Zwischen Steigerlied und Grubenlampen - Fritz Gründer erhält für seine Bergbauleidenschaft viel Beachtung

Zu jeder Grubenlampe hat Fritz Gründer eine passende Geschichte parat, die er gerne erzählt, erläutert und erklärt.
Fotos: Reiner Terhorst
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„Ach, wissen Sie, irgendwann habe ich aufgehört zu zählen“, lacht Fritz Gründer. Er meint seine stattliche Anzahl an historischen Grubenlampen, die allesamt in vorwiegend deutschen Bergwerken zum Einsatz kamen. Vom Zufallssammler ist er längst zum geschätzten Experten avanciert, wenn es um das Grubenlicht der Bergmänner geht.

„Eigentlich“, so sagt er in unserem Gespräch, wollte ich vor gut 20 Jahren auf einem Trödelmarkt Stahlnadeln für mein altes Grammophon kaufen. Die Nadeln habe ich nicht bekommen, dafür hab‘ ich eine alte Grubenlampe nach Hause geschleppt.“ Das war dann gewissermaßen der Startschuss für ein nicht gerade alltägliches Hobby. Und vorauszusehen war es ohnehin nicht, denn im Grunde genommen hatte der heute 77jährige Ur- und Herzens-Marxloher mit dem Bergbau abgeschlossen.

Zehn Jahre lang hatte er auf der Zeche Walsum gearbeitet, davon zwei Jahre untertage. Aber die vielen Gespräche und regelmäßigen Kontakte zu den Kumpels haben ihn geortet. Er hat Stallgeruch geschnuppert. Offensichtlich ist er den nicht losgeworden, obwohl er nach seiner Zechenzeit viele Jahre erfolgreich und zufrieden als technischer Mitarbeiter gearbeitet hat.

Manches alte Schätzchen war in desolatem Zustand

Die schwere Arbeit der Bergleute weiß er bis heute zu schätzen. „Schließlich“, resümiert er, „haben sie ganz entscheidend zum deutschen Wirtschaftswunder beigetragen. Aus seinen Worten klingen Respekt und Anerkennung. Beides hat Fritz Gründer mittlerweile auch für seine imposante Sammlung erhalten, vor allem dann, wenn er zu den einzelnen Grubenlampen die passende Geschichte parat hat. Manches alte Schätzchen war in einem desolaten Zustand. Er hat sie alle wieder hingekriegt, sie funktionieren, sie leuchten.

Sein Steckenpferd erfüllt ihn, nimmt breiten Raum ein, und das im wahrsten Sinn des Wortes. Seit langen Jahr wohnt er in einem Haus der Wohnungsgenossenschaft Hamborn mitten in Marxloh, einst von Zechen „umgeben“. Ein Zimmer seines gemütlichen Zuhauses hat das Ambiente eines richtigen kleinen Bergbaumuseums. Nicht selten hat er stunden- oder tagelang getüftelt, gebastelt und repariert. Besonderes Geschick erforderte dabei die Reparatur von Kopflampen, die in den Helm integriert waren. Unterschiedliche Magnetverschlüsse machten ihm das Leben mitunter schwer.

Etliche Schmuckstücke haben Jahrzehnte auf dem Buckel

Manche seiner „Schmuckstücke“ haben schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel. Die älteste Grubenlampe in seinem Besitz ist um 1870 hergestellt worden. Neben Lampen aus klassischen Kohlebergwerken kamen im Laufe der Zeit solche aus Kali- und Salzbergwerken hinzu. Einige Lampen stammen aus Frankreich oder England, die überwiegende Zahl aus deutschen Gruben.

Fritz Gründer hat entsprechende Börsen und Fachmessen besucht, meist begleitet von seiner Frau Roswitha, die stets großes Verständnis für das ungewöhnliche Hobby ihres Mannes aufbringt. Zu den Lampen ist vieles hinzugekommen, was „seinen“ Raum wirklich zu einem kleinen Bergbaumuseum macht: jede Menge Fachliteratur, Muster von Förderseilen, Bilder, Werkzeuge, eine Untertage-Wasser-Schlagbohrmaschine. „Und“, so lacht der Bergbau-Experte, „eine Ratte ist dabei.“ So nennt der Kumpel eine kleine Maschine, die in der „Strecke“ das einsickernde Wasser absaugt.

Sorgfältig dokumentiert wie ein Museumsdirektor

Aus etlichen stillgelegten Bergwerken und durch ein gutes Netzwerk der Sammlerkollegen und Tauschfreunde ist er vielfach an die Raritäten gekommen. Sein Hobby ist bekannt. Eine Grubenlampe hat er von seiner Friseurin bekommen: „Sie sammeln doch die Dinger.“ Eine andere hat er in einer Marxloher Gaststätte entdeckt. Weitere kaufte er halt auf Fachbörsen und -märkten. Etliche seiner Exponate hat Gründer sorgfältig dokumentiert, wie ein „richtiger“ Museumsdirektor. Verkaufen will er keines seiner Sammlerstücke.

Ein einziges Mal hat er eine Grubenlampe verschenkt. Die bekam Johannes Schneider, langjähriger Technischer Vorstand der Genossenschaft WoGe Hamborn, bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben als kleines Dankeschön von Fritz Gründer, der zurzeit allerdings in intensiven Gesprächen mit dem Hamborner Heimatverein ist. Dessen Vorsitzender Jörg Weißmann zum Wochen-Anzeiger: „Diese tolle Ausstellung muss doch irgendwann mal einer breiten Öffentlichkeit gezeigt werden.“

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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