Kanadischer Fingerstyler Don Alder zurück in Deutschland, aber leider bisher ohne Auftritt in Dortmund

Don Alder - Auftritt im Rogue Folk Club am 23.05.2014
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Der kanadische Fingerstyle-Akustikgitarrist Don Alder aus Vancouver, BC, Kanada war zuletzt im Jahr 2009 in Deutschland auf Tour, zusammen mit Michael Friedman. Damals war auch ein Auftritt in Dortmund dabei. Auch den Signal-Iduna-Park hat er sich damals angesehen und ist immer noch davon beeindruckt.
Im November 2014 tritt Don Alder wieder in Deutschland auf (Termine, siehe Ende des Beitrags), aber ein Auftritt in Dortmund konnte bisher leider nicht vereinbart werden. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt und wenn's in diesem Jahr nicht klappt, dann vielleicht im April 2015? Mal sehen.

Im Mai 2014 hatte ich Gelegenheit, Don Alder in seiner Heimatstadt Vancouver live bei einem Auftritt im Rogue Folk Club zu erleben und er hat mir freundlicherweise im Nachgang per Email ein paar Interviewfragen beantwortet, zu seiner Musik, seinen Plänen und zur bevorstehenden Tour.

Frage: Wie würden Sie Ihren Musik-Stil beschreiben?

Antwort: Wenn man es formell bezeichnen will, fällt mein Stil in das Fingerstyle-Genre. Ich experimentiere mit Klängen und Klangmustern; man könnte es als farbenfroh, verspielt oder abenteuerlich bezeichnen, wobei ich immer auf der Suche nach Klangschönheit und tiefem Ausdruck durch den Klang bin. Meine Musik spiegelt meine Lebenserfahrungen wider, aber ich versuche natürlich auch Songs zu schreiben, die ins Ohr gehen. Manchmal kommt es mir vor, als spiele ich abseits aller Regeln, aber nicht, weil ich mich bewusst dazu entschieden habe, sondern mehr, weil ich mich dem Instrument in einer Art und Weise nähere, die von Herzen kommt, sehr ausdrucksstark und von kindlicher Kreativität geprägt ist.

Frage: Wie hat sich Ihre Technik, Ihr Stil über die Jahre weiterentwickelt? Was beeinflusst Ihre Musik?

Antwort: Ich würde gern das Musikmachen mit dem Malen vergleichen. Die Gitarre ist mein Pinsel und es gibt eine große Palette an Klangfarben, um sich musikalisch/künstlerisch auszudrücken. Der Saitenanschlag ist eine Facette davon. Daran habe ich in der Vergangenheit gearbeitet und werde das auch zukünftig noch fortsetzen. Über die Jahre arbeitet man mehr und mehr Feinheiten in die Kompositionen ein, und die meisten davon gehen auf den Saitenanschlag zurück. Der Saitenanschlag definiert die Stimme der Gitarre. Ich denke, ich bringe mit meiner Musik Farbe in das Schwarz und Weiß der Noten. Was die Einflüsse betrifft – da gibt es viele. Um nur einige zu nennen: Wishbone Ash, De-Phazz, Jeff Waynes “Krieg der Welten”, Frank Zappa, Michael Hedges, Alex Digrassi, Joni Mitchell, Bruce Cockburn, Steve Vai, Larry Carlton, Lee Ritenour und viele andere.

Frage: In der Vergangenheit haben Sie selbst bei vielen Gitarrenwettbewerben mitgemacht. Kürzlich waren Sie bei Lee Ritenours “Six String Theory”-Wettbewerb dabei – aber als Gutachter. Wie war es, auch die andere Seite eines Wettbewerbs mitzuerleben? Welchen Rat können Sie aufstrebenden Gitarristen geben, die sich auf solche Wettbewerbe vorbereiten?

