Handwerk boomt, aber Sorge um Gewerbeflächen und Nachwuchs

Stefan Golißa (links) zeigt Kammerpräsident Andreas Ehlert seinen Betrieb, hier mit Abflussrohren.
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Das rheinische Handwerk meldet weiter volle Auftragsbücher. Der Geschäftsklimaindex erhöhte sich gegenüber dem Herbst um zwei auf 91 Prozent. Das ist ein neuer Allzeitrekord, und das nun schon zum achten Mal in Folge. Sorgen machen dem Handwerk der Fachkräftemangel und die Verknappung von Gewerbeflächen.

Die Pressekonferenz der Handwerkskammer Düsseldorf zur Konjunkturlage fand diesmal im Betrieb von Stefan Golißa statt. Der Dachdeckermeister hat am Vogelsanger Weg in Düsseldorf-Mörsenbroich eine 800 Quadratmeter große Gewerbefläche angemietet. Jetzt sorgt sich der Unternehmer, der hier seit 2011 ansässig ist und 24 Mitarbeiter beschäftigt, um seinen Standort. Denn die Stadt hat vor, das Gebiet in ein Mischgebiet mit Wohnen und Gewerbe umzuwandeln. Auf aktuellen Entwürfen müsse sein Firmensitz Wohnhäusern weichen, erklärte Golißa.

Der Handwerksmeister steht mit seinem Problem nicht alleine da, wie eine Umfrage der Handwerkskammer zur Standortzufriedenheit ergab. Ein Sechstel von 198 befragten Handwerksbetrieben hat nach eigenen Angaben am derzeitigen Standort mit Konflikten zu kämpfen. So gebe es beispielsweise Streit mit Nachbarn wegen Immissionen, durch eine näherrückende Wohnbebauung oder wie im Fall von Stefan Golißa durch eine anstehende Überplanung. „Wohnungsbau ist wichtig, aber die Pflege des Gewerbebestandes ist auch eine Kernaufgabe der kommunalen Selbstverwaltung“, betonte Kammer-Hauptgeschäftsführer Axel Fuhrmann. Leider verstehe die Stadt unter Gewerbeflächen immer mehr die Ausweitung von Büroflächen.

Ein Umzug an einen anderen Standort ist für viele Handwerker keine Alternative. Zum einen fehle es an verfügbaren Flächen, zum anderen an bezahlbaren Angeboten. Jedes dritte befragte Unternehmen sei an seinen Standort gebunden, weil es einen lokalen Kundenstamm im Umkreis von zehn Kilometern bediene. Die Kundennähe ist lebenswichtig für das Handwerk. Nicht von ungefähr heißt der Slogan des Handwerks „Die Wirtschaftsmacht von nebenan.“ Stefan Golißa befürchtet, dass er bei einer Betriebsverlagerung in umliegende Gemeinden Kunden verlieren würde. Konkret fordert die Handwerkskammer, neue Gewerbeflächen für expandierende Betriebe zu sichern und Gewerbeflächen nicht zu Lasten von Wohngebieten zu schmälern. „Denkt auch an die kleinen Gewerbetreibenden“, appellierte Fuhrmann an die Kommunen.

Noch freie Ausbildungsplätze im Handwerk

Kammerpräsident Andreas Ehlert wies auf ein weiteres Problem hin: „Immer weniger Unternehmen gelingt es, freiwerdende Stellen neu zu besetzen.“ Jedes fünfte Handwerksunternehmen melde derzeit offene Stellen. Die Suche nach geeignetem Nachwuchs gestalte sich zunehmend schwieriger, ergänzte Stefan Golißa für seinen Betrieb. Sonst hat Golißa immer zwei Lehrlinge, aber dieses Jahr wird es wohl nur bei einem bleiben. 80 Prozent der Bewerber scheiterten schon am Einstellungstest. Die größten Wissenslücken täten sich in Deutsch, Mathe und Zeichnen auf. „Wir brauchen ausbildungsreife Schulabgänger“, erklärte Andreas Ehlert. Am besten ginge dies mit der Bekämpfung des Unterrichtsausfalls und des Fachlehrermangels. Außerdem müssten die Schulgebäude modernisiert werden. „Unsere Auszubildenden haben erstklassige Schulgebäude mit moderner Ausstattung verdient“, sagte Ehlert Nicht überall im Kammerbezirk geschehe dies so vorbildlich wie in Düsseldorf, wo mit dem Neubau des Albrecht-Dürer-Berufskollegs an der Paulsmühlenstraße in Benrath begonnen wurde.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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