Julian Schnabel stellt in der Galerie Geuer & Geuer aus

17. Juni 2016
Galerie Geuer & Geuer, 40213 Du00fcsseldorf
5Bilder

Fotos: Ingo Lammert

"Ist das hier eine Pressekonferenz?" Julian Schnabel steht inmitten seiner Grafiken, die er seit Freitag in der Galerie Geuer & Geuer auf der Heinrich-Heine-Allee ausstellt. Der US-amerikanische Starkünstler und Filmemacher, den man in seinem beklecksten Overall - sonst bevorzugt er Seidenpyjamas - irrtümlich für einen Anstreicher halten könnte, ist umringt von Kameras, Mikrofonen, Journalisten. Die Liaison seines Sohnes Vito mit Heidi Klum ist hier und heute kein Thema. Es geht um - Kunst.

Stoisch lässt er das Blitzlichtgewitter der Fotografen über sich ergehen, setzt sich auf Wunsch auf eine Bank, stellt sich dann neben eines seiner Werke. Ja, die habe er eigens für diese Ausstellung gemacht, entstanden seien sie in recht kurzer Zeit.
"Ich habe im Dezember begonnen, die letzte Grafik ist vor zwei Wochen fertig geworden", erklärt er. Das Besondere daran ist, dass Schnabel seit fast zehn Jahren keine Grafiken mehr veröffentlicht hat. Um so größer daher die Freude bei Galerist Dirk Geuer: "Dass wir die neuen Arbeiten von Schnabel exklusiv verlegen und erstmalig der Öffentlichkeit präsentieren dürfen, erfüllt uns mit Stolz." Zahlreiche Begegnungen und Gespräche des leidenschaftlichen Kunstliebhabers mit Schnabel überall auf der Welt in den letzten zwei Jahren haben diese besondere Ausstellung erst möglich gemacht. Nun aber hängen die Werke - sehr zur Zufriedenheit des Künstlers. "Das haben wir gestern Abend erledigt. Hat Spaß gemacht und ging erstaunlich schnell. Mir gefällt das Ergebnis", resümiert Schnabel und lässt seinen Blick schweifen. Der Zyklus "Childhood" zeigt einen Ausschnitt des berühmten American Revolution Wallpaper aus dem Weißen Haus. Anlässlich des diesjährigen 240-jährigen Bestehens der Amerikanischen Unabhängigkeit vergegenwärtigen sden historischen Moment des Sieges der Amerikaner in der Schlacht bei Yorktown. Julian Schnabel hat seine Grafiken in ein tiefes Violett getaucht. Insgesamt sechs Arbeiten umfasst diese Serie. Neben Childhood werden noch zwei weitere, bisher unveröffentlichte Zyklen mit den Titeln "Walt Whitman", eine Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Lyriker, und "Untitled", eine Interpretation deutscher romantischer Landschafts- und Architekturmotive, unter ihnen auch der Kölner Dom, gezeigt.

Was die Quelle seiner Inspiration sei, wird Schnabel gefragt. "Alles. Das Leben!" , lautet die lakonische Antwort. Warum er angefangen habe zu malen? Die Frage habe er sich nie gestellt. Er habe es einfach getan. "Ich wusste nichts anderes." Aber er mache doch auch Filme. Wie gehe das beides zusammen? "Ich bin Geschichtenerzähler. Und Geschichten kann man auf unterschiedliche Arten erzählen." Ob Düsseldorf auf dem globalen Kunstmarkt eine besondere Bedeutung zukomme, möchte jemand wissen. Der Künstler lächelt: "Der Kunstmarkt interessiert mich nicht. Mich interessieren Kunst und Künstler. Und da hat Düsseldorf großes Gewicht. Joseph Beuys ist für mich einer der bedeutendsten Künstler." Seine Triebfeder? "Ich greife gerne ins Geschehen ein. Schon als kleiner Junge habe ich Dinge im wörtlichen Sinne auf den Kopf gestellt, Bilder umgedreht aufgehängt. Ich fand sie dann viel schöner. Der Baum war plötzlich kein Baum mehr, sondern wurde zu etwas völlig Neuem, Faszinierendem. Allein dadurch, dass die Perspektive wechselt."

AUSSTELLUNG
Die Ausstellung von Julian Schnabel in der Galerie Geuer & Geuer, Heinrich-Heine-Allee 19, ist noch bis zum 10. August dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 15 Uhr sowie nach Vereinbarung zu sehen. Tel: 178 047 66.

ZUR PERSON
Julian Schnabel wird 1951 in New York City geboren. Von 1969 bis 1973 studiert Schnabel an der University of Houston in Texas. Schnabel beschäftigt sich intensiv mit europäischer Malerei. In Europa wird seine erste Ausstellung 1977 in Düsseldorf gezeigt. Schnabel beginnt 1983 mit der Arbeit an Skulpturen. Der Künstler hat sich zudem seit den 90er Jahren auch als Drehbuchautor und Filmregisseur etwa der Filme "Basquiat" (1996), "Before Night Falls" (2000) und "Schmetterling und Taucherglocke (2007) einen Namen gemacht.

Autor:

Claudia Brück aus Düsseldorf

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