Duzt ihr euch noch oder siezt ihr euch schon wieder?

Wann und wie duzt oder siezt eigentlich wer wen im "richtigen" Leben?

In Internetforen ist das Duzen üblich.

Als ich Kind war, war es mit dem Duzen und Siezen auch ganz einfach. Ich wurde von allen altersunabhängig geduzt. Ich selber duzte auch alle Menschen um mich herum. Papa, Mama, Oma, Opa, Tante Christel, Onkel Peter, alle Nachbarn bei uns auf dem Dorf hießen Tante und Onkel und als ich noch einen Bruder bekam, hieß er Friedhelm und du.

Einige Zeit später kam ich in die Schule, da änderte sich das mit dem Duzen. Es gab dort eine Lehrerin, die hieß Frau Dornaus und wir mussten sie mit „Sie“ ansprechen. Sie durfte uns aber duzen. So lernte ich allmählich, dass erwachsene Menschen, die ich kennen lernte, erst mal gesiezt wurden, es sei denn, sie erlaubten mir, du zu sagen.

Langsam gewöhnte ich mich daran, dass ich zwar von allen geduzt wurde, ich selbst aber die meisten Menschen mit „Sie“ ansprechen musste, die Lehrer, den Pastor, den Arzt, Verkäufer und Verkäuferinnen, auch den Postboten.

Eines Tages, ich war so ca. 14 Jahre alt, da passierte es, dass eine Verkäuferin in einem Geschäft mich fragte: „Und was bekommen Sie?“ Zuerst fühlte ich mich gar nicht angesprochen, doch dann merkte ich, sie meint mich. Ich platzte vor Stolz. Ich wurde von einem fremden Menschen gesiezt. Das kam danach noch häufiger vor und ich erkannte, dass das wohl das Erwachsensein war.

Ab einer gewissen Klasse waren die Lehrer in der Schule verpflichtet, ihre Schüler zu siezen. Meistens nannten sie uns jedoch dabei beim Vornamen. Das ist eine weitere Alternative.

Im Berufsleben wird das mit dem Duzen und Siezen sehr unterschiedlich gehandhabt. In einigen Firmen wird sich generell geduzt. Manche Vorgesetzte lehnen es kategorisch ab, sich mit Mitarbeitern zu duzen, manche sehen das locker und meinen, das kollektive Duzen fördere den Teamgeist.

Ich selbst gehe im "richtigen" Leben mit dem Duzen etwas sparsam um, fand es aber klasse, als mal ein Azubi mir anbot: "Sollen wir uns nicht einfach duzen?"

Betriebsausflüge und Weihnachtsfeiern werden gern zum Anlass genommen, das förmliche Sie in ein lockeres Du umzuwandeln. Rotweinbeseelt oder in ausgelassener Bierlaune fällt einem der lockere Umgangston eben leichter.

Peinlich wird es dann am nächsten morgen, wenn die Sekretärin mit einem fröhlichen "hallo du!" den Raum betritt und Cheffe sich nicht mehr an die Sache erinnern kann und auch nicht will. Oder wie reagiert man, wenn der Chef nach absolviertem Duzangebot und Küsschen am nächsten Tag einfach wieder "Sie" sagt.

Kann man Duzen denn wieder rückgängig machen? Ich habe es mal erlebt, dass der Chef seinem Mitarbeiter das Du wieder "entzogen" hat, weil dieser in "Ungnade" gefallen war.

Da haben es doch die Schweden oder Engländer einfach. Die sind eben alle gleich.

Autor:

Birgit Schild aus Düsseldorf

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