Sprung ins Wasser könnte tödlich enden

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Das Naturidyll am Waldsee wird nicht nur von Anglern, Joggern, Hundehaltern und Spaziergängern besucht. Hier wild gecampt, gegrillt, Partys gefeiert und Mountain-Bike gefahren ohne Rücksicht auf die Natur zu nehmen. Müllberge, zerstörte Vegetation, Schilf und Fischlaichgehege sind die Folge. Der angebliche Gaudi, den 5 junge Männer im 3 Jahre alten YouTube-Video „Bang-Boat-News-Waldsee“ zeigen, findet Nachahmer, die das Badeverbot missachten. Sie fahren mit Fahrrädern am Nordufer auf eine Rampe zu und stürzen über die steinige Klippe ins Wasser. Der flapsige Spruch „ich will Euch sterben sehen“ von David W. im Video könnte traurige Realität werden.

Aufrechte Eisenstangen ragen heraus

Denn bei Tauchgängen der „Taucher im Nordpark Duisburg e.V.“ (TIND) wurden am letzten Samstag in diesem Bereich zahlreiche Eisenstangen, Stahlrohre, Moniergeflechte, Eisenkäfige und ein Fahrrad gefunden. Diese ragen teilweise in 2 bis 3 m Tiefe aufrecht aus dem Grund heraus. Verletzungen oder beim Sprung ins Wasser aufgespießt zu werden, sind nicht auszuschließen. Derzeitig sinkt der Wasserstand und ist knapp 1 Meter höher als Norm. Bei den ersten Tauchgängen am Nordufer dokumentierten die TIND-Aktivisten im Auftrag des Eigentümers –dem Regionalverband Ruhr (RVR)– Betonplatten, Stahlösen, Eisenrohre, Monierelemente, Eisenverstrebungen und Reifen. Giftfässer, Autowracks, Fliegerbomben, Diebesgut, etc., wie es unzählige Gerüchte besagen, wurden bisher nicht gesichtet. Aber eines ist jetzt schon klar, die Schilder „Baden und Tauchen verboten“ werden weiterhin warnen müssen.

Gefährdung durch Schutt und Schrott

Im letzten Sommer machten die 6-Seen-Platte, Toeppersee und Uettelsheimer See in Duisburg durch ein Unglück eines Hundes beim Springen in einen der mit Schutt und Schrott verfüllten Seen Schlagzeilen. Ich wies als Bürgerreporter mit einer Fotodokumentation auf ähnliche Gefahrenquellen für Natur, Mensch und Tiere in den Uferlagen des Waldsees hin. Der RVR reagierte nach einer Ortsbegehung sofort und beseitigte Eisen, Stahldrahtseile, ein Fass und Unrat bis zur Wasserlinie. Beim abschließenden Ortstermin mit dem Duisburger Ratsherrn Bruno Sagurna und den zuständigen RVR-Mitarbeitern Gerhard Klesen und Ulrich Graefer regte ich Tauchgänge zur Ergründung des Gefahrenpotentials unterhalb der Wasserlinie an. Sagurna versprach Abhilfe und setzte sich bei RVR-Versammlungen dafür ein.

Mit Unterwasserkameras und GPS

Versprochen - Gehalten: Bei einem ersten Termin informierte der Vorsitzende der Taucher, Peter Hoppe, vor Ort die Ratsherren Bruno Sagurna (SPD) und Claus Peter Küster (FBG-Moers), Uwe Schrott (Angelverein ASV Rheinpreussen Waldsee e.V.) und mich. Akribisch wird mit Unterwasserkameras und GPS Fundorte von Unrat auf einer Seekarte erfasst. Nach dem Abriss des Kiesbetriebes wurden laut Uwe Schrott die Trümmer liegen gelassen und geflutet - gängige Praxis in Zeiten, wo man den Begriff „Umweltschutz“ noch nicht kannte. Von Umweltskandal spricht daher keiner, man ist froh über die stattfindenden Tauchgänge. „Es gab Verzögerungen bei der Genehmigung und durch den anhaltenden Winter“, erklärt Ratsherr und RVR-Vertreter Sagurna den Antragsprozess. Das Tragen von Trockentauchanzügen, damit kein Wasser an die Haut der Taucher kommt, ist eine der gestellten Auflagen zum Abtauchen des Gewässers der Gefahrenklasse 2. „Im See gibt es 3 Stellen bei 9 bis 11 m Tiefe mit erhöhtem Schwefelwasserstoff“, gibt Uwe Schrott als mögliche Erklärung.

Angler sauer über die Zerstörung der Natur

Die Angelvereine haben den Pachtvertrag zur Wasserflächennutzung verlängert. „Die jährliche Pacht beträgt 12.000 €. Desweiteren müssen wir strenge Auflagen zur Hege und Pflege des guten Fischbestandes und des natürlichen Umfeldes umsetzen“, benennt Schrott. Verständlich, dass die Angler sauer über die Zerstörung und Missachtung der Natur sind. Ratsherr Sagurna regt einen „Runden Tisch“ an: „Bei der Auswertung aller Ergebnisse, also der Tauchgänge und zusätzlicher Wasserproben, sollen alle Nutzer und Anwohner des Waldsees mit einbezogen werden und Lösungen bzgl. der gemeinsamen Nutzung dieses Naturidylls erarbeiten.“ Zustimmung vom Ratsherrn Küster erhält Sagurnas Vorschlag, eine ganzheitliche Umweltbetrachtung mit den Arealen der benachbarten Halden und Industrieflächen vorzunehmen.

Bürgermeister in der Pflicht

Namhafte CDU-Politiker aus Moers und Duisburg informierten sich am Samstag bei den Herren Schrott, Hoppe und mir über den Dokumentationsstand. Der Moerser Fraktionsvorsitzende Ingo Brohl lobte das bürgerschaftliche Engagement und überreichte den Tauchern mehrere Kuchenplatten und Getränke zur Stärkung: „Wir sind es unseren Bürgern schuldig, dieses Kleinod städteübergreifend zu pflegen und zu hegen.“ Brohl fordert Transparenz über den Ist-Stand und sieht Chancen in einem „Runden Tisch“ mit klarer Aufgaben- und Zielstellung. Der Duisburger Ratsherr Thomas Kempken wünscht zusätzlich: „Der RVR muss seine Entwicklungsziele für das Areal seit der Übernahme in 2006 vorstellen.“ Beide möchten gemeinsame Anträge erarbeiten und die beiden Bürgermeister in die Pflicht nehmen. Diese sollen auch den Zusammenhang erklären, wieso Schwimmbäder geschlossen werden müssen und Alternativen wie der Waldsee nicht genutzt werden können.

Unterwasserfotos: Taucher im Nordpark Duisburg e.V. (TIND)
Fotos Ortstermin : Christian Voigt

Autor:

Christian Voigt aus Moers

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