Kanzelrede Sonntag

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Am vergangenen Sonntag hielt Michael Rubinstein, Geschäftsführer des Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Niederrhein, die Kanzelrede in der Salvatorkirche. Sein Thema: ""Nächstes Jahr in Jerusalem? Oder Zuhause in Deutschland?" Jüdisches Leben zwischen Alltag und Bedrohung?". Mal abgesehen davon, daß Worten wie "Guten Abend" zu Beginn oder "Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit" am Ende schon höflich gewesen wären, war die so sachlich, aber noch nicht spröde, wie wir es von Rubinstein kennen.

"20 % der Deutschen sind tendenziell judenfeindlich," führt der evangelische Superintenden Armin Schneider in die sehr gut besuchte Veranstaltung ein. Er erinnert daran, daß Rubinstein von 2005 - 2015 Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde Duisburg - Mülheim - Oberhausen war.

"Die jüdischen Gemeinden erleben einen Aufschwung, der vor 25 Jahren noch nicht möglich war," führt Rubinstein in seiner Kanzelrede aus. "Wer eine Synagoge baut, will bleiben. Das haben wir beim Bau der Synagoge in Gelsenkirchen im Jahre 2007 gesehen. Dies ist ein gutes Zeichen von Lebendigkeit. Der Nordrhein-Landesverband ist älter als das Bundesland selbst. Er wurde schon im November 1947 gegründet. Die starke Zuwanderung von Juden seit den 1990er Jahren sorgte für eine Belebung und Neugründung von jüdischen Gemeinden. Es gibt rund 100 Gemeinden, die ihre Mitgliederzahlen verdoppeln konnten. Der Landesverband hat derzeit rund 16.500 Mitglieder in 8 Gemeinden; in Westfalen kommen rund 6.500 Mitglieder in 8 Gemeinden sowie die Synagogengemeinde Köln mit rund 4.000 Mitgliedern hinzu. In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es also rund 27.000 Juden, die in einer Gemeinde organisiert sind. Es ist allerdings eine starke Überalterung festzustellen. 45 % der Mitglieder sind über 60 Jahre alt. Es sind kaum Auswanderungstendenzen festzustellen. Die Kirchensteuerpflicht und eine geringe Bindung an die Gemeinde sind Gründe für jüngere Mitglieder, auszutreten. Mit 0,5 % der Mitglieder ist dies Zahl aber überschaubar. Die Nachwuchsförderung gewinnt so an Bedeutung. Zielgruppenspezifische Angebote - beispielsweise für Senioren - kommen hinzu. Die Integration nach innen ist derzeit eine Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Integration nach innen meint: Leute, die im Kommunismus gelebt haben, müssen wieder an ihren Glauben herangeführt werden.

Juden und ihre Gemeinden werden aber wieder das Ziel von Anfeindungen, was zu Verunsicherung führt. Islamismud und Rechtsextremismus haben mit Israel ein gemeinsames Feindbild. Ihre politisch motivierten Gewalttaten stiegen im Jahre 2014 um über 24 % auf über 900 Fälle an. Pegida hat seine Maske fallen lassen und ist offen antisemitisch."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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