Frauen im Schützenverein

5.te Schützen  - Düsseldorf Bilk
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Immer öfter schauen Zuschauer verdutzt, wenn im Schützenzug uniformierte Frauen mitmarschieren. Manchmal ernten sie auch tollen Beifall, so wie 2017, als sie zur Parade des Bilker Schützenfestes vom Moderator angekündigt wurden. Ein Novum im Bilker Verein, welches beim Publikum auf Beifall und Begeisterung stieß.

In unseren Breiten sind Schützenvereine meist männlicher Natur, für viele Männer ist Schützenverein nicht nur soziales Tun, sondern auch ein Hort männlich geprägter Geselligkeit. Der Kurzurlaub von Heim und Familie wird oft traditionell begründet, zutreffend ist es nicht ganz. Bereits im späten Mittelalter waren in der Entstehungszeit der Gilden auch auf Frauen mit dabei. Bei unseren westlichen Nachbarn wie auch im Alpenraum ist es bis heute so geblieben, und die Frauen ziehen in den Schützenzügen als sogenannte Marketenderinnen mit den Männern durch die Straßen.

In den Niederlanden ist es gemischt. „Aber dort wo Frauen mit dabei sind, werden die Vereine vom Publikum ganz anders wahrgenommen!“ erklärt der Pressesprecher der Gelderländer Föderation, Reuling. Und hochinteressant, er zeigt die Folgen auf: „weg vom Trink und Gewaltimage, rein in Schulen, Familien und interessanter für Sponsoren“

Auch in Deutschland sind weibliche Mitglieder inzwischen vielerorts Normalität im Schützenverein. Es gibt sogar einen Ehrentag für die Kameradinnen, dieser wird vom BHDS seit 62 Jahren als Königinnentag gelebt.

Bilk, früher einmal eher dörflichen Charakters, heute boomender Stadtteil neben dem Medienhafen und Teil einer Großstadt muss sich den veränderten Strukturen anpassen und hat sich aus diesem Grund zu einer ersten Öffnung entschlossen.
In einer Zeit, wo sich selbst bisher konservativ orientierte Schützen, ausländischen Mitbürgern, anderen Religionen und gleichgeschlechtlichen Lebensformen öffnen, scheint es nicht mehr sinnvoll die eigenen Frauen auszugrenzen.

Im Bilker Schützenverein sind im Reiterzug der Freischützkompanie und dem Germania Amazonencorps auch Frauen in das Regiment integriert, aber nicht alle Mädels wollen oder können reiten. Neu hinzugekommen ist jetzt das Fahnenschwenker Corps. So stand der Verein bisher vor dem Dilemma das man zusehen musste, das bei 150 Kindern unter 14 Jahren welche der Verein betreut, Mädels mit dem 14.ten Geburtstag teils schmerzhaft Abschied nehmen mussten. Und ganz offensichtlich hegen so einige von die Hoffnung, dort weitermachen zu können, wo sie zum 14.Geburtstag aufhören mussten.

In den Planungstagen wurde beschlossen hier Änderungen anzugehen.
So konnten 2017 erstmals weibliche Mitglieder bei der Gesellschaft fünfte Schützen mitmarschieren, aus internen Gründen zur Premiere allerdings erstmals eine kleine Zahl.
Hauptmann Andreas Lietz hofft, wie viele Andere auch, dass es künftig mehr werden. Wie alle Neuerungen führen auch dieses erst einmal zu Diskussionen.

Das Denken der Frauen indes beeindruckt, es orientiert sich an den Statuten der Tiroler Marketenderinnen: Sie wollen weder ihr „eigenes Ding“ noch wollen sie bevorzugt werden. Es ist Ihnen ein Bedürfnis zum Gelingen der Gemeinschaft beizutragen, indem sie aktiv mitarbeiten, eigene Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen. Sie schätzen Zusammenhalt und Kameradschaftsgeist in der Kompanie, arbeiten auch aktiv im Vereinsleben mit. Ihnen ist bewusst, dass die männlichen Kameraden einiges erwarten: korrektes sauberes Auftreten, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit, Pflichtbewusstsein und Kameradschaft.

„Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“, so wissen wir. Ohne Frauen die im Hintergrund tätig sind, würde wäre schon lange deutlich weniger realisierbar.
In den nächsten Jahren wird es für das Schützenwesen schwer werden, schon heute kämpfen viele Vereine um ihr Überleben. Und plötzlich treten die Frauen vor, um Seite an Seite bei ihren Männern zu stehen. Nach außen hin ein völlig anderes Bild, welches nicht nur zeitgemäßer ist….
„Wir sollten uns allerdings davor hüten, die Frauen als Lückenfüller für den vorhandenen Mitgliederschwund zu benutzen, das wäre zu schade!“ sagt der Ehrenchef der Bilker, Hans Dieter Caspers. Womit er vollkommen Recht hat!

Autor:

Rene Krombholz aus Düsseldorf

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