Sie haben ihren Job zum Fressen gern: Beweidungsprojekt mit Ziegen am Duisburger Haubachsee

Fotos: Marjana Križnik
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Sie arbeiten gründlich, kostengünstig und haben ihren Job „zum Fressen gern“: Bereits zum dritten Mal führt die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet am Haubachsee an der Sechs-Seen-Platte ein Beweidungsprogramm mit Ziegen durch. Dieser Tage war großer „Almauftrieb“.

Die Türe des Transporters öffnet sich und 20 Ziegen und Schafe strömen ins Freie. Ein kurzer Blick ins Terrain und schon „erkennen“ die Tiere ihre künftige Aufgabe: Im nu nehmen sie das üppig bewachsene, eingezäunte Terrain am östlichen Ufer des Haubachsees in Beschlag. Mit sichtlichem Appetit beginnen die Thüringer Waldziegen und Kamerunschafe Gräser und Grün der Gehölzer und Büsche zu verspeisen. „Ziegen fressen alles rigoros weg“, sagt Landschaftsarchitekt Stephan Müller von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet e.v. zur Projekt-Idee, die Tiere zur Grünpflege am Haubachsee einzusetzen. Die Beweidung mit Ziegen sei außerdem kostengünstiger und erfolgreicher als der Einsatz von Mensch und Maschine. Müller: „Es bringt nichts, mit Maschinen zu arbeiten, da man irgendwann nicht mehr Herr der Sache wird, denn jeder gestutzte Pin bringt acht neue Austriebe hervor. Wir haben gemerkt, dass wir mit unserem Personal nicht mehr hinterher kommen.“

Mit Beweidungsprojekt Artenvielfalt erreichen

Der Haubachsee ist der einzige See der Sechs-Seen-Platte, der der Natur vorbehalten ist. „Mit dem Beweidungsprojekt wollen wir eine Artenvielfalt erreichen,“ umreißt Stefan Müller das Ziel der Maßnahme. Denn das Terrain bietet eine größere Artenvielfalt, wenn es offen gehalten wird. Das Problem sind nicht die Stauden, sondern die Verholzung. „Am Standort gibt es viel Birke, Erle, Brombeere und Ginsterarten, die möchten wir hier nicht haben,“ erklärt Müller.
Selten gewordene Tier- und Pflanzenarten sind auf den offenen Sandsteinort am Haubachsee angewiesen. „Nach der Freistellung haben wir die westliche Beißschrecke entdeckt, die es vorher nicht gab“, freut sich der Landschaftsarchitekt und fährt fort: „Das ist ein Indiz dafür, dass wir mit der Maßnahme richtig liegen.“ Außerdem leben hier nun mehrere neue Vogelarten, Reptilien, wie die Zauneidechse, der Feldlaufsandlaufkäfer, der kleine Wasserfrosch, selten gewordene Libellenarten - wie die glänzende Smaragdlibelle und die gemeine Winterlibelle – sowie der Sumpf- und Moorbärlapp und die Zwiebelbinse als seltene Pflanzenarten. „ Müller: „Diese Tier- und Pflanzenarten sind die Spitze einer Pyramide. Wenn es hier stimmt, dann wirkt sich dies positiv auf die ganze Pyramide aus.“ Außerdem seien Rote-Liste-Arten dabei, „die im Ruhrgebiet kurz davor sind, auszusterben und bundesweit nur an wenigen Standorten vorkommen,“ fährt Stefan Müller fort.

Die Ziegen und Schafe verbleiben auf dem 2.3 Hektar großen Gelände bis zum Herbst. Wenn das Grün nachlässt, ziehen sie in ihr Winterquartier auf einen Hof in Oberhausen um. Da Regen nicht wirklich Ziegensache ist, steht den Tieren als Unterstellmöglichkeit ein Ziegentunnel zur Verfügung. Ein Anwohner wird erneut täglich - ehrenamtlich - nach dem Rechten sehen. Außerdem wird das Gelände durch eine GPS-Kamera überwacht. Stefan Müller: „Die Seite zum See ist eine Schwachstelle, da setzen wir darauf, dass Hundebesitzer ihre Tiere nicht durch den See ans Ufer schwimmen lassen.“

Info:

Seit 2003 werden am Haubachsee (vor der Auskiesung Teil eines Forstwaldes) Pflegemaßnahmen unterhalten. In Kooperation mit der Stadt Duisburg hat die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet in den letzten zwei Jahren Pflegeeinsätze als Voraussetzung für das Beweidungsprojekt durchgeführt. Die Umwidmung als Naturschutzgebiet steht vor bevor. Zwei- bis dreimal im Jahr bietet die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet dort Exkursionen unter fachkundiger Führung an. Infos und Anmeldung unter 0208/4686094

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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