Das Lehmbruck Museum zeigt die wunderliche Welt der Wiebke Siem

1) Blick in die Ausstellung_Wiebke Siem
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Grotesk, unheimlich, witzig, absurd, befremdlich- das alles trifft auf die Arbeiten von Wiebke Siem zu. Sie sind aktuell in einer großen Einzelausstellung im Lehmbruck Museum zu sehen. Die Ausstellung findet im Rahmen der 36. Duisburger Akzente mit dem Thema „Heimat“ statt. Doch Vorsicht – die vermeintliche „Heimat- Idylle“ trügt!

Es ist die bisher umfassendste Einzelausstellung der Künstlerin (geboren 1954 in Kiel), die unlängst den renommierten Kaiserring Goslar erhielt. Wie auf einer Drehbühne sind die Rauminstallationen angeordnet. Begrüßt wird der Besucher durch einen Teppichklopfer im XXL-Format. Ein Requisit aus früheren Zeiten, das an Kindheit und an heimatliche Wohnstätte erinnert.
Das überdimensionierte Haushaltsgerät wurde aber nicht nur zum Teppichklopfen sondern auch für die Prügelstrafe eingesetzt. Genau dieser Hintersinn und diese Doppelbödigkeit wohnen in all ihren Arbeiten.

Spießigkeit und Muff der Nachkriegszeit

Gemütlich sehen die weißen Küchenmöbel aus Omas Zeiten aus. Doch die Lampe über dem Tisch verheißt nichts Gutes: hat sich da etwa die Hausfrau erhängt? Das Schlafzimmer aus altem Mobiliar mit umgekipptem Stuhl und Monstertraube im Schrank sorgt denn auch eher für Unbehagen und Albträume. Das alte Mobiliar steht nicht für Gemütlichkeit oder Geborgenheit, sondern für Spießigkeit und Muff der Nachkriegszeit. Aus dem mit Wollstoff überzogenen Kleiderschrank im schlichten DDR-Format ragen zwei lange Arme, die Schranktüren sind halb geöffnet. „Der Exhibitionist“, der Name der Arbeit lässt Zweideutiges nur zu gerne zu. Der „Senior“, ein kugelrundes Geschöpf mit überlangen Armen und Beinen, mit klassischem Herren-Wollstoff ummantelt, sitzt derweil auf einer Kommode.

Ein übergroßes Auge beäugt ein kleinbürgerliches Esszimmer, ausstaffiert mit anscheinend wertvollen Masken, die sich als verfremdete Haushaltsgeräte entpuppen. Vertrautes und Fremdes vermischen sich, das irritiert und wirkt verstörend. Monströs, bedrohlich wirken auch die aus der Wand reichenden großen Hände, die sich einem an langen Ärmchen entgegenstrecken. Neben den stofflichen, akkurat genähten Skulpturen werden zum ersten Mal auch Zeichnungen von Wiebke Siem gezeigt. In der großen Glashalle werden die Besucher von schwarz-weißen, marionettenhaften Skulpturen der „Hot Skillet Mama“ Installation empfangen.

Wiebke Siem studierte von 1979 bis 1984 an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Dort hatte sie von 2002 bis 2008 eine Professur für Bildhauerei. Wiebke Siem lebt und arbeitet in Berlin.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 19. April 2015

Weitere Infos unter www.lehmbruckmuseum.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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