Handwerk sucht die High Potentials

Wir sind Handwerker. Wir können das. | Foto: Imagekampagne Handwerk
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Im Handwerk sind kreative Köpfe als Fach- und Führungskräfte gefragt. Daher werden zunehmend leistungsstarke Schul- und Hochschulabsolventen für Ausbildung und Qualifizierung im Handwerk angesprochen, so Otto Kentzler, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), in einem Gastbeitrag für das Magazin „Academia“ (Dezember 2012). Kentzler: „Der anstehende Generationenwechsel bietet qualifizierten Fachkräften zusätzliche attraktive Optionen.“

Von Otto Kentzler

Das Handwerk prägt mit seinen hochwertigen Produkten und Dienstleistungen die Wertschöpfungskette der deutschen Wirtschaft und nimmt eine wichtige Rolle im nationalen Innovationssystem wahr. Doch es gibt große Herausforderungen für die Handwerksunternehmen. Nennen möchte ich den raschen technologischen Wandel, die älter werdende Gesellschaft und den sich verschärfenden nationalen wie auch internationalen Wettbewerb. Bei den Betrieben sind daher kreative Köpfe und Persönlichkeiten als Fach- und Führungskräfte gefragt.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt das Handwerk auf eine Doppelstrategie. Einerseits werden schulschwache Jugendliche unterstützt, um brachliegendes Potential zu aktivieren. Zunehmend sprechen wir aber auch die leistungsstarken Schul- und Hochschulabsolventen an. Das Handwerk ist attraktiv für Abiturienten – diese Botschaft wird gehört. Das zeigt der Anstieg der Ausbildungsanfänger mit Hochschulreife von 4,9 Prozent im Jahr 2005 auf 8,1 Prozent im vergangenen Jahr. Abiturienten interessieren sich inzwischen für nahezu alle Handwerksberufe.

Ich selbst habe nach dem Abitur erst Klempner und Gas-Wasser-Installateur gelernt, dann Maschinenbau studiert und als Diplom-Ingenieur schließlich den Familienbetrieb übernommen. Mein Weg steht stellvertretend dafür, dass das Handwerk für Auszubildende mit Hochschulreife viele Karriereoptionen bereit hält: 120 duale Studiengänge verbinden inzwischen den Erwerb eines Gesellenbriefes mit einem akademischen Abschluss. Inhaltliche Schwerpunkte liegen hier neben dem Maschinenbau in den Bereichen Elektrotechnik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften. Elf duale Studiengänge werden ausschließlich für Auszubildende des Handwerks angeboten, zum Beispiel in den Bereichen Augenoptik, Bauingenieurwesen, Energie- und Gebäudetechnik oder Wirtschaftsingenieurwesen im Handwerk.

Wer handwerklich begabt ist und Großes vorhat, dem empfehle ich ein triales Studium - an dessen Ende hält man neben dem Bachelor-Abschluss den Meisterbrief in der Hand. Ein Beispiel für diese Kombination akademischer mit handwerklicher Ausbildung ist der triale Studiengang Handwerksmanagement (B.A.) der Fachhochschule des Mittelstandes aus Bielefeld (FHM) und der Handwerkskammer zu Köln. Wer sich unsicher ist, welcher Weg für ihn der richtige ist, kann sich bei der Suche nach der passenden Zusatzqualifikation oder einem dualen Studium von den Ausbildungsberatern der Handwerkskammern beraten lassen. Auch online finden sich viele Informationen, beispielsweise auf der Plattform www.ausbildungplus.de. Anspruchsvolle Weiterbildungen für Handwerksmeister runden das Angebot ab – vom Betriebswirt im Handwerk über den Gestalter oder Restaurator im Handwerk bis zum Gebäudeenergieberater.

Wer einen der zahlreichen Aus- und Weiterbildungswege im Handwerk wählt, dem winkt eine vielversprechende und in der Regel sichere Berufsperspektive. Handwerksbetriebe stehen für Verantwortungskultur, denn in der täglichen Arbeit ist man häufig aufeinander angewiesen. Da bringt es nichts, wenn die Mitarbeiter ständig wechseln oder wegrationalisiert werden. Was oftmals zählt, ist die Teamarbeit: Dafür sind persönliche Beziehungen, Vertrauen und insbesondere Verlässlichkeit wichtig - die auch mal Belastungen standhalten muss. Daher sind Arbeitsplätze im Handwerk in der Regel weniger den Launen der Konjunktur ausgesetzt, als die anderer Branchen. Im Gegenzug können mittelständische Unternehmen flexibel reagieren, wenn es beispielsweise darum geht, ihre Mitarbeiter mit einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen bzw. diese zu ermöglichen.

Flexibilität liegt in der Natur des Handwerks, denn im Zentrum steht der Kunde mit seinen Vorstellungen und Bedürfnissen. Neue Problemstellungen erfordern neue Lösungen: Talentiertem Nachwuchs bieten sich oft viele Möglichkeiten, sich einzubringen, bestehende Ansätze weiterzuentwickeln und sich selbst zu verwirklichen. Menschen mit Ambitionen und Ideen können hier schnell punkten. Mit der richtigen Qualifikation öffnet sich der Weg bis hin zur Führungsposition in einem mittelständischen Unternehmen. Der anstehende Generationenwechsel in vielen Handwerksbetrieben bietet qualifizierten Fachkräften dabei zusätzliche attraktive Optionen.

Ich halte alternativ dazu aber auch den Schritt in die Selbstständigkeit für eine attraktive Perspektive. Dieser Weg steht übrigens auch Hochschulabsolventen offen, die keine einschlägige Berufsausbildung absolviert haben: Ingenieure und Techniker können sich in einem zulassungspflichtigen Handwerk selbständig machen, dem der Studienschwerpunkt ihrer Prüfung entspricht. Dieser Schritt ist wie in jeder Branche natürlich auch mit Herausforderungen verbunden. Daher rate ich Akademikern, die sich für diesen Weg entscheiden, sich durch Weiterbildungsangebote zur Vermittlung von Grundkenntnissen in Betriebswirtschaftslehre und Recht gezielt auf eine Unternehmensführung vorzubereiten.

Die technologischen und kreativen Möglichkeiten, aber auch die persönlichen Chancen auszuschöpfen, die das Handwerk in seiner hohen Vielfalt bietet, ist auf jeden Fall ein lohnendes Ziel. Aus persönlicher Erfahrung kann ich das nur empfehlen. Was junge Leute heute aus ihrem Leben als Handwerker machen, darüber gibt es übrigens einige unterhaltsame Filmportraits: http://www.handwerk.de/nc/super-koenner/handwerkistmeinleben.html. Mein Tipp: Reinschauen.

Quelle: ZDH

Zu Handwerksthemen finden Sie ebenfalls Beiträge unter http://malerillu.de. , dem Online Magazin der Maler- und Lackierer-Innung Düsseldorf sowie unter http://maler-düsseldorf.de und http://energie-und-fassade.de

Autor:

Heiner Pistorius aus Düsseldorf

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