Winterdienst ist gerüstet: Frau Holle darf die Kissen schütteln

Weiß wie Schnee: Im großen Lager am Höherweg sowie in drei Silos lagern mehr als dreieinhalbtausend Tonnen Streusalz. Umweltdezernentin Helga Stulgies und Awista-Mann Udo Meyer gehen davon aus, dass die Menge reichen wird.
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  • Weiß wie Schnee: Im großen Lager am Höherweg sowie in drei Silos lagern mehr als dreieinhalbtausend Tonnen Streusalz. Umweltdezernentin Helga Stulgies und Awista-Mann Udo Meyer gehen davon aus, dass die Menge reichen wird.
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Das Salzlager ist gefüllt, der Fahrzeugpark ergänzt und in Schuss gehalten, Mann und Gerät sind miteinander vertraut: Für die Awista kann der Winter kommen

Eigentlich hat er schon angefangen, wenn auch in sehr bescheidenen Maßstäben. „Seit gut 14 Tagen ist ein Sole-Fahrzeug auf den Rheinbrücken unterwegs. Das ist obligatorisch bei Temperaturen um zwei Grad plus und hoher Luftfeuchtigkeit“, sagt Awista-Geschäftsführer Peter Ehler und verweist auf eine technische Neuerung, die 2013/2014 erstmals in größerem Umfang zum Einsatz kommt: Sole-Fahrzeuge verteilen ein Salz-Wasser-Gemisch auf den Fahrbahnen, was eigentlich nur Vorteile habe, wie Udo Meyer, der für die Einsatzkoordinierung zuständig ist, meint. „Die Sole-Lösung dringt bis in die Poren des Straßenbelags ein, liegt also länger als Streusalz und verhindert überfrierende Nässe, mit der mit der alten Technik nicht so recht fertig wurden.“
Bei einem Mischungsverhältnis von 80 Prozent Wasser spart man zudem ordentlich Salz, was auch der Umwelt zugute kommt. 3.550 Tonnen des in harten Wintern mit Gold aufgewogenen Minerals lagern in einer Halle und drei Silobehältern am Höherweg. 125 Tonnen Splitt und 125 Kubikmeter fertig gemischte Sole ergänzen die Bestände. „Erfahrungsgemäß kommen wir damit gut über den Winter“, so Ehler. Wer am Awista-Sitz bei günstigen Windverhältnissen tief durchatmet, wähnt sich in Meeresnähe, so salzig riecht die Luft. Mehrbedarf soll binnen 48 Stunden gedeckt werden können.
Salzstreuen bleibt ein Privileg der Profis, darauf weist Düsseldorfs Umweltdezernentin Helga Stulgies hin. Auch wenn der Einzelhandel derzeit haushaltsübliche Mengen wie die sommerliche Grillkohle feilbietet, müssen sich Privatpersonen beim Einsatz zurückhalten. Die Beigeordnete appelliert an die Vernunft der Düsseldorfer: „Für Gehwege und Anliegerstraßen bitte nur Sand oder Splitt verwenden!“ Die Vegetation leidet nämlich unverhältnismäßig stark an hohen Salzkonzentrationen. „Die Schäden an Bäumen sind so gravierend, dass sie sich nicht erholen und gefällt werden müssen. Das ist doch eine Schande“, meint Stulgies.

„Beim Einkauf der Streumittel sollte man sich am Umweltgütezeichen Blauer Engel orientieren.“ Den Salzfrevel untersagt die städtische Satzung. Verstöße können mit Bußgeldern geahndet werden, auch wenn Umwelt- und Ordnungsamt von dieser Sanktionsmöglichkeit bislang so gut wie nie Gebrauch machten. Es blieb bei Abmahnungen. In der Satzung nachzulesen sind wenige Ausnahmen vom Verbot: gefährliche und steile Stellen wie Treppen und Wege mit starkem Gefälle dürfen mit Salz behandelt werden.
In der Pflicht sind Grundstückseigentümer in unmittelbarer Nähe ihrer Immobilien. Ein Schild, das vor Glätte, einem lockeren Schneebrett auf dem Dach oder stilettspitzen Eiszapfen warnt, reicht nicht. Eigentum verpflichtet: Im Zweifel müsste man einen Baumdienst mit Hubwagen kommen lassen, der neu-
ralgische Stellen in luftiger Höhe von tückischem Ballast befreit. Welchen Pflichten jeder einzelne nachkommen muss, erfährt man auf www.duesseldorf.de/winterdienst. Das Infoblatt zum Winterdienst listet die wichtigsten Fakten in Kurzform auf und liegt in öffentlichen Einrichtungen aus, kann aber auch unter ( 494949 angefordert werden. Gehwege sind in der Regel auf einem Meter Breite zu räumen, wochentags bis 7, an Sonn- und Feiertagen bis 9 Uhr morgens. Um diese Uhrzeit sollte die Awista ihr Pensum erledigt haben. Von krassen Ausnahmefällen abgesehen beginnt der Räumdienst um 3 Uhr, regulär mit 118 Mitarbeitern in gut 30 Fahrzeugen. Weitere Kräfte werden in Reserve gehalten. Erstmals kümmern sich zusätzliche Kräfte um die Haltestellen der Rheinbahn.
Der Fuhrpark umfasst eine ganze Reihe an Spezialfahrzeugen vom großen Streu-Vehikel bis zur wendigen Kleinkehrmaschine. „Feststehende Schneepflüge verwenden wir nicht mehr“, erklärt Udo Meyer. „Die Schilde können je nach Schneehöhe und Straßenverhältnissen justiert werden. So vermeiden wir die berühmten Haufen am Fahrbahnrand.“

Winterdienst ist Teamwork: Bereits im Oktober legte eine große Planungsrunde mit den beteiligten Ämtern der Stadt, Rheinbahn, Polizei und Awista Aufgaben und Zuständigkeitsbereiche fest. „Besonders wichtig waren dabei natürlich geänderte Verkehrsführungen wie etwa rund um den Kö-Bogen“, sagt Ehler. Und sicherheitshalber vergewisserten sich alle Verantwortlichen, dass sie die aktuellen Telefonnummern ihrer Ansprechpartner gespeichert haben.
„Jetzt stehen wir Gewehr bei Fuß!“ Ehlers ist davon überzeugt, für fast alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Was aber, wenn Frau Holle ihr Plumeau gar nicht ausschütteln möchte? „Nun, mit schneefreien Weihnachten könnten wir alle ziemlich gut leben. Aber nach all den Vorbereitungen wünschen wir uns doch ein paar Einsätze. Manche sind richtig heiß drauf.“

Hier räumt und streut die Awista
Dringlichkeitsstufe 1+2 beinhaltet Brücken, stark befahrene Straßen mit gefährlichen Stellen (Gefällstrecken, starke Kurven), Straßen mit schienengebundenem Personennahverkehr und einige Wohnstraßen.
Dringlichkeitsstufe 3 betrifft Wohnstraßen, Straßen in Tempo 30-Zonen und verkehrsberuhigte Gebiete. Die Entfernung zu einer abgestreuten Straße beträgt selten mehr als 1000 Meter. Nur bei Schneehöhen von mehr als 25 cm wird eine Schneeräumung durchgeführt, um den Verkehr nicht zum Erliegen zu bringen.
Radwege: Das Fahrrad hat in den vergangenen Jahren als Verkehrsmittel zunehmend an Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund erfolgt heute eine Gleichbehandlung und damit parallele Abstreuung gegenüber den Straßen. Weitere Informationen zum Winterdienst findet man hier.

Autor:

Henrik Stan aus Düsseldorf

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