OB Sören Link wünscht sich Duisburger Altstadt zurück - Wiederaufbau des Mercatorhauses ist machbar

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So kann man das Resumee der Veranstaltung, zu der nun die bürgerschaftliche Vereinigung proDuisburg in das „filmforum“ am Dellplatz eingeladen hatte, ziehen.

Gut 200 Interessierte waren gekommen, um mit den geladenen Experten über den möglichen Wiederaufbau des Mercatorhauses an alter Stelle sowie über Möglichkeiten zur Finanzierung und einen groben Zeitrahmen zu diskutieren. Man sah den neuen Kulturdezernenten der Stadt Thomas Krützberg, sowie viele Vertreter namhafter Duisburger Vereine und Institutionen, die alle auf das weitere Vorgehen gespannt waren.

Auf dem Podium saßen neben Gastgeber Hermann Kewitz von proDuisburg und Hausherr Kai Gottlob noch Oberbürgermeister Sören Link, Planungsdezernent Carsten Tum, Stadtarchäologe Dr. Kai Thomas Platz sowie Manfred Berns für die zweite bürgerschaftliche Vereinigung der Stadt, die Bürgerstiftung Duisburg.

Nach einleitenden Worten der Begrüßung durch Hermann Kewitz zeigte zunächst Kai Gottlob in einem Kurzvortrag mit alten Zeichnungen und Fotos die Geschichte des Hauses und seines Bewohners, Gerhard Mercator und seinen Erfindungen. In alten Filmszenen sah man das alte Duisburg, wie es bis vor dem 2. Weltkrieg noch existierte, mit engen Straßen und Gassen rund um den Burgplatz, die sich alle an der alten Burgpfalz orientierten.

Luftangriffe zerstörten die alte Stadt

Nur die anwesenden Historiker und Heimatforscher wussten etwas mit Straßennahmen wie Knüppelmarkt oder Georgstraße anzufangen. Dieses alte Duisburg ist, wie es Kai Gottlob noch einmal anhand von Kriegsaufnahmen zeigte, und anhand der Forschungen der ZEITZEUGENBÖRSE noch einmal belegte, in über 300 Luftangriffen im unseligen Luftkrieg verschwunden.

„Diese Luftangriffe haben Fakten geschaffen. Darum möchte ich heute Bilder zeigen von einem Duisburg, das es heute so nicht mehr gibt! Diese alte Stadt hatte über 1000 Jahre Bestand! Das ist das Duisburg, das unsere Großeltern gekannt haben, eine vitale und lebendige Altstadt! Das Herz der Stadt!“ schwärmt Kai Gottlob.

Dank der zahlreichen „Glücksfälle“, wie er sie bezeichnete, sei es möglich, eine seriöse Rekonstruktion nach wissenschaftlichen Maßstäben anzugehen. Neben der Darstellung im berühmten Corputiusplan von 1566 und den Funden vor Ort gibt es auch noch Fotos aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Und vor dem Abbruch des späteren Verwaltungsgebäudes 2 an der Oberstraße sei das Haus noch einmal komplett vermessen worden.

Natürlich müsse man hierfür auch entsprechend werben um die Finanzierung zu gewährleisten. Doch hier, so hatte es Hermann Kewitz bereits in seiner Begrüßung erwähnt, hätten die Duisburger bereits nach dem Krieg gezeigt, dass es geht, und mit bürgerschaftlichem Engagement den Wiederaufbau des Stadttheaters finanziert. Das man als proDuisburg bei diesem Thema „keine“ neutrale Funktion einnehmen wird, musste er hierbei nicht betonen, denn der Einsatz für Duisburg sei Programm seines Vereins.

Duisburg soll wieder eine Seele bekommen

„Wer will in einer Stadt leben, die nur Sorgen hat und keine Hoffnung! Das Mercatorhaus kann ein Zeichen der Hoffnung für Duisburg werden!“ so Kewitz.

Die Wiederaufbauphase hat eine neue Stadt entstehen lassen. Die Entscheidung für eine verkehrsmäßig erschlossene Stadt sei aus heutiger Sicht falsch gewesen. Die Urbanität der alten Zeit gibt es heute nicht mehr.
Der Wettbewerb zur Gestaltung des „Mercator Quartiers“ ist ein wesentlicher Punkt, an den man noch einmal herangehen und den Wiederaufbau mit einbeziehen muss.

„Dieses Konzept müssen wir noch einmal völlig neu aufrollen!“ erklärte der OB hierzu.

Dieser sei ein Imagegewinn für die Stadt, und ein Zeichen für Weltoffenheit und Logistik, die Duisburg prägen. Man kann Duisburg einen Mosaikstein der verlorenen Altstadt zurückgeben und sollte auch in der Zukunft eine kleinteilige Planung forcieren.

