"Kunst, die im Wege steht" - Markus Lüpertz im Museum Küppersmühle

Markus Lüpertz neben seiner Skulptur "Der Krieger"  vor dem Museum Küppersmühle für Moderne Kunst im Duisburger Innenhafen
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"Kunst, die im Wege steht", unter diesem Titel zeigt das Museum Küppersmühle für Moderne Kunst im Duisburger Innenhafen erstmals eine großangelegte Lüpertz- Einzelausstellung.

Der Titel der Ausstellung weist zu den Anfängen. 1966 hieß Lüpertz erste Präsentation in Berlin genauso. Passend dazu wird der Bogen seiner Arbeit in dieser aktuellen Ausstellung weit gespannt. Es sind über 80 Werke aus fünf Jahrzehnten zu sehen: Malerei, Skulpturen, Reliefs und Druckstöcke, darunter auch Serien und Zyklen. Die Arbeiten stammen aus der Sammlung Ströher, die den größten Bestand an Lüpertz-Werken weltweit besitzt. Trotz der Dichte und imposanten Größe der Werke, wirkt die Ausstellung nicht überladen. Ganz im Gegenteil, die großen, lichten Räume des Museums Küppersmühle lassen den Arbeiten genügend Raum und Luft. Lüpertz selbst ist begeistert über die Präsentation. Es ist ein Wiedersehen mit vielen seiner Arbeiten, die er z.T. jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat.

Ausdrucksstarke Malerei - kraftvolle Skulpturen

Bereits sein Frühwerk ist kraftvoll und expressiv, das Bildmotiv oft einfach wie z.B. Baumstämme, die er betont plastisch darstellt. So auch sein 12,50 Meter langes Gemälde "Westwall" aus dem Jahr 1968, das in der Ausstellung hoch platziert, über den Köpfen der Besucher hängt. Es entsteht eine starke Wechselwirkung zu der auf der gegenüberliegenden Seite hängenden 20-teiligen Arbeit "Gegen Abend besetzen Störche Lüpolis" von 1977. Eine Arbeit, die zum ersten Mal überhaupt gezeigt wird und eine zentrale Position in der Ausstellung einnimmt. Den ausdrucksstarken Gemälden stehen die ebenso kraftvollen Skulpturen beiseite. Darunter eine seiner wichtigsten, die Bronze "Standbein-Spielbein" und seine Kopf-Skulpturen.

Lüpertz hat von jeher gegenständlich gearbeitet und sich immer wieder auf kunsthistorische Vorgaben berufen. Lüpertz liebt die antike Mythologie mit deren Themen er sich auseinandersetzt. Dabei finden sich immer wieder Motive wie Landschaften, Stillleben, Tierstücke oder Figuren in seinen Arbeiten. Was ihn als Künstler umtreibt, ist die stetige Unzufriedenheit mit seiner Arbeit. Ist eine Arbeit beendet, so ist sie dennoch nicht im besten Sinne vollendet. So muss er eine neue Arbeit beginnen, um diese besser zu machen. Über seine Malerei sagt er selbst: "Die Definition meiner Malerei ist, tote Formen zu belegen. Ich bemühe mich um eine inhaltlose, kalte Malerei, damit Missverständnisse möglich werden." Diese "Missverständnisse" treten wahrlich ein, seine Kunst steht wirklich im Weg, positiv oder negativ. Man mag sie oder lehnt sie ab, Diskussionen werden auf jeden Fall entfacht.

Markus Lüpertz - kein Malerfürst

Diskussionen über sein Werk geht Markus Lüpertz nie aus dem Weg. Sein Part in der Gesellschaft ist, ein Künstler zu sein, allerdings ohne pädagogisch erhobenen Zeigefinger. Die Gesellschaft wird durch Kunst erweitert, dafür setzt er sich mit all seinem Können, seinem Genie ein. Er spricht gern und viel, denn sein Herz ist voll, wie er sagt. Er gibt wohl kaum einen Maler und Bildhauer, der so eloquent über seine Arbeit spricht wie Lüpertz. Mit großem Selbstverständnis und Selbstbewusstsein stellt er sich dar. Aus einfachen Verhältnissen kommend, 1941 im heutigen tschechischen Liberec geboren, flüchtet er 1948 mit seiner Familie ins Rheinland. Nach Beendigung des Kunststudiums an der Kunstakademie Düsseldorf, erfindet Lüpertz sich als Künstlerpersönlichkeit neu und beginnt unbeirrt seine künstlerische Laufbahn, die ihn von 1988-2009 als Rektor der Kunstakademie nach Düsseldorf zurückführt. Heute lebt und arbeitet er in Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe.

Markus Lüpertz - der Malerfürst - das hört er nicht gern. Stimmt, er hat ein Faible für gute Kleidung. Das kommt daher, dass er sich bei seiner Arbeit im Atelier schmutzig macht. Dann liebt er es, sich außerhalb des Ateliers sehr gut zu kleiden, im Maßanzug und maßgefertigten Schuhen inklusive Schmuck und Stock mit Silberknauf. Gut gekleidet zu sein, ist für Lüpertz nicht nur eine ästhetische Verpflichtung, sondern ein Akt der Höflichkeit und des Respekts gegenüber seinen Mitmenschen. Ein Umstand übrigens, der in der heutigen Gesellschaft leider in Vergessenheit geraten ist, so Lüpertz.

Die Ausstellung läuft bis zum 29. Mai 2016

Mehr Infos zur Ausstellung hier

Es gibt auch einen Film. Das für WDR und Arte 2007 gedrehte Filmporträt "Arbeiten für die Ewigkeit" wird im Kubus des Eingangsbereiches gezeigt.

Hier einige Fotos von der Präsentation mit Markus Lüpertz:

MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Philosophenweg 55
47051 Duisburg
www.museum-kueppersmuehle.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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