Antwort: Ja, das war eine große Ehre für mich. Lee kam während der NAMM Show in LA zu einem meiner Auftritte und fragte, ob ich nicht Teil seines Begutachtungsteams sein wolle. Es war eine sehr angenehme Überraschung, von jemand gefragt zu werden, den man so sehr respektiert. Ich habe das auch schon für andere Wettbewerbe gemacht, also war es nicht sooo neu für mich. Man könnte auch die Aussagekraft solcher Wettbewerbe grundsätzlich in Frage stellen, aber ich denke, es gibt einen Platz für alles in der Welt und auch solche Wettbewerbe haben ihren Sinn. Gitarristen haben es schwer, wenn es um Anerkennung, Wahrnehmung, usw. geht und Wettbewerbe helfen dabei. Ratschläge für die Vorbereitung zu geben ist schwierig, weil jeder Richter auf etwas anderes achtet. Ich selbst würde den Fokus auf die Ausdrucksweise legen. Man sollte entspannt spielen und sich keine Sorgen um Fehler machen. Nicht einfach nur „Gitarren spielen“, sondern „Musik machen“. Viele Gitarristen versuchen den Zuhörer mit Gimmicks und Techniken zu erdrücken. Meiner Meinung nach sollten Gimmicks nur zum Nutzen der Komposition insgesamt eingesetzt werden und nicht nur, um zu zeigen, dass man diesen Gimmick auch drauf hat. Insgesamt gesehen geht es bei diesen Wettbewerben darum das Publikum zu unterhalten, daher würde ich darauf besonders achten. Das gesamte Paket muss stimmen: die Fähigkeit Musik zu machen, die Umsetzung und der Unterhaltungswert. Mit dieser Herangehensweise habe ich den Worldwide Guitar Idol Wettbewerb gewonnen. Dabei ist das weniger eine Strategie gewesen als Instinkt. Ich musste mir ja was einfallen lassen, um als Akustikgitarrist gegen so viele fantastische E-Gitarristen bestehen zu können.

Frage: Sie führen auch Workshops durch. Was kann man den in diesen Workshops lernen?

Antwort: Ja, meine Workshops machen Spaß und sind meist auch nicht sehr lang. Meist mache ich Workshops für Yamaha oder andere Anbieter. Weil die Workshops meist nicht so lange dauern, ist es schwer, etwas zu unterrichten, was sich eigentlich über einen längeren Zeitraum entwickeln muss. Meist läuft es darauf hinaus, dass man versucht, das wirklich Wichtige an den Workshop-Teilnehmer zu bringen. Ich mache das meist, indem ich meine Erfahrungen und Geschichten mit den Workshop-Teilnehmern teile. Es geht dann um Tipps und Techniken rund um das Gitarrenspiel. Das Ziel ist, dass 1-3 Schlüsselelemente bei den Leuten hängengeblieben sind, wenn sie nach Hause gehen. Am wichtigsten ist für mich zu vermitteln, dass Musik ein wertvolles Geschenk ist, was Menschen in die Lage versetzt, kreativ zu sein. Wenn jemand nach meinen Workshop inspirierter ist als vorher, habe ich mein Ziel schon erreicht. Dann bin ich schon zufrieden.

Frage: Was macht einen guten Song aus?

Antwort: Hmm, gute Frage. Was meinen den die Beatles dazu? Ich schätze, die beste Antwort, die ich darauf geben kann, ist folgende: Es hängt davon ab, wer das Lied hört und was diese Person für ein gutes Lied hält. Derjenige, der das Lied schreibt, findet es vielleicht toll, aber das ist ja nur seine Meinung. Wenn man aber an die Zuhörer denkt, wird es erst interessant, weil jeder etwas anders mag. Daher würde ich sagen, man sollte herausfinden, wer die Zuhörer sind und dann Musik für diesen Markt machen.

Frage: Commander Chris Hadfield (ISS) hat mit Ihnen zusammen auf Hawaii auf der Bühne gestanden – wie ist es denn dazu gekommen?

Antwort: Zusammen mit Hadfield den Song “Space Oddity” zu spielen hat viel Spaß gemacht. Ich habe dazu meine “harp guitar” benutzt und das hat die Performance noch verbessert. Ich war ohnehin für Auftritte vor Ort und der Veranstalter dieser großen Veranstaltung kannte mich und meine Musik und dachte, es wäre toll, wenn Hadfield und ich das zusammen machen würden. Es gibt auch ein Video davon und ich hoffe, es wird bald freigegeben. Zurzeit sind alle Space-Oddity Videos von Hadfield nicht mehr auf Youtube erhältlich, weil sein einjähriger Lizenzvertrag ausgelaufen ist; aber die Verhandlungen laufen wohl, das zu verlängern, und dann wird wohl auch dieses Video online gehen. Ich drücke jedenfalls die Daumen dafür.

Frage: Yamaha Gitarre, Bariton Gitarre, Harp Guitar – besitzen Sie auch noch andere Gitarren und was macht diese Gitarren besonders für Sie?

Antwort: Jede Gitarre hat eine eigene Persönlichkeit und liebenswerten Besonderheiten. Ich liebe die Herausforderung, diese Gitarren, mit all ihren Stärken und Schwächen, zum Leben zu erwecken. Ich besitze einige “harp guitars“ – eine davon ist eine 1918 Dyer. Ich habe auch eine 20-seitige Sympitar, ein Instrument mit 8 „normalen“ Gitarrensaiten und 12 Saiten, die im Bereich des Gitarrenkörpers frei schwingend unter der Decke verlaufen. Außerdem habe ich noch ein Banjitar (ein Banjo mit einem Gitarrenhals) und noch ein paar andere verrückte Dinger, für die ich aber keinen Name habe. Ich habe auch eine Greenfield G4-DA (für Don Alder) “signature model” Gitarre, mit “2 in Fan Fret”, eine der ersten Akustik-Gitarren, die so gebaut wurde. Es ist das Modell, welches Andy Mckee spielt. Ich glaube, weil Andy damit so berühmt geworden ist, hat der Geigenbauer den Namen des Modells von „G4-DA“ in „G4.2“ geändert. So geht’s halt im Leben – haha.