Dr. Kai Thomas Platz erklärte aus Sicht des Stadtarchäologen noch einmal die große Bedeutung des Fundes. Die archäologische Bedeutung der Ausgrabung kann einfach nur in Superlativen wiedergegeben werden. Er ging noch einmal auf die städtebauliche Entwicklung rund um die ehemalige Pfalz und die historische Bedeutung des Standortes ein. Ein Steinbau der Salierzeit sei schon ein herausragender Fund und in Deutschland sehr selten. Es ist sogar möglich, dass die Bauhütte, die die alte Pfalzkapelle gebaut hat, auch das Wohngebäude Mercators errichtet hat.

Ein Neuaufbau auf den Mauerresten würde zudem die historischen Funde zusätzlich sichern.

„Dieses ist der beste Schutzbau den wir uns als Archäologen für ein solches Ensemble überhaupt vorstellen können. Dieses ist eine klare Position der Bodendenkmalpflege. Die Stadtarchäologie ist daher ein absoluter Befürworter eines solchen Aufbauprojektes!“ erklärte Dr. Platz.

Bevorzugt wird natürlich die Variante des im Corputiusplan dargestellten Gebäudes zu Lebzeiten des großen Sohnes der Stadt. Archäologisch exakte Pläne werden zur Zeit von ihm erstellt.

Nun war es an OB Sören Link, Farbe zu bekennen, und sich zu positionieren. Doch dieses viel diesem nicht schwer.

„Ich habe den Film von Kai Gottlob nun schon mehrfach gesehen und ich muss sagen, ich bin jedesmal wieder ergriffen und erstaunt, im positiven Sinne, wie schön Duisburg war, wie vital es um das Rathaus und die Salvatorkirche war. Anfangs habe ich immer gedacht, warum soll man da dieses Gebäude wieder aufbauen? Doch mir ist dank Kai Gottlob sehr schnell klar geworden, welche Botschaft dahinter stecken kann, ganz besonders auch für die Duisburger. Und Gerhard Mercator hat sich bewusst für Duisburg entschieden als Stadt der Wissenschaft, als offene Stadt. Und dieses kann ein solches Projekt auch noch einmal deutlich machen.“

Und ganz besonders gefällt dem OB hierbei auch das bürgerschaftliche Engagement. Den Part der Finanzierung eines solchen Projektes, in einer Stadt die keine Geld hat, gab der OB an Planungsdezernent Carsten Tum weiter.

Doch er verfiel nicht darauf, nur zu sagen „Geht nicht!“ Doch im Rahmen des ersten Jahres in der Stadt habe er ebenfalls die Möglichkeiten erkannt, hier Altes mit Neuem zu verbinden und vor allem habe er die Wertigkeit des phänomenalen Fundes erkannt und das ihn von vornherein begeistert hat. Wichtig sei es, ein wiederaufgebautes Mercatorhaus wirtschaftlich zu nutzen.

Manfred Berns erklärte, dass es nur im gemeinsamen Schulterschluss aller Interessierten zu einem positiven Ergebnis kommen kann. Hierfür sind noch viele Gespräche zu führen und eine detaillierte Absprache und Koordination sei hierfür wichtig.

Durch eine Nutzung des Hauses mit hochwertiger Gastronomie, Biergarten und Mieteinnahmen sei dieses aber möglich.

„Wir müssen die Dinge, die mit dem Haus verbunden sind nach außen tragen und aktiv bewerben! Das Haus kann für Offenheit, Internationalität, Bildung und viel mehr Duisburg nach außen positiv darstellen, ein Duisburg auf das wir stolz sein können. Doch „nur“ der Wiederaufbau des Mercatorhauses ist mir zu wenig. Da wäre ich sehr unzufrieden. Wir haben gerade gesehen, wie schön Duisburg Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesehen hat. Wir haben gesehen, wie die Stadt sich zwischen Rathaus und Mercatorhaus dargestellt hat.

Ich sehe den Wiederaufbau des Mercatorhauses als Impuls, als ersten Schritt. Doch es kann nicht der letzte Schritt sein, sondern eigentlich müsste man jetzt anfangen, weitere Schritte und Visionen zu entwickeln, wie man die Innenstadt rund um den Burgplatz gestalten kann. Und dieses in mehreren Etappen.

Mir geht es darum, nach dem Wiederaufbau nicht zu sagen, ja das war es jetzt, sondern ich würde gerne einen roten Faden der Entwicklung aufzeigen, was kann passieren mit der alten Straßenführung rund um den Burgplatz. Kann man da nicht evtl. auch im alten Stil wiederaufbauen?

Und dieses eben nicht nur um des Wiederaufbaues wegen, sondern um Duisburg wieder ein Srück Seele zu geben! Im Moment ist der Burgplatz eine städtebauliche Schande! Und hier müssen wir nach einem Weg suchen!“

Auch in Zukunft wird es weitere Diskussionsrunden und Treffen geben!

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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