Bauprojekt in Hörde: Kleingärtner geben weiter nicht klein bei - Grüne können Widerstand nachvollziehen

Hier, zwischen Seydlitzstraße und Emscherlauf, sollen rund 100 neue Wohnungen entstehen. | Foto: Klinke
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Der Kampf um die Kleingartenanlge ist in vollem Gange. Wie berichtet sollen nach Plänen der Stadt in Hörde zwischen Seydlitzstraße und Emscherlauf rund 100 neue Wohnungen entstehen, dafür müssen allerdings die Kleingärten in der Anlage "An der Kluse" weichen.

Diese Kleingärten stehen auf Grabeland, also auf städtischem Grundstück. Die vor rund 100 Jahren gegründete Kleingartenkolonie ist somit nicht geschützt vor geplanten Bebauungen.

Kleingärtner fühlen sich überrollt

Dr. Katja Sündermann ist Mitglied der Gartenanlage und ebenfalls direkte Anwohnerin. "Unser Gartenverein und die Anwohner haben mit Entsetzen erfahren, dass unsere Anlage zerstört werden soll (Bebauungsplan Hö269 Seydlitzstraße). Wir fühlen uns da ziemlich überrollt", sagt sie.
Laut Sündermann handele es sich keinesfalls um ein Projekt, dass von allen Beteiligten gut geheißen wird und dem Gemeinwohl zugute käme. Zudem sei bisher nichts entschieden, da die Gremien noch gar nicht zugestimmt haben.

Gegen die Zerstörung der Anlage sprechen laut Sündermann wichtige Punkte:

- Die über hundertjährige Anlage sei einzigartig in ihrer Geschichte und sozialen Bedeutung und ein Teil der Dortmunder Kulturgeschichte.

- Die Anlage gleiche von ihrem Charakter her eher einer Kleingartenanlage als Grabeland; die Stadt Dortmund bzw. später der mit ihr kooperierende Stadtverband Dortmunder Gartenvereine e.V. hätten in der Vergangenheit mehrere Anläufe unternommen, sie in eine Kleingartenanlage umzuwandeln, vollzogen dies aber nie.

- Die Gartenanlage grenze direkt an die Emscher, die gerade renaturiert wurde und bietet zahlreichen Insekten, Reptilien, Vögeln, Fledermäusen und Kleintieren Lebensraum. "Wieso werden erst EU-Mittel verwendet, um alles schön zu renaturieren, und dann wird nebenan ein Stück Natur zerstört?"

- Es sei höchst fraglich, ob die Infrastruktur der Straße und des Viertels geeignet ist für die Aufnahme eines neuen Wohnquartiers von 80 bis 100 Wohnungen.

"Wir Anwohner und Gartenbesitzer möchten uns diese Vorgehensweise nicht gefallen lassen und werden gegen die Pläne mit verschiedenen Mitteln angehen. Dazu gehört natürlich auch, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, gehört zu werden", so Sündermann abschließend.

Wer sich ein Bild von der Situation vor Ort machen möchte, den laden die Kleingärtner zum Tag der offenen Gartentür am Sonntag 26. Juni, 11 bis 15 Uhr, mit Kaffee und Kuchen, Kinderbelustigung ein. (Gartenanlage An der Kluse, Seydlitzstraße gegenüber der Hausnummer 4 in Hörde).

Info & Termine

- Die Vorlage zur Bebauung ist Thema (Empfehlung) bei der Bezirksvertretung Hörde am Dienstag, 28. Juni, 15.30 Uhr, im Bürgersaal Hörde.

- Beschluss im Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen am Mittwoch, 29. Juni um 15 Uhr im Rathaus.

- Der Bebauungsplan liegt aus bei der Stadt Dortmund, Stadtplanungsamt, Burgwall 14.

- Mündliche Stellungnahme zum Bebauungsplan und Gespräch zum Thema vor Ort bzw. eine schriftliche Äußerung per Post an die obige Anschrift des Stadtplanungsamtes.

- Infos zum Protest und den Link zur Online-Petition gegen die Bebauung: www.hoerde269.de Info & Termine

Grüne: "Widerstand der Pächter nachvollziehbar"

Zum Thema "Kleingärten An der Kluse“ nehmen die Grünen Stellung. "Die Kleingärten an der Emscher werden seit mehr als 100 Jahren dort bewirtschaftet, seit den 80er Jahren gibt es zudem Bemühungen, das Grabeland in eine Kleingartendaueranlage umzuwandeln." Die Grünen im Rat haben deshalb große Bedenken, der Aufstellung des Bebauungsplans an der Seydlitzstraße zuzustimmen.

Ingrid Reuter, Grüne Vorsitzende des Umweltausschusses: „Der Widerstand der Kleingärtner ist für uns gut nachvollziehbar. Einige haben ihre Gärten dort seit mehr als 40 Jahren und viele neu hinzugekommene Familien investierten in ihre Parzelle, weil sie die Information hatten, dass die Anlage demnächst in eine Dauerkleingartenanlage umgewandelt wird. Jetzt droht stattdessen das komplette Aus. Der Umstand der temporären Nutzung, der ein entscheidender Teil bei der Definition von Grabeland ist, trifft in diesem Fall schon längst nicht mehr zu. Und die Umwidmung der Gärten – vor allem mit weitgehendem Erhalt der besonderen Naturnähe – wäre ein Gewinn für das Stadtviertel.“

Das Grünland wird seit 1912 bewirtschaftet. Bis zur Renaturierung der Emscher lagen die Gärten im Schatten des Stahlwerks. Jetzt sei in Verbindung mit der gesamten Entwicklung vor Ort ein wertvoller Naturraum entstanden, den auch der Beirat der unteren Landschaftsbehörde als erhaltenswert einstuft. Insbesondere aufgrund der hohen Naturnähe der Gartenanlage „Auf der Kluse“ lehnte das Gremium deshalb die Aufstellung eines Bebauungsplans für diesen Bereich ab.

Ingrid Reuter: „Der aktuelle Bericht des Planungsamtes zeigt, dass es in Dortmund derzeit ausreichend freie Flächen für Wohnbebauung gibt. Zudem ist gerade in Hörde in den vergangenen Jahren viel hochwertiger Wohnraum geschaffen worden. Es macht deshalb aus unserer Sicht keinen Sinn, ein Gebiet, das durch eine aufwendige Renaturierung gerade aufgewertet wurde, zu versiegeln. Wir haben deshalb einige Fragen an die Verwaltung, die wir im Fachausschuss stellen wollen und hoffen, dass es sowohl für die Pächter als auch für den erhaltenswerten Grünbestand eine Lösung geben wird.“

Autor:

Holger Schmälzger aus Dortmund-Süd

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