Rettet "Die Säule": Breites Bündnis gegen drohende Schließung des Kleinkunsttheaters

Schauspieler Horst Naumann, Mitarbeiter, Freunde und Förderverein des Kleinkunsttheaters „Die Säule“ bitten jeden Samstag von 12 bis 15 Uhr vor dem Forum auf der Königstraße um Unterschriften für den Erhalt der Kultureinrichtung am Dellplatz. Foto: Hannes Kirchner
  • Schauspieler Horst Naumann, Mitarbeiter, Freunde und Förderverein des Kleinkunsttheaters „Die Säule“ bitten jeden Samstag von 12 bis 15 Uhr vor dem Forum auf der Königstraße um Unterschriften für den Erhalt der Kultureinrichtung am Dellplatz. Foto: Hannes Kirchner
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20-jähriges Bestehen könnte „Die Säule“ am Dellplatz im kommenden Jahr feiern. Könnte, wohlgemerkt. Denn das überaus erfolgreiche Kleinkunsttheater soll ab der Spielzeit 2015/2016 dem Rotstift zum Opfer fallen. Es findet sich auf der über 100 Punkte umfassenden „Tränenliste“ der Verwaltung wieder, mit der diese insgesamt 10,7 Millionen Euro einsparen will und muss. Für Künstler, Freunde, Fans und Förderverein heißt das nun: Rettet die Säule!

„Dass die Stadt sparen muss, ist klar. Wir wollen auch nicht nach dem St. Florians-Prinzip verfahren, nach dem Motto: Lasst uns in Ruh‘, macht andere zu.“ Die bekannte Unternehmerin Gabriela Grillo, seit zehn Jahren Vorsitzende des Fördervereins der „Säule“, Künstler und Freunde des Hauses wollen stattdessen gemeinsam ihren finanziellen Beitrag dazu leisten, das Haus zu retten.

So sollen die Karten und Abo-Preise fürs Kleinkunsttheater um zehn Prozent erhöht werden, wollen die auftretenden Künstler auf zehn Prozent ihres Honorars verzichten. Dabei geben sich so namhafte Schauspiel-Stars wie Christian Kohlund, Christian Brückner, Martin Armknecht oder Kabarett-Größen wie Thomas Freitag und Henning Venske (allesamt auf dem Spielplan 2014/2015) eh für ein höchst bescheidenes Salär in Duisburg die Ehre.

Gagen kann „Die Säule“ seit jeher nicht zahlen, dazu fehlen ihr die Mittel. Die Künstler erhalten die Abendeinnahmen. Bei moderaten Ticket-Preisen um die 12/15 Euro und gerade mal 99 Plätzen im kleinen, heimeligen Theater keine Unsummen für weithin bekannte Künstler.

Mit 10000 Euro will man so die Stadt entlasten. Die verspricht sich von der Schließung der „Säule“ eine jährliche Kostenersparnis von bis zu 190000 Euro. Eine Summe, die Fördervereinsvorsitzende Gabriela Grillo nicht nachvollziehen kann. Rund 21000 Euro im Jahr müssen für den Theaterbetrieb aufgebracht werden, die Betriebskosten des Hauses (Miete, Strom etc.) belaufen sich auf 49000 Euro, 70000 Euro betragen die Personalkosten für eineinhalb Beamtenstellen. „Wobei sie Beamten ja nicht kündigen können, oder?“, fragt Gabriela Grillo.

Der Förderverein bezuschusst mit jährlich 4000 Euro zwei weitere, von der Arbeitsagentur mitfinanzierte Stellen, unterstützt die im Hause ansässige Laientheatergruppe „Best Ager“. Dazu kommen ehrenamtliche Helfer, ohne deren Engagement der Betrieb der „Säule“ kaum möglich wäre.

Eine Schließung des Hauses macht auch aus einem weiteren Grund kaum Sinn für Freunde und Förderer. Die „Säule“ mit ihren 93 Vorstellungen in der Saison (zwei Drittel Gastspielbetrieb, ein Drittel Programmpunkte der freien Duisburger Szene) ist nahezu immer ausverkauft. Bei 90 bis 100 Prozent liegt die Auslastung. „Eines der ganz wenigen Häuser in Deutschland, die eine solche Auslastung haben“, betont Gabriela Grillo.

"Es ist für Künstler eine Ehre, hier aufzutreten"

Und eines der wenigen Häuser, das für große Namen der Künstlerszene zum immer wieder gerne besuchten Zuhause geworden ist. So wundert es nicht, dass sich beispielsweise Schauspieler Hans-Peter Korff („Diese Drombuschs“) gemeinsam mit Ehefrau und Schauspielerin Christiane Leuchtmann in Sachen Schließung mit einem Brief an OB Link gewandt hat. Darin schreibt er: „Es ist für Künstler eine Ehre, hier aufzutreten. Sie wissen, was das Theater zahlen kann. Die Crème deutscher Schauspieler und Kabarettisten wurde geladen und alle sind sie gekommen. Auch wir sind einige Male aufgetreten und es war eine große Freude. Wir möchten Sie inständig darum bitten, Ihren Plan, die Zuwendungen für diese die Stadt bereichernde Einrichtung einzustellen, ernsthaft zu überdenken.“

Ob die „Säule“ ihr 20-jähriges Bestehen im kommenden Jahr frohen Herzens feiern kann, darüber und über die weiteren Punkte der Tränenliste entscheidet der Rat in der Sitzung am 24. November.

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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