„Hallo Ampelindianer!“: Straßenverkehrsregeln für Kinder

Die Bühne und die Puppen haben die theaterpädagogisch geschulten Polizisten selbst gebaut. Fotos (3): Siegel
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Kinder im Vorschul- und Grundschulalter sind die jüngsten Verkehrsteilnehmer, auch wenn sie nur zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Um sie auf die Gefahren, die ihnen im Straßenverkehr begegnen können, kindgerecht vorzubereiten, besucht die Verkehrspolizei Düsseldorf Grundschulen und führt dort Theaterstücke auf – und das seit 60 Jahren.

Die Kinder werden, kaum dass sie in der Aula Platz genommen haben, etwas unruhig. Ein Polizist geht vor dem roten Vorhang auf und ab, das junge Publikum immer im Blick. Er presst die Lippen zusammen, bläst die Backen und trompetet fröhlich vor sich her. „Dicke-Backen-Musik“, nennt Hauptkommissar Udo Hudenius das. Dann begrüßt er die Kinder: „Hallo Ampelindianer!“

In wenigen Minuten beginnt das Puppentheaterstück „Das Reflektorium“, das Hudenius gemeinsam mit zwei Kollegen in der Aula der Heinrich-Heine-Grundschule aufführt. Von Anfang Januar bis zu den Osterferien erreichen die theaterpädagogisch geschulten Verkehrspolizisten jedes Jahr 3.600 Grundschüler und 2.000 Kindergartenkinder in ganz Düsseldorf.

Vom Konzept „Kasperletheater“ haben sie sich entfernt und studieren statt dessen Jahr für Jahr neue, selbstverfasste Stücke ein. „Der Polizist“, erklärt Hudenius, „hat der Chef auf der Bühne zu sein, nicht der Kasperl.“ Hudenius, der bereits seit 23 Jahren diese Form der Verkehrserziehung durchführt, agiert während des Stücks als Bindeglied zwischen den Kindern, die gebannt zuhören und zuschauen, und dem Bühnengeschehen. „Das Reflektorium“ dauert insgesamt eine dreiviertel Stunde; mehr Aufmerksamkeit ist dem jungen Publikum nicht abzuverlangen.

In dem Stück, das äußerlich gar nichts mit Straßenverkehr zu tun hat, sondern eine mit Pointen angereicherte, lustige Fantasiegeschichte im Weltraum erzählt, werden immer wieder Verkehrssituationen eingebaut. So werden die Kinder dazu animiert, beispielsweise dem Weltraumvagabunden Tuppes III. zu erklären, wie man die Milchstraße richtig überquert. Also dass man am Bordstein stehen bleibt (weil es sonst knallt) und richtig schaut, ob die Straße frei ist. Oder dass man, um eine stark befahrene Hauptstraße sicher zu überqueren, einen Zebrastreifen oder eine Ampel sucht.

Den Erfolg des Konzepts sieht die Verkehrspolizei statistisch belegt. Von 2011 auf 2012 gab es in der Altersgruppe der Vier- bis Neunjährigen einen Rückgang an Unfällen von 6,6 Prozent. Bei den Unfällen mit Schwerverletzten war ein Rückgang von 27,8 Prozent zu verzeichnen.

Daran denken die Kinder in der Heinrich-Heine-Grundschule jetzt nicht; sie sind zu sehr mit Pferdi, dem Roboter Fuzzi, Tuppes II., dem Weltraumverbrecher Dat Wetter und den zwei Puschmuggels beschäftigt, wissen aber genau, dass man nicht blind über die Straße rennt. Zum Ende der Vorstellung sind alle im „Club der Ampelindianer“ aufgenommen. Ein Armbändchen in den Farben Rot, Gelb und Grün bekommt jeder als Geschenk – mit der Gewissheit, für den Straßenverkehr gut aufgestellt zu sein.

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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