FRED THIELER – Malerei des deutschen Informel

Fred Thieler, O/16-53, 1953, Mischtechnik auf Leinwand | Foto: Foto: Gerhard Heisler
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  • Fred Thieler, O/16-53, 1953, Mischtechnik auf Leinwand
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Am 31.10.2013 eröffnet um 19.00 Uhr das Museum Küppersmühle MKM seine neueste Ausstellung. Eine umfassende Retrospektive ist dem deutschen Maler Fred Thieler (1916-1999) gewidmet, welche die konsequente Entwicklung dessen bildnerischen Schaffens nachzeichnet. Die Ausstellung wurde von der Kunsthistorikerin und Autorin Frau Dr. Eva Müller-Remmert kuratiert.

Fred Thieler gehört zu den prominentesten Vertretern der Nachkriegs-Abstraktion in Deutschland. Sein Werk gilt als Synonym für Informel und abstrakte Bildwelten.

Thieler wurde 1916 in Königsberg geboren. Sein Medizinstudium musste er abbrechen, da er im Zweiten Weltkrieg zum Kriegseinsatz in Polen und Frankreich eingezogen wurde.
Nach der Entlassung aus dem Militärdienst und dem Verbot seines Medizinstudiums 1941, da seine Mutter Jüdin war, schrieb er sich bei einer privaten Malschule ein. Als von den Nationalsozialisten Verfolgter, musste er in den Untergrund gehen und arbeitete mit dem Umfeld der Weißen Rose im Widerstand.
Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Thieler von 1946 bis 1950 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München, wo er seine ersten abstrakten Bilder malte. Zusammen mit Willi Baumeister, Rupprecht Geiger, K. R. H. Sonderborg und Fritz Winter gründete er 1949 die Künstlergruppe ZEN 49. 1954 wurde er im Deutschen Künstlerbund aufgenommen.

Thieler war 1959 und 1964 documenta-Teilnehmer. Von 1959-1981 war er Professor an der Hochschule der Bildenden Künste in Berlin sowie zwei Jahre lang Gastprofessor in Minneapolis. 1991 stiftete er den "Fred-Thieler-Preis für Malerei", der inzwischen im zweijährigen Turnus in der Berlinischen Galerie verliehen wird.

Thielers Kunst ist die Grundlage und Energiequelle für sein großes, konsequentes Engagement nicht nur als Künstler, sondern auch als Lehrer, Kulturpolitiker und Kunstanwalt.
Aber auch sakrale Auftragsarbeiten wurden ihm anvertraut. Am Niederrhein ist der von Thieler 1965/66 für die Heilig-Geist-Kirche in Emmerich gestaltete gesamte Innenraum mit der Darstellung der vierzehn Kreuzwegstationen bekannt.

Thielers enorme Kreativität wird in der aktuellen Ausstellung im MKM anhand von rund 100 Arbeiten dokumentiert. Gezeigt werden sowohl seine Papierarbeiten und Grafiken als auch großformatige Leinwände. Schlüsselwerke aus zahlreichen Sammlungen und Museen ergänzen zentrale Arbeiten des Künstlers aus der im MKM beheimateten Sammlung Ströher.

Thielers informelle Arbeiten folgen keinem konsequenten, systematischen stilistischem Muster. Der Maler Thieler verwendet abstrakte Formen und intensive Farben. Die Spannung in seinen Bildern wird besonders vom Dialog dieser Ausdrucksmittel bestimmt.

In der Ausstellung lässt sich auch Thielers maltechnische Entwicklung nachvollziehen.
Seine frühen Arbeiten waren auf herkömmliche Weise mit Pinseln gemalt und ganz figurativ. Als Thema wählt er melancholische Szenen aus dem Alltagsleben, manchmal sogar mit Elementen der Hoffnung.

Seit den Fünfziger Jahren arbeitet Fred Thieler jedoch völlig anders. Er löst sich von der Staffelei,
legt die Leinwände auf den Boden und gießt, tropft und spritzt die Farbe literweise darauf.
Seine Werke bilden nun nichts Figürliches mehr ab.
Zufällige und unvorhersagbare Farb-Arrangements richten sich an die Gefühle und strahlen Energie und Dynamik aus: Sein "Informel" ist geboren.
Zunächst verwendet er für seine Gemälde noch dunkle, bedrückte Farben, welche meist auf schwarzen oder schwärzlichen Tönen aufbauen. In seiner weiteren Entwicklung benutzt Thieler mehr Blau und Rot, so dass seine Werke leuchtender werden.
Später nimmt Thieler auch Collage-Techniken in seine Arbeiten auf, die nun den freien Farbfluss beeinflussen. Auch als neue Farb-Schattierungen wie Violett, Orange oder Grün hinzu kommen, bleiben seine Werke wesentlich von den klassischen Tönen Blau, Rot, Weiß und Schwarz bestimmt.

Mit dieser energiegeladenen Ausstellung zeigt sich wieder einmal, dass das MKM auf Präsentationen zur deutschen Nachkriegskunst spezialisiert ist.

Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog mit Texten u.a. von Walter Smerling und Ingrid Mössinger, Eva Müller-Remmert, Gerhard Pfennig und Christian Schneegass; 138 Seiten, 112 Abbildungen, 25,- Euro (Museumsausgabe), Wienand Verlag, Köln, ISBN 978-3-86832-170-8.

Neben regelmäßigen Führungen gibt es im Begleitprogramm zur Ausstellung auch die Sonderführung mit der Kunsthistorikerin Sabine Falkenbach am Mittwoch, 27.11.13, 16.00 – 17.30 Uhr: "Informelle Malerei, Action Painting und abstrakter Expressionismus – dynamischer Aufbruch in eine neue Zeit".
Thematisiert wird die Malerei als Befreiungsschlag: Das Informel war Ausdruck eines globalen Zeitgeists in den 40er und 50er Jahren. Es entsteht eine spontan und unmittelbar sich äußernde Malerei mit einem hohen Anspruch auf Wahrhaftigkeit und Authentizität, die ihren Weg seit dem Ende der 1930er Jahre in den USA und Mitte der 40er Jahre ebenso in Europa und Japan findet.
Die Themenführung fokussiert die Höhepunkte dieser Bewegung und zeigt den existentiellen Anspruch einer gestisch-abstrakten Malerei nach der Stunde Null.
Eintritt: 9,- € an der Museumskasse inkl. Eintritt in die Ausstellung.

Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um Anmeldung im MKM gebeten unter
t.kohn@museum-kueppersmuehle.de oder Tel.: 0203/301948-10.

Laufzeit der Ausstellung: 1. November 2013 bis 2. Februar 2014.

Autor:

Dorothea Weissbach aus Oberhausen

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