Keine Ahnung, was drin ist

Volles Haus bei der Kofferversteigerung im Kino des Flughafens
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Kofferversteigerung am Flughafen ist ein Glücksspiel

Es ist Donnerstagnachmittag am Flughafen in Düsseldorf. Eine Menge
Menschen stehen frierend vor einem Gebäude, das die Flughafenverwaltung
Kino nennt. Die, die da stehen wissen genau, was hier gleich geschieht, wenn
sich die Tore öffnen. Was sie jedoch nicht wissen, ist, was sie erwartet. Es ist
die Zeit des Glücksspiels, es ist Kofferversteigerung.

Gut 100 Interessenten warten vor dem „Kino“ des Düsseldorfer Flughafens auf Einlass. Es ist irgendwie eine fieberhafte Stimmung. Man will sich einen günstigen Platz sichern, um bei der Kofferversteigerung gute Sicht zu haben. Denn das Äußere spielt hier eine maßgebliche Rolle. Hat der Bietende doch keine Ahnung, was drin ist. Deshalb hängt vom Erscheinungsbild ab, wieviel man bieten will. Durch das Tor drängt sich die Menschenmenge, innerhalb kürzester Zeit sind alle Stühle besetzt. Doch Michael Bloss, Manager Airport Operations DUS, meint: „Das ist noch nicht alles, wir haben noch zehn Minuten Zeit und da kommen noch wesentlich mehr.“ Und in der Tat, kurz vor der offiziellen Versteigerung sind es rund 300 Menschen, die sich im gesamten Raum verteilen und gespannt auf das erste Angebot warten. „Es ist unglaublich, welchen Andrang wir haben“, stellt Bloss fest. Obwohl keiner weiß, was sich in den Koffern oder Kartons befindet, ist das Interesse groß. Noch drücken sich einige vor dem improvisierten Tresen, um sich die Koffer und andere Gegenstände anzusehen. Die Geräte, wie eine große Profi-Kaffeemaschine oder der Flachbildschirm stehen schon auf dem Tresen und sind für die erste Runde der Auktion bereit. Zwischen dem großen Stapel von Koffern, jeglicher Couleur und Marke, befindet sich ein komplett verpacktes Klimagerät, eine in Plastik gehüllte Leiter, eine Angel, ein Ghettoblaster, eine Stehlampe und ein Kindersitz. Obwohl es sich um Hundert und mehr Stück handelt, ist es doch ein kleiner Teil, was auf dem Flughafen liegen bleibt. „Wenn sie bedenken, dass wir 21 Millionen Passagiere abwickeln, liegen die liegengelassenen Teile im 0,0-Bereich“, erklärt der Flughafen-Manager.
Für viele der ersteigerungswilligen Personen, ist es eher ein Spaß sich zu beteiligen. Zwei junge Männer erwarten „viel für wenig“ und zwei Damen sind eher aus Neugierde hier, als hier wirklich mitzumischen. „Der Inhalt unseres Portemonnaies ist begrenzt, deshalb werden wir spontan entscheiden, ob wir teilnehmen“, meinen sie und ergänzen, „vielleicht schmeißen wir auch zusammen“.

Schneller Besitzerwechsel

Bevor der professionelle Auktionator, Klaus Bach, die Versteigerung eröffnet, bittet er die Anwesenden die Koffer nicht unbedingt hier zu öffnen und falls es doch der ein oder andere vor Neugierde nicht aushält und nicht mit dem Inhalt zufrieden ist, sollte er ihn gleich hier entsorgen. „Bitte nicht draußen stehen lassen, denn sie wissen was passiert, wenn ein alleinstehender Koffer gesichtet wird“, meint Bach.
Die Spannung steigt und das erste Objekt, die Kaffeemaschine, wird aufgerufen. Gleich wird heftig geboten und nach noch nicht einmal einer Minute wechselt sie für 210 Euro den Besitzer. So geht es Schlag auf Schlag: Ein hübscher Blümchenkoffer für 100 Euro, eine gepflegte Adidas Boxing Tasche für 160 Euro, eine Drohne für 85 Euro, ein interessanter Wanderrucksack für 95 Euro und der besagte Flachbildschirm für 40 Euro.
Für Manager Michael Bloss ist es ein arbeitsreicher Nachmittag, der erst in den Abendstunden endet. Bis dahin hofft er auf ergiebige Einnahmen. Denn diese fließen nach seinen Angaben dem Fundbüro zu, das so über 365 Tage im Jahr finanziert wird. Geöffnet wurde keine Koffer, wollte doch jeder sein ersteigertes Geheimnis mit nach Hause nehmen und dort genießen – oder auch nicht!

Autor:

Peter Frank aus Düsseldorf

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