Ein ganzes Zimmer voller Spiele: Hauptgewinn für die Grundschule Hochfelder Markt

Großer Jubel an der Grundschule Hochfelder Markt: Hier steht jetzt auch Spielen auf dem Stundenplan. | Foto: Frank Preuß
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  • Großer Jubel an der Grundschule Hochfelder Markt: Hier steht jetzt auch Spielen auf dem Stundenplan.
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Es ist ein Kindertraum: Man betritt einen Schulraum, und dort türmen sich haufenweise nagelneue Spiele in allen Größen und Farben. Noch eingeschweißt, glänzen sie verführerisch und versprechen viele kurzweilige und spannende Stunden.

Imposante Playmobil-Sets, Strategiespiele, Mandala-Zeichenmaschinen, wissenschaftliche Experimente, lustige Stimmungsmacher: alles, was das Kinderherz begehrt. Ein Riesengewinn für die Grundschule Hochfelder Markt, die beim bundesweiten Wettbewerb "Spielen macht Schule" die Jury überzeugen konnte. Ilona Achterberg ist hier die unterstützende Sozialarbeiterin und freut sich darüber, dass sie mit ihrem Wettbewerbs-Konzept einen Volltreffer gelandet hat.

„Wir brauchen die Spiele immer und überall“, erklärt sie, „denn viele unserer Schüler, besonders die Zugewanderten, haben zu Hause überhaupt keine Spiele und müssen den Umgang damit erst mal erlernen. Spielen ist für Kinder ungemein wichtig. Sie lernen über Rollenspiele das Sozialverhalten, wie man Niederlagen verarbeitet und sich in ein Team einfügt. Ihre Wahrnehmung wird angeregt, und damit grundsätzlich auch die Fähigkeit, in der Schule zu lernen.“

Das ist auch der Hintergrund der Initiative "Spielen macht Schule", die seit 2007 ganze Spielzimmer an Schulen einrichtet, als Preis für ein überzeugendes Konzept zum Thema. Spielen und Lernen gehören für diese Initiative einfach zusammen, und das ist sogar wissenschaftlich belegt: „Spielen macht schlau“, haben Hirnforscher festgestellt. Es fördert die Konzentration, die Koordination und viele andere Fähigkeiten der Kinder. Dieselben Hirnforscher haben auch herausgefunden, dass klassische Spiele zum aktiven Mitmachen und Anfassen wesentlich förderlicher für Kinder sind als die modernen Medien. PC-Spiele, Konsolen, Fernseher und Handys seien dagegen Kreativitäts- und Bewegungshemmer.

Spielen macht schlau

Viel bewegt haben sich die neunjährige Henna und der zwölfjährige Samir, um mit den Lehrern die Spiele in die dritte Etage hoch zu schleppen und nach Klassen und Jahrgängen zu sortieren. Das war schon ein ordentliches Stück Arbeit. Später werden die Spiele dann auf die einzelnen Klassen verteilt.

Henna betrachtet die aufgetürmten Spiele und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: „Zuhause habe ich so etwas überhaupt nicht, sondern nur ein paar Plüschtiere“, erzählt sie, und würde sich aus den neuen Spielen „Einfach genial“ herauspicken, „denn das sieht so aus, als ob es Spaß macht, damit zu spielen.“

Samir ist im ersten Moment total überfordert mit der Frage, "welche Spiele würdest du mit nach Hause nehmen, wenn du dürftest?“ „Ein Uno Kartenspiel“, sagt er bescheiden, "dann noch Halligalli. Ich habe zuhause kein eigenes Spielzeug, deshalb spiele ich öfter mit meinem kleinen Bruder, der ist drei Jahre alt.“

So verwöhnt wie viele Kinder heutzutage sind also längst nicht alle Schülerinnen und Schüler in unserer Stadt. Umso mehr freut sich Schulleiterin Jennifer Poschen über den Spielesegen: „Der Gewinn ist großartig für unsere Schule, weil viele unserer Kinder das gar nicht kennen. Wir hätten uns so eine Spielausstattung niemals leisten können.“ Das Kollegium hat auch schon viele Pläne rund um das Thema Spielen in der Schule. So sollen auch Mütter und Väter in schulische Spielstunden eingebunden werden, damit sie einen Zugang zum gemeinsamen Spielen bekommen und sich mit ihren Kindern zusammensetzen.

Inspirierendes Schulumfeld

Und auch mit der Schülervertretung hat man einen Deal ausgehandelt, erklärt die Rektorin: „Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Kinder alle zwei Wochen während des Unterrichts miteinander spielen dürfen. Das können wir aber auch nur umsetzen, weil wir ein sehr engagiertes Kollegium haben und die Lehrkräfte sich weit über das normale Maß hinaus für ihre Schüler einsetzen. Langfristig planen wir auch eine Spielzeugausleihe für den Schulhof. Die Kinder können sich dann gegen einen Spielausweis Springseile, Gummitwist, Kreide und andere Dinge ausleihen, um damit an der frischen Luft zu spielen.“

Bewegung und Spaß an der frischen Luft, das macht den Kopf frei für die nächste Unterrichtsstunde. Es tut sich sehr viel Gutes an der Grundschule Hochfelder Markt, da sollte man sich von dem tristen Äußeren des Gebäudes nicht täuschen lassen. Auch ein Blick auf den liebevoll und originell angelegten Schulgarten zeigt, dass hier reichlich Kreativität und Einsatzbereitschaft an den Tag gelegt werden, um den Schülern ein inspirierendes und positives Schulumfeld für alle Sinne zu bieten. Die vielen neuen Spiele sind also genau an der richtigen Adresse gelandet.

Infos:
=> Duisburger Grundschulen, die ein ganzes Spielezimmer oder eine Spielausstattung gewinnen möchten, sollten dafür ein originelles und durchdachtes Konzept einreichen. Beispielkonzepte, Wettbewerbsunterlagen, die Spielauswahl und viele andere Informationen finden Interessierte im Internet unter www.spielen-macht-schule.de.
=> 2.000 Schulen haben bundesweit schon bei "Spielen macht Schule" gewonnen. Die Initiative wurde vom Verein "Mehr Zeit für Kinder" ins Leben gerufen und findet Unterstützung durch 16 Kultusministerien und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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