Er hängt an der Nadel

Eigentlich hatte ich das Café mit Außenterrasse zur Entspannung aufgesucht, doch nur einen Schluck Cappuccino später standen mir die Haare zu Berge. Am Tisch hinter mir saß ein junger Mann, der seine weibliche Begleitung lautstark durch vermeintliches Heldentum zu beeindrucken trachtete – und zwar durch Schmerzfreiheit in Sachen Tattoos. Ich korrigiere: Schmerz spürte er durchaus, trotzdem hing er an der Nadel. Und das klang so: „Hömma, du glaaaauuubst nicht wiiiieeee weeeeh datt tut. Boah, da geeeh ich kaputt! Und wenn die Nadel Ewigkeiten unter die Haut sticht, da willse lieber tot sein.“ Mir war auch schon ganz flau. Da seine Begleitung sich jedoch völlig unbeeindruckt zeigte, ging der Körperkünstler zu schaurigen Piercing-Erlebnissen über – nur vergleichbar mit Nahtoderfahrungen. Als endlich all sein Blut verspritzt war, trat Stille ein. Dann fragte seine Begleitung trocken: „Sachma, wenn das alles so weh tut, warum machste den Scheiß dann überhaupt?“ Spontan prustete ich in mein Heißgetränk – und verbrühte mir die Hand. Also, wenn ich demnächst mit jemandem Kaffeetrinken gehe, werde ich ihn nachhaltig mit meinen Branding-Erfahrungen beeindrucken können! Wenn die heiße Flüssigkeit über den Handrücken läuft – boah glaubse!

Autor:

Claudia Brück aus Düsseldorf

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