Think easy!

Warum sind die einfachsten Dinge im Leben manchmal so unglaublich schwer?

So habe ich mich doch tatsächlich, nachdem die ersten Schmetterlinge im Bauch verdaut waren, immer mal wieder gefragt, ob ich meinen Mann noch liebe. Puh, diese Frage hat mich zeitweise um den Schlaf gebracht. Mittlerweile habe ich keinen Zweifel mehr daran, dass ich meinen Mann liebe. Wir teilen so viel miteinander, nicht nur an Jahren. Er ist wohl die Liebe meines Lebens.

Es gibt Familien, in denen ist der Satz „ich hab‘ Dich lieb!“ an der Tagesordnung. Ich komme nicht aus solch einer Familie. Ich bin niederländischsprachig aufgewachsen. Ich habe zwar das große Glück, dass ich nie an der Liebe meiner Eltern zweifeln musste, es fühlte sich halt nur nicht immer so an. Sie werden jetzt allmählich alt und ich bin froh, dass wir es geschafft haben, uns noch zu Lebzeiten zu sagen: „Ich liebe Dich.“ Zaghaft. Auf Deutsch.

Ob ich deshalb so lange, so schwer an dem bloßen Begriff Freundschaft gehoben habe? Es ist nicht so, dass ich keine Freunde gehabt hätte. Ich habe mich nur nicht getraut, sie so zu nennen. Seit ich den Wert von Freundschaften für mich persönlich erfasst habe, ist es mir wichtig, großzügiger mit ihnen umzugehen. Es tut gut Menschen Freund zu nennen, auch solche mit denen ich keine Pferde stehlen könnte.
Mit denen mache ich halt andere Dinge.

Warum ist es so schwer um anzuerkennen, dass man den Menschen, mit dem man über ein Vierteljahrhundert verbunden ist liebt? Was ist leichter als zu sagen „Ich hab‘ Dich lieb!“ wenn es sich doch gerade so anfühlt? Warum wird der Begriff Freundschaft in den social media geradezu inflationär gebraucht, während wir versäumen, die Freunde, mit denen wir Pferde stehlen könnten zu fragen, ob sie dies auch tatsächlich mit uns tun möchten.
Wie viel klingt mit, in diesen kurzen Sätzen, die doch eigentlich so einfach sind?
Was hören wir alles aus einer simplen Liebeserklärung heraus - welche Erwartungen, wie viel Vereinnahmung und was für Enttäuschungen fürchten wir?

„Hilfe?“ bot mir letztens der Obdachlose vor dem Superdiscounter an, ohne dass ich ihm Geld gegeben hätte. „Was will der von mir?“ dachte ich unmittelbar und lehnte mit einem aufgesetzten Lächeln ab: „Nein danke, ich komme alleine klar!“ Dabei ist mir schon recht lange klar, dass unsere Gesellschaft genau daran krankt, dass wir alle alleine klar kommen.
Dem Mann fehlt, dass er gebraucht wird und nun sollte ausgerechnet ich ihm DAS geben?
Ich will niemanden brauchen müssen. Mich nicht bedürftig, verletzlich zeigen.
Ich habe meine Haltung überdacht, die unzähligen Vorbehalte aus meinen Gedanken gestrichen. Think easy! und gute Taten werden ihren Weg schon finden.
Danke Mann für Deine Hilfe!

„How are you?“ fragen die Amerikaner, wo immer sie auf einander treffen und die Antwort ist: “good!”
So einfach ist das.
Wenn es denn den Tatsachen entspricht. Ansonsten wird es schnell mal kompliziert.

„Wie geht es Ihnen,“ frage ich Sie jetzt, nachdem Sie diesen Text gelesen haben, „gut?“
Sonst sagen Sie doch bitte einfach was Ihnen daran nicht passt.
Es ändert nichts an der Tatsache, dass ich Ihnen auch weiterhin gerne meine Texte anbieten werde.
Im Zweifelsfall sogar bessere!

Autor:

Femke Zimmermann aus Düsseldorf

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