"Wenn man zusammen getanzt hat, kann man zusammen leben": Danceprojekt mit Duisburgern und Geflüchteten

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Etwa 150 Jugendliche und Erwachsene aus Duisburg, darunter Geflüchtete aus verschiedenen Herkunftsländern, proben derzeit für das Community Tanzprojekt „Tanzen für ein besseres Leben - Exile“. Dieses wird gemeinsam mit den Duisburger Philharmonikern am 23. und 24. September, jeweils um 19.30 Uhr, im Großen Saal des Theaters Duisburg aufgeführt.

Künstlerischer Direktor ist der britische Star-Choreograph Royston Malboom. Er ist der Begründer der sogenannten Community-Dance-Bewegung, die Tanzprojekte für Menschen unabhängig von Talent, Erfahrung, Alter oder sozialer Herkunft initiiert. Malboom ist auch in Duisburg „kein Unbekannter“. Von 1990 bis 1997 leitete er im Rahmen der Duisburger Akzente das Europäische Jugendtanzfestival. Das Duisburger Tanzprojekt folgt Malbooms Credo: „Wenn man zusammen getanzt hat, kann man zusammen leben.“ Die Duisburger Laien-Tänzer kommen zu einem Drittel vom Max-Planck-Gymnasium, aus einer Internationalen Vorbereitungsklasse am Sophie-Scholl-Berufskolleg, aus den Übergangswohnheimen an der Memelstraße und in Rheinhausen, von der Sprachschule "Kommunikation Acoun und Scholten" aus Wanheimerort sowie vom Jugendtanztheater und dem Duisburger Tanztheater Ulla Weltike. Nach Proben an verschiedenen Trainingsorten trafen sich alle auf der Bühne des Duisburger Theaters. Die Tänzer konnten dort erstmals die Musik live erleben. Dr. Alfred Wendel, Intendant der Duisburger Symphoniker, erzählt: „Das ist auch für unsere Musiker enorm spannend. Wir wollen den jungen Leuten dabei helfen, sich in unsere Musik reinzufühlen.“

Das Stück „Exile“ handelt von Menschen, die ihre Heimtat verlassen müssen und auf ihr neues Umfeld treffen. Für die Nachwuchstänzer galt es Choreografien zu erarbeiten, in denen sie einander etwa hochheben, sich fest umarmen oder jemanden tragen, der verletzt ist. Ulla Weltike, 
künstlerische Leiterin und Co-Choreografin: „Wir konnten sehr viel davon lernen, mit welcher Leidenschaft und Präsenz die Heimatsuchenden etwa die schwierige Hürde meisterten fokussiert da zu stehen.“

Verantwortung, Respekt und Toleranz

Gemäß dem Malboomschen Zitat „You can change your life in a dance class“ lernen die Teilnehmer auch Verantwortung zu übernehmen, Respekt zu lernen und Toleranz zu üben. Dr. Alfred Wendel: „In dieser Zeit, wo viele Menschen zu uns kommen, die auf der Flucht sind, ist dieses Projekt besonders wichtig.“ So geht es bei den Proben auch um Fragen, wie man miteinander umgeht. „Wir wollen ja gemeinsam leben, also müssen wir auch gemeinsam Dinge ansprechen über den Körper und Bewegungen,“ sagt Ulla Weltike. Daher liegt der Fokus auch auf Wertevermittlung, Diskussion von Werten und zu lernen, dass in unterschiedlichen Kulturen jeweils andere Werthaltungen herrschen.

Musikalisch fügt sich dieser zweite Teil des Abends in John Adams „Harmonielehre“, einem Meisterwerk des 20. Jahrhunderts ein. Wendel: "Das farbenreiche Werk ist eine wunderbare Folie für die Geschichte, die erzählt wird", so Wendel. Ein Novum: Das Orchester wird im hinteren Teil der Bühne sitzen. Denn: „Wir wollen die Barriere zwischen Musik und Tanz aufheben,“ so Wendel. Den ersten Teil bestreitet ein internationales Ensemble mit „de Fence“ zum „Marimba Spiritual“ von Minoru Miki. Daraufhin folgen „Migration Birds“ mit Tänzern des Duisburger Tanztheaters sowie Choreographien von Tamara Mc Lorg auf „Giulia, giorni dispari“ von Ludovico Einaudi für Klavier und Cello. Die lebensfrohe Malboom-Choreographie „Hook“ für vier Schlagzeuger, mit Musik von Graham Fitkin, beschließt den ersten Teil. Dieses Stück wird in Duisburg uraufgeführt. Wunderschöne „Neben-Geschichte“: Messeret Yirga, die als Trainingsassistentin am Projekt mitwirkt, ist in ihrem Heimatland Äthiopien ein gefeierte Choreographin. Die junge Frau, die einer armen Familie entstammt, wurde durch Royston Maldoom im Jahre 1990 für ein Community Tanzprojekt von der Straße geholt und erhielt eine zertifizierte Ausbildung als Tänzerin. Inzwischen unterstützt die junge Äthiopierin andere Frauen darin, Bildung zu erlangen und unabhängig zu sein.

Infobox:

Der britische Choreograph Royston Maldoom initiierte im Jahre 2004 ein Projekt mit 250 Berliner Kindern und Jugendlichen aus „Problemschulen“ und 25 Nationen, den Berliner Philharmonikern und deren Chefdirigent Sir Simon Rattle zum Ballett „Le Sacre du printemps“ von Igor Strawinsky. Hieraus ging die preisgekrönte Doku „Rhythm Is it!“ hervor.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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