Souvenirs, Souvenirs - Die ganze Welt in meiner Schublade. Urlaubsmitbringsel – Freude oder Plage?

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Ich decke gerade den Kaffeetisch. Die Gäste sind bereits im Anmarsch. Es fehlt nur noch der Zuckerlöffel, dann kann es losgehen. Eigentlich könnte ich doch den kleinen goldenen mit dem Wappen von Israel nehmen, den uns Mine aus Jerusalem mitgebracht hat. Auf der Suche nach ihm in der Besteckschublade treffe ich erst mal auf das Salatbesteck aus Holz mit der Aufschrift Budapest und die beiden bunten Löffel, Mitbringsel von Schwiegerelterns Russlandreise.
Oh weh, da fällt mir ein, ich hätte auch die mallorcinische Tischdecke auflegen können. Drei Stück davon hatten sie damals gekauft und wir konnten uns die schönste aussuchen.

Ich nehme das Feuerzeug von dem kleinen Teller, und siehe da, es kommen die griechischen Götter zum Vorschein - mit Goldauflage. Wir haben auch ein undefinierbares Steintier aus Tunesien und einen Glaselch aus Schweden. Sie stehen nebeneinander im Regal und vertragen sich gut.

Im Winter mummele ich mich ein in den tollen Pullover aus Island, im Sommer werfe ich mir des abends, wenn es kühl wird, die zypriotische Stola um.
Bei Lebensmitteln bin ich eher vorsichtig. Ich gestehe, auch wenn es vielleicht eine wertvolle Rarität war, das Päckchen Safran aus der Türkei ist nach einiger Zeit im Mülleimer gelandet. Bei alkoholischen Köstlichkeiten habe ich nicht solche Bedenken und erst recht nicht bei belgischen Pralinen.

Früher, als ich noch mit meinen Eltern in Urlaub fuhr, waren meine Mutter und ich vom ersten Urlaubstag an damit beschäftigt, sowohl ein Andenken für uns selbst als auch Mitbringsel für Oma und Opa zu erstehen.
Kein Souvenirshop war vor uns sicher. Wir guckten überall, gekauft wurde jedoch erst am letzten Tag und Vater musste das Portemonnaie zücken. Eine Holzschale aus dem Schwarzwald, der Armreifen aus Bad Honnef, Milchbecher von der Nordsee und die Armbanduhr aus Bregenz bereichern unsern Haushalt immer noch. Manchmal gucke ich mir heimlich wieder das silberne Armband mit all den kleinen Wappen an, Pflichtkauf an jedem Urlaubsort.

Mit meinem Mann gestaltete sich die ganze Sache später schwieriger. Er kann es mit seiner Logik nicht vereinbaren, das eine oder andere völlig überflüssige Teil in Koffern aus allen Bereichen der Erde in heimatliche Gefilde transportieren zu müssen. Trotzdem ist es mir im Laufe der Jahre gelungen, Taschen und Gürtel aus Italien, Käsehobel aus Dänemark, schwedische Dala-Pferde und einige Fläschschen französischen Wein einzuschleppen. Nicht ganz so gern erinnere ich mich an eine Spanienreise, auf der ich die letzten Peseten in Keramikkrug und Kuchenteller umwandelte. Als der deutsche Zollbeamte an der schweizerisch-deutschen Grenze nach zu Verzollendem fragte, antwortete ich wahrheitsgemäß, dass wir Keramik in Lorca eingekauft hätten. Das war zwar kein Zollvergehen, er wusste aber somit, dass wir aus Spanien kamen und filzte unser Auto bis in die Reifen hinein. Blöd, dass er zwischen den Wäschebeuteln auch auf den Bacardi stieß. Der war danach leider nicht mehr ganz so preiswert, wie wir uns das vorgestellt hatten.

Mein Gatte findet es auch nicht spaßig, wenn ich auf irgendwelchen skandinavischen Schiffen Absolut Wodka als echtes finnisches Erzeugnis kaufe und wir die gleichen Flaschen später im Handelshof zum halben Preis sehen.

Inzwischen haben wir aus der Haushaltsauflösung der Eltern auch noch Zuwachs bekommen. Teller mit Aufschrift Portugal, eine Schale aus Hong Kong, Göteborger Schnapsgläser, Aschenbecher aus Unterharmersbach und Kühlungsborn, eine Kanne in Kamelform und der größte Schatz, Omas Muschelkästchen aus Zell am See.
Schön ist auch, dass unser Zuckerlöffel aus Israel nun nicht mehr allein ist. Er hat einen Zwillingsbruder bekommen – mit Wappen Traben-Trarbach!

Autor:

Birgit Schild aus Düsseldorf

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