800 Kilometer Wildnis: Christoph Thiel will den längsten Fluss Schwedens mit dem Kanu bezwingen

Christoph Thiel sucht das Abenteuer | Foto: privat
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Eigentlich sagt man ja, dass es heute keine Abenteuer mehr gebe. Der Hombrucher Christoph Thiel beweist jetzt das Gegenteil: Er ist unterwegs, um den 800 Kilometer langen Klarälven, den längsten Fluss Schwedens, mit dem Kanu zu bezwingen.

Der Biologiestudent mit dem Studienschwerpunkt Gewässerökologie entdeckte schon vor vielen Jahren seine Leidenschaft für die Natur Skandinaviens. „Die Natur war so unberührt und rein und ich habe zwölf Tage keinen Menschen getroffen“, erinnert er sich an eine erste Wandertour, die ihn 2007 durch Mittel- und Südschweden führte. Eine Erinnerung, die den heute 33-Jährigen nicht mehr losließ.

Wo ist die Quelle des Klarälven?

Doch aufgrund schwerwiegender Probleme mit seiner Hand war an eine schnelle Wiederholung eines solchen Erlebnisses nicht zu denken. „Aber der Gedanke daran hat mich nie losgelassen“, erinnert er sich an seine damals langwierigen Krankenhausaufenthalte.

Und so ging er in Gedanken auf große Fahrt, studierte Karten von Skandinavien und entdeckte, dass die Quelle des Klarälven, des längsten Flusses Schwedens, eigentlich auch die Quelle des Rogens ist, eines weitverzweigten Flusssystems in Mittelschweden nahe der norwegischen Grenze. Und so hatte Christoph Thiel sein Traumziel gefunden: die Befahrung des Klarälven von der Quelle bis zur Mündung mit einem Kanu, eine Herausforderung von 810 Kilometern, die noch niemand vor ihm gewagt hatte. Größte Herausforderung dabei ist die Durchquerung des Vänern-Sees, 200 Kilometer mit starken Winden und ohne Fließgeschwindigkeit.

Hochleistungssport: 7.000 Kalorien am Tag

2012 begann der Student der Ruhr-Uni in Bochum mit dem Vorbereitungen für diese Tour. Dabei fand auch sein Biologiestudium praktische Anwendung: „Im Studium habe ich mich mit dem menschlichen Stoffwechsel beschäftigt und konnte dieses Wissen anwenden, um meine Ernährung genau auf die Anforderungen während der Tour abzustimmen“, berichtet Christoph Thiel.
Bei 7.000 Kalorien wird sein Tagesverbrauch wohl liegen, schätzt Christoph Thiel. Da er die ca. 28-tägige Tour ohne weiteren Kontakt zur Außenwelt bewältigen möchte, muss er viele Nahrungsmittel als Konzentrate oder Pulver mitnehmen. „Aber auf jeden Fall werde ich meinen Speiseplan auch mal durch frischen Fisch aus dem Klarälven ergänzen“, kündigt er an.

Zur Ausrüstung gehören neben den Nahrungsmitteln und dem Kanu auch ein Zelt, ein Gaskocher und ein kleiner Grill, außerdem zwei Paar Schuhe, eine Wechselgarnitur Kleidung und zwei Koffer mit Fotoausrüstung. Und nicht zu vergessen: Mückenschutzmittel.

Das klingt wenig, dabei liegt das Gewicht schon bei 220 Kilogramm. „Muss ich wegen Schleusen oder Wildwasser zu Fuß Landpassagen absolvieren, muss ich das Gepäck in drei Etappen holen“, erläutert Christoph Thiel. Entsprechend „fitness-lastig“ war auch seine Vorbereitung. „Ich bin viel gelaufen, gewandert und habe Krafttraining gemacht“, beschreibt er. Das allerdings in seiner Wanderkleidung oder mit dem Expeditionsgepäck.

Da er während der Tour auf technische Hilfsmittel zur Orientierung wie GPS-Gerät oder das Handy verzichten will, hat er sich sein eigenes Kartenmaterial zusammengestellt. „Dafür habe ich die Möglichkeiten, die einem das Internet bietet, ausgenutzt“, verrät der Hombrucher. Auf Google Earth schaute er sich die genaue Beschaffenheit des Flussverlaufs an, auf YouTube Filme der Stromschnellen und „bastelte“ sich so sein Kartenmaterial.

Damit fühlt sich Christoph Thiel fit für diese Mammutaufgabe und freut sich vor allem darauf, wieder in den Genuss unverfälschter und auch einsamer Natur zu kommen. „Man konzentriert sich bei solchen Aktionen nur auf das Wesentliche, das fängt schon bei der Planung an, weil man ja nur das Allernotwendigste mitnehmen darf. Und so denkt man auch darüber nach, was im eigenen Leben das Allernotwendigste ist und was man eigentlich zurücklassen kann“, beschreibt Christoph Thiel das, was für ihn die Faszination einer solchen Expedition ausmacht.

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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