Frage: Spielen Sie auch noch andere Instrumente?

Antwort: Ich komponiere Stücke mit vielen Instrumenten; ich spiele diese Instrumente alle nur nicht sehr gut. Ich liebe es aber, Musik zu erschaffen und werde benutzen, was verfügbar ist, um genau das zu tun.

Frage: Ein neues Album ist in Vorbereitung. Was können Ihre Zuhörer von der neuen CD erwarten?

Antwort: Gute Frage. Die Lieder auf der neuen CD decken einen breiten Fächer an Emotionen ab, von „verspielt“ bis „traurig“. Es wird schnellere, aggressive Stücke geben. Einige Lieder werden ziemlich düster sein, andere wunderschön. Vielleicht gibt es auch ein paar Gastauftritte anderer Musiker, so wie auf der letzten CD („Not A Planet“). Wahrscheinlich hole ich mir Michael Manring für einige der langsameren Stücke dazu. Er war Bassist für Michael Hedges, und ich mag die magische Art, wie er spielt. Insgesamt gesehen möchte ich ein Werk schaffen, dass Zuhörer in die Lage versetzt, am Klang der Stücke zu erkennen, wer der Musiker ist. Das ist wahrscheinlich das Ziel eines jeden Musikers und glauben Sie mir, nur allein mit instrumenteller Musik ist das ziemlich schwierig.

Frage: Wo werden Sie demnächst auftreten?

Antwort: Er ergeben sich regelmäßig zusätzliche Auftritte. In diesem Sommer bin ich für einige Festival und ein paar Workshops gebucht. Zusätzlich erarbeite ich neues Material, für die nächsten NAMM-Show Auftritte sowie für Produkt- und Unterrichtsvideos. Als Musiker hat man immer was zu tun.

Frage: Sie sind im November in Deutschland und in der Schweiz auf Tour - was sind Ihre Erwartungen?

Antwort: Ja, ich freue mich schon darauf; obwohl - international auf Tour zu gehen kann manchmal schon ziemlich heftig sein. Da ist es gut, wenn man Unterstützung und Freunde im jeweiligen Land hat. In Deutschland auf Tour zu gehen ist eine logistische Herausforderung, wenn man nicht direkt vor Ort ist. Zuerst muss man die Auftritte organisieren und dann sicherstellen, dass man rechtzeitig überall hinkommt, ohne dabei zu viel Geld zu verlieren. Was die Erwartungen angeht – ich hoffe, dass Musikfreunde in Deutschland die Zeit finden, zu meinen Konzerten zu kommen und dass ich es mit meiner Musik schaffe, die Herzen der Zuhörer zu berühren. Ich möchte die Menschen inspirieren, ebenfalls durch Kunst oder Hobbies einen positiven Beitrag im eigenen Umfeld zu leisten. Wenn den Leuten Musik von Tommy Emmanuel oder Andy McKee gefällt, dann sollten sie meine Konzerte ebenfalls mögen. Ich persönlich freue mich auch noch auf jede Menge Bratwurst, deutsches Bier und die berühmten deutschen Weingummis.

Frage: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Antwort: In naher Zukunft steht für mich der 100. Geburtstag meiner Großmutter am 14. August auf der Agenda. Ansonsten nehme ich jeden Tag, wie er kommt; die Wertschätzung von Familienangehörigen und Freunden halte ich für wichtig. Ich werde weiter Musik machen, die von Herzen kommt und nicht vergessen, dass das Leben eine Reise ist und kein Ziel. Es ist wichtig, das Leben zu lieben, weil es sehr kurz und das wertvollste Geschenk ist, was wir erhalten können. Hoffentlich finde ich auch noch weiterhin Wege, wie ich zu einer besseren Welt beitragen kann.

***

An folgenden Orten wird Don Alder zu sehen und hören sein:

08.11.2014 Altenhof-Densborn, Musikatelier Käpper
10.11.2014 Aachen, Musikbunker
11.11.2014 Wetzlar, Franzis
12.11.2014 Hamminkeln, Kulturbahnhof Niederrhein
14.11.2014 Hemer-Deilinghofen, Stephanus-Kirche
15.11.2014 Elbtal, Kulturzentrum
16.11.2014 Bruchsal, Koralle - Theater im Riff
17.11.2014 Bern/Schweiz - Ono

Autor:

Susanne Schwager aus Dortmund-Süd

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