"Freigang - Kunst im Knast" Noch nie wollten so viele freiwillig in die Ulmer Höhe

Wer genau hinschaut, findet mich im Bild.
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Die Vereinigung Düsseldorfer Künstler hatte eingeladen zum Thema "Freigang - Kunst im Knast".
Dass die nur 2 Tage dauernde Ausstellung einen so regen Besucheransturm auslösen würde, damit hat die Initiatorin Frau Vera Sattler nicht gerechnet.
Die durchschnittliche Wartezeit betrug 2 Stunden und viele konnten gestern und heute nicht mehr eingelassen werden.
Waren es die Räumlichkeiten oder die Kunst, die einen so extremen Reiz auslösten. Ich denke die Kombination aus Trostlosigkeit und Aggression , welche körperlich spürbar war und der Umgang junger mutiger Künstler mit dem anspruchsvollen Thema.
An der Kasse bekomme ich einen Schlüssel an einer groben Kordel - sollte wohl symbolisieren, dass jeder Besucher zu jeder Zeit auch wieder raus kann.
Dennoch, etwas Beklemmendes erfaßt mich beim Betreten des Gebäudes und läßt mich schon nach kurzer Zeit frösteln. Der durch Gitter, Treppen und Geländer geprägte Mittelgang über 3 Etagen läßt erahnen, was Strafvollzug in der Ausführung für den Einzelnen bedeutet. Von den ca 80 Zellen kann ich jede einzelne betreten, an manchen gehe vorbei, einige ziehen mich in ihren Bann und lassen mich kaum wieder frei. Es ist natürlich den Künstlern zu verdanken, die mit Gemälden, Objekten und Fotografien die Wirkung der Umgebung einzigartig prägten und verstärkten.
Da ich kein Kunstkritiker bin, steht es mir nicht zu, über einzelne Werke zu urteilen, aber so viel sei gesagt - viele Talente, jeder auf seine Art, haben gemeinsam etwas Ausserordentliches geschaffen.
Aber auch die Realität erfaßte mich - ein kurzer Besuch auf dem Gefängnisinnenhof, umfriedet mit hohen Mauern und Stacheldraht, läßt mich jetzt noch erschauern -da hängt ein verwitterter Weihnachtsmann ... (siehe Foto).
Froh bin ich, als letzten Künstler den Fotografen Jürgen Weber im größten Raum mit seiner Kunst zu erleben. In seinen türblattgroßen Fotografien läßt er mittels Bodypainting Frauen mit ihrer Umgebung verschmelzen.
Auf eine geheimnisvolle Weise schaffte er es, die in mir aufgebaute erdrückende Spannung wieder zu lösen.
Rückblickend war der Besuch dieser Ausstellung eine Konfrontation mit dem nicht mehr zeitgerechten Umgang im Jugendstrafvollzug(siehe 4 Seiten Text).
Ich bitte die Künstler, von denen ich keine Fotos im Anhang veröffentliche, um Nachsicht.
Ihr freiheitsliebender Bürgerreporter
Johannes Thusek

Autor:

Johannes Thusek aus Düsseldorf

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