"Noch viele Jahre lang habe ich nachts von Duisburg geträumt." JÜDISCHES LEBEN IN DUISBURG VON 1918 BIS 1945

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Ausstellung eröffnet im Kultur- und Stadthistorischen Museum

Führungen - Informationen - Gespräche

Sonntag, 19. April 2015 , 12.00 - 16.00 Uhr

Über Jahrhunderte hinweg waren Juden Teil der Duisburger Stadtgesellschaft. Das Zusammenleben verlief nicht zu allen Zeiten konfliktfrei; aber die Formierung der Arbeiterklasse auf der einen und die Ausbildung der bürgerlichen Gesellschaft auf der anderen Seite hatten die Integration der Juden im 19. Jahrhundert grundsätzlich verbessert. Juden lebten ihre Religion in der liberalen Gemeinde oder in streng orthodoxem Rahmen, manche waren zum christlichen Glauben konvertiert.

Mit Beginn der nationalsozialistischen Machtausübung setzten auch in Duisburg sofort Ausschreitungen gegen Menschen ein, die bis dahin Nachbarn, Kollegen und Kolleginnen, Geschäftspartner, Ärzte, Anwälte, Mitschüler und Mitschülerinnen oder Arbeitgeber waren. Sie wurden nach rein rassistischen ‚Kriterien’ zu Juden erklärt.

Drangsalierungen, Übergriffe, unzählige Verordnungen und Einschränkungen in allen Lebensbereichen grenzten sie aus der „Volksgemeinschaft“ aus, ihr Eigentum wurde „arisiert“, ihre Gotteshäuser zerstört und ihr Leben massiv bedroht. Sie wurden systematisch verfolgt und schließlich ermordet. Nur wenige überlebten die Konzentrationslager – und wo sich vereinzelte Wege der Rettung zeigten, erscheinen sie uns heute wie Lichtblicke in der Dunkelheit.

Die Ausstellung konzentriert sich auf Alt-Duisburg mit seinem Zentrum und Ruhrort sowie Hamborn. Sie skizziert jüdisches Leben in der Weimarer Republik und in der NS-Zeit. Und sie schließt mit den Zeichen einer „Vergangenheitsbewältigung“, den Erinnerungsorten und Formen des Gedenkens nach 1945.

Jüdisches Leben in Duisburg – Von der Jahrhundertwende bis 1933

In den Einkaufsstraßen Duisburgs reihten sich große Kaufhäuser und kleinere Läden – unter ihnen viele, die von Juden gegründet worden waren und im Familienbetrieb oder unter jüdischer Geschäftsführung betrieben wurden. Jüdische Anwaltskanzleien, Arztpraxen, Schneidereien waren selbstverständlicher Bestandteil der Stadtgesellschaft.

Ein breites Spektrum an jüdischen Kultur- und Sozialeinrichtungen, Sportvereinen und politisch-religiösen Organisationen wurde den Ansprüchen und Bedürfnissen der jüdischen Bevölkerung gerecht. Seit 1928 gab die Duisburger Gemeinde ein eigenes Gemeindeblatt heraus.

Der größte Teil der jüdischen Bevölkerung lebte im Duisburger Stadtzentrum in relativer Nähe zur Synagoge – im sogenannten Wasserviertel – und an den großen Einkaufsstraßen, wo sich die Warenhäuser befanden. Auch am Kaiserberg ließen sich jüdische Familien nieder. Das Wohngebiet der ostjüdischen Arbeiter, Handwerker und Kleingewerbetreibenden (Kleinhändler) konzentrierte sich um die Universitäts- und Charlottenstraße; hier befanden sich ihre Betsäle.

Jüdische Kinder besuchten Anfang des 20. Jahrhunderts mehrheitlich die öffentlichen (christlichen) Schulen. An jüdischen Feiertagen und am Samstag, dem jüdischen Sabbat, waren sie vom Unterricht befreit. Daneben gab es – mit Vorläufern im 19. Jahrhundert – seit 1927 wieder eine jüdische Volksschule in Duisburg.

Mit dieser wurde die jüdische Schule in Ruhrort zusammengelegt. 1929 stellte die Stadt eigene Schulräume Am Buchenbaum zur Verfügung. Seitdem besuchten nahezu alle Kinder der jüdischen Gemeinde hier die Grundschule. Ab Oktober 1933 fand der Unterricht außerdem im jüdischen Gemeindehaus an der Junkernstraße statt.

Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll die vielen Facetten des jüdischen Lebens in der Stadt Duisburg.

Zudem erscheint im Mercator Verlag Duisburg ein Begleitband mit zahlreichen Fotografien und Dokumenten

Preis : 11,90.- €

ISBN 978-87463-551-6

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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