieses "Zivilisieren" nichts anderes als ein "Terrorisieren" ist!
Und Friede auf Erden!, Freiburg 1904, Entnommen aus Band 30 Karl Mays Gesammelte Werke, Kapitel Herostratos - Ustad Verlag 1959 - Seite 252

Ich oute mich hiermit als Karl May Fan und Sammler.

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern zum Jahreswechsel 2011 / 12
alles Gute, Gesundheit und vor allem Frieden.

Autor:

Wilhelm Auffahrt aus Dortmund-Ost

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