Viel Lärm um „Br 196“: Mehrheit der Bezirksvertretung Brackel stimmt für neuen Bebauungsplan Wickede-West

Die Bezirksvertretung Brackel diskutierte ausgiebig über den Bebauungsplan Br 196.
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Bereits im Vorfeld der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Brackel im balou war die Aufstellung des Bebauungsplanes Br 196 – Wickede West – Mittelpunkt zahlreicher kontroverser Stimmen der lokalen Politiker. Auch in der Sitzung selbst bezogen SPD, CDU, Grüne, Linke und Piraten unterschiedlich Stellung.

Die Stadt beabsichtigt, am nordwestlichen Rand des Ortsteils Wickede auf 10 Hektar (ha) städtischem Grund ein Wohngebiet mit etwa 150 Wohneinheiten zu entwickeln. Der Bedarfslage entsprechend solle ein ausgewogenes Wohnangebot entstehen, das sowohl Einfamilienhäuser als auch Geschosswohnungsbau umfasst. Derzeit werden die Flächen landwirtschaftlich genutzt. Ein gemeinsamer Antrag von SPD und CDU beinhaltet die Annahme des Plans mit den Einschränkungen, dass kein öffentlich geförderter Wohnraum entstehen soll, für hochwertigen Geschosswohnungsbau die Zusammenarbeit mit dem Gestaltungsbeirat verpflichtend wird, die Grundstücke möglichst bauträgerfrei verkauft werden sollen und Doppelhäuser nur in Ausnahmefällen zugelassen werden. Zudem sollen die Grundstücke so angeordnet werden, dass die attraktive Lage nicht durch Einheitsgestaltung geschmälert wird. Das Verhältnis Geschosswohnungen zu Einfamilienhäusern soll 1 zu 2/3 betragen. 150 Wohneinheiten sind geplant.

Es sei schützenswerter Boden, um den es ginge, erklärte Dr. Thomas Mitra, Fraktionsvorsitzender von Bündnis90/Die Grünen in der BV, anhand alter Zeitungsausschnitte aus den 2000er-Jahren. Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Cziepka (SPD) wies ihn darauf hin, dass es sich entgegen dem 2002 geplanten Beschluss, für dessen Aufhebung die Vertretung später stimmte, um einen deutlich kleineren Bereich handle. „Ich bin immer dafür, die Landschaft zu schützen, aber Dortmund wächst“, erklärte er. „Es gibt Bedarf an Wohnraum.“

Mitra erklärte, die Grünen beantragten eine Schiebung des Antrages bis Mitte April, bis der Beirat der Unteren Landschaftsbehörde tage. Die BV stimmte dagegen. Ein Problem sieht der grüne Fraktionschef im Flächenverbrauch. Den neuen Bebauungsantrag lehnt seine Fraktion ab. Generell finde er es aber gut, wenn es keine Ghettoisierung gebe und Leute mit mehr Geld neben Leuten mit weniger Geld lebten.

Der Bau neuer Wohnflächen könne in Wickede die Kaufkraft erhöhen, hofft Dirk Sanke (SPD). „Als Vertreter der Gewerbetreibenden vor Ort bin ich der Meinung, dass investiert werden muss, um Kaufkraft zu generieren“, erklärte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Wickeder Vereine. Für 4 ha Wohnfläche gebe es 6 ha Ausgleichsfläche.

Czierpka ist der Ansicht, dass Wickede in vielen Punkten schlechter aufgestellt sei als die Nordstadt. „Wenn wir bauen sollten, dann für Leute, die mehr Geld haben“, ist er überzeugt. „Wir brauchen im Ort eine Mischung aus begüterten und weniger begüterten Einwohnern.“ Daher möchte er nicht noch mehr geförderten Wohnraum.

Dr.-Ing. Gerhard Sickert (Die Linke) glaubt dagegen nicht, dass zahlungskräftige Klientel mehr Kaufkraft in den Ort bringe. „Die gehen eher in die City oder nach Oberhausen“, vermutet auch Heide Kröger-Brenner (Grüne). Sickert bemängelte zudem, dass die Untere Landschaftsbehörde sich noch nicht zu dem Thema geäußert habe.

Die Wickeder CDU hat die Pläne für die Bebauung begrüßt. Bezirksvertreter Dirk Risthaus, stellvertretender Unions-Fraktionsvorsitzender in der BV, erinnerte daran, dass es in den vergangenen Jahren keine Neubaugebiete in Wickede gegeben habe. „Wickede kann nur so attraktiver werden“, sagte er.

Ulrich Begemann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen und 2. stellvertretender Bezirksbürgermeister, kritisierte eine schon im Vorfeld der Sitzung von Czierpka geäußerte Meinung: „Das nördliche Wickede ist nicht die Bronx von Dortmund“, erklärte er. „Wir haben Hohenbuschei zugestimmt und auch dem Baugebiet Kahle Hege, wenn auch mit Bauchschmerzen“, erinnerte er an frühere Beschlüsse. „Es muss nicht immer mehr gebaut werden, wie die die SPD wohl meint.“ „Es soll so wenig wie möglich gebaut werden, aber manchmal ist es notwendig“, entgegnete der Bezirksbürgermeister.

Die Bezirksvertretung votierte so letztendlich für den neuen Bebauungsplan Br 196 und dafür, dass die Bürger vom Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen, der den Plan in seiner Sitzung am 9. März beschließen soll, durch einen 14-tägigen Aushang und eine Infoveranstaltung beteiligt werden sollen.

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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