Intensives Rachestück
Intensität ist wohl das Wort, das am besten auf den Punkt bringt, was Richard Strauss‘ Oper „Elektra“ im Wesentlichen ausmacht. Das Drama um Mord und Vergeltung feierte an der Deutschen Oper am Rhein eine umjubelte Premiere.
Das Schicksal des fluchbeladenen Geschlechts der Atriden gehört zu den am häufigsten bearbeiteten Stoffen aus dem griechischen Mythos. Hugo von Hoffmans-
thals Interpretion der „Elektra“ regte Richard Strauss vor mehr als hundert Jahren zu einer Oper an, die zu den wichtigsten des Repertoires gehört – und den Beginn der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem Dichter und dem Komponisten darstellt.
Regisseur Christof Nel inszeniert das Werk so abstrakt wie möglich, befreit es somit vom antiken Kontext und erspart sich Bezüge zu gegenwärtigen Gewaltkonflikten. Im Zentrum des von Roland Aeschlimann geschaffenen Bühnenbildes steht die Burg von Mykene, in der Klytemnästra (Renée Morloc) und Aegisth (Wolfgang Schmidt) einst Klytemnästras Gatten Agamemnon erschlagen hatten.
Tochter Elektra (Linda Watson) sinnt auf Rache, während ihre Schwester Chrysothemis (Morenike Fadayomi) sich nach einem normalen Leben sehnt. Der einst in Sicherheit gebrachte Königssohn Orest (Hans-Peter König) vollzieht die Rache auf göttlichen Befehl hin. Der lang ersehnte Tod der Mutter und ihres Geliebten löst den Konflikt nicht. Elektra bricht zum Schluss tot zusammen.
Es sind die Auswirkungen des Mordes an Agamemnon auf die Psyche der einzelnen Protagonisten, die Regisseur Christof Nel interessieren. Unterstützt durch die beklemmende Enge des Bühnenbildes trägt das Ensemble den Inszenierungsansatz voran.
Dass Linda Watson, einst festes Ensemblemitglied in Düsseldorf und mittlerweile auf den großen Bühnen der Welt zuhause, für ihre Darbietung der Titelpartie vom Publikum gefeiert wird, überrascht nicht. Watson liefert sowohl stimmlich als auch in der Darstellung eine große Vortellung. Dem stehen Morenike Fadayomi, Renée Morloc und Hans-Peter König in nichts nach und sorgen für einen großen Opernabend.
Die Düsseldorfer Symphoniker bewältigen unter der Leitung von Axel Kober die Partitur von Richard Strauss mit Bravour. Aufgrund ihrer Fokussierung auf die inneren Konflikte der Protagonisten ist die Inszenierung zu loben.
Autor:Sascha Ruczinski aus Schwelm |
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