Der Stadt-Förster

Ungefähr fünf Jahre ist das Nachwuchsbäumchen alt, das Marcel Möller hier iin der Hand hält.
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Was macht eigentlich ein Förster? Stapft er, in Lodenmantel und mit Hut, begleitet von seinem Jagdhund, mit geschulterter Flinte durch den Wald?

Und was macht eigentlich ein Stadt-Förster? Hat er andere Aufgaben als sein Kollege auf dem Land? Marcel Möller arbeitet mit einem Kollegen im südlichen Revier der Stadt Dortmund.

Das Forsthaus, in dem die beiden arbeiten, erfüllt alle Klischees, die man von solch einem Ort im Kopf hat: Idyllisch am Waldrand gelegen, mit Holzverkleidung und einem stattlichen Hirschgeweih an der Hauswand. Das Fenster ist bei dem warmen Wetter weit geöffnet, ein Rauhaardackel verteidigt energisch sein Revier im Haus.

Damit ist es mit dem Klischee aber auch schon vorbei. "Das Hirschgeweih am Haus ist nicht aus unserer Gegend, und es ist auch das einzige, das wir hier überhaupt haben", lacht Marcel Möller. Der Dackel gehört seinem Kollegen, dem zweiten Förster im Revier, das die Fläche südlich von der B1 umfasst.

Das Sölder Holz gehört dazu, das Aplerbecker Holz, die Bittermark, das Wäldchen am Rombergpark, die Halde Gotthelf, der ehemalige Steinbruch in Schüren und die Bolmke. Alles sehr verschiedene Waldgebiete, von kleinen Wäldchen über das Industrierelikt bis zum großen Waldgebiet im Süden, das nur von den Autobahnen dort geteilt wird.

"Ich laufe nicht den ganzen Tag lang durch den Wald." Sehr viel Arbeitszeit verbringt Möller vor dem Computer, es gibt sehr vielfältige Aufgaben, vom Holzverkauf bis zur Planung der einzelnen Maßnahmen. "Eigentlich ist man so eine Art Waldmanager", meint Möller. Ein Manager, der die Früchte seiner Arbeit nicht mehr selbst sehen, geschweige denn ernten wird: "Wir denken in Zeiträumen von ungefähr hundert Jahren", erklärt Marcel Möller.

Ob er jetzt die richtigen Maßnahmen ergreift, von denen seine Nachfolger in hundert Jahren profitieren werden, das weiß Möller nicht genau. "Die Waldbewirtschaftung hat sich sehr verändert. Früher hat man eine Fläche aufgeforstet, zum Beispiel mit Fichten, hat sie wachsen lassen und dann irgendwann abgeholzt" - der klassische Kahlschlag.

"Das machen wir heute überhaupt nicht mehr" - auch wenn das manchmal noch so aussieht, zum Beispiel nach der Abholzungsaktion in der Bolmke vor einigen Monaten. "Da standen viele Pappeln. Sie wurden damals hier angepflanzt, weil sie schnell wachsen. Sie sind nicht standortheimisch, deshalb wurde hier gefällt." - und weil ihre Zeit gekommen war. Ihre "Umtriebszeit" beträgt nur 50 bis 60 Jahre, eine Eiche kann 200 Jahre lang stehen.

Der ideale Wald für einen Förster ist ein Mischwald, mit heimischen Bäumen wie Eichen und Buchen, und wenig Nadelholz: "Wir haben hier im Bestand nur noch rund zehn Prozent Fichten, und die stehen nicht flächendeckend, sondern überall verteilt." Auch Kiefern und Lärchen finden sich dort. Insgesamt eine bunte Mischung von 46 verschiedenen Baumarten.

"Das Wachsen und Vergehen im Wald zu steuern, das ist die Arbeit des Försters." Einzelne Bäume werden gefällt, wenn sie krank sind oder das Wachstum eines benachbarten Baums behindern. "Das Ziel ist es, frei stehende und gerade gewachsene Bäume zu erzielen." Aus ihnen wiederum sollten möglichst schöne und haltbare Möbel entstehen: "Das Holz bindet CO2, und es ist vorteilhaft, wenn das CO2 möglichst lange gebunden bleibt."

Besonders problematisch bei der Holzverwertung ist im Ruhrgebiet die hohe Anzahl von kriegsgeschädigten Bäumen. "Fast alle Bäume, die älter als 70 Jahre sind, haben irgendwo eingewachsene Metallstücke wie zum Beispiel Granatsplitter." Aus ihnen werden keine hochwertigen Möbel, sondern bestenfalls Kaminholz. "Es ist zu gefährlich, die Stämme zu zersägen. Außerdem ist das Metall oxidiert und hat dunkle Flecken im Holz hinterlassen."

Solch einen großen, alten und freistehenden Baum zu fällen, ist für Marcel Möller oft nicht leicht: "Ich gehe dann oft ein paar Mal um den Baum herum." Besonders dann, wenn der Baum wegen einer Gefahrensituation gefällt werden muss.

Im Wald unterwegs ist Marcel Möller auch, aber meistens dann, wenn das Wetter ungemütlich wird. "Unsere Hauptarbeitszeit draußen ist im Herbst und Winter, wenn das Laub abgefallen ist." Dann wird gefällt und abtransportiert - über schmale Arbeitswege im Wald, die der Laie kaum erkennt.

Auf die Jagd nach Wild gehen die Förster kaum. "Trophäenjagd betreiben wir nicht", erklärt Möller. "Wenn wir ein Tier schießen müssen, dann meist nach einem Wildunfall mit einem Auto. "Ein Tierarzt kommt dann nämlich nicht."

Und sonst? Marcel Möller macht Waldführungen, geht in Schulen und klärt dort über seine Arbeit auf. Er ist Ausbilder, derzeit machen acht angehende Forstwirte in den beiden Revieren ihre Ausbildung.

Info:

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Autor:

Lokalkompass Dortmund-City aus Dortmund-City